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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Loga, Valerian von: Antonis Mor als Hofmaler Karls V. und Philipps II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0126
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Valerian von Loga.

Als der König am 10. August 1559 die Niederlande verließ, um nie mehr dorthin zurückzukehren,
hat ihn Moro nach Spanien begleitet. In dieser Angabe sind alle Biographen einig. Mander: «Als
der Friede zwischen dem König von Spanien und dem König von Frankreich geschlossen war, zog
Moro wieder mit dem König nach Spanien, wo er an seinem Hofe in hohem Ansehen stand, freund-
schaftlich verkehrte und ihn nebst vielen großen Herren porträtierte. Hier erlaubte sich Moro sogar die
Freiheit, dem König, als dieser ihm einmal mit der Hand auf die Schulter klopfte, aus Spaß den Mal-
stock auf die Schulter zu legen — ein bedenkliches Beginnen, denn es ist gefährlich, den Löwen

Sandrart: «Nach geschlossenem Frieden zwischen Frankreich und Spanien kam Moro wieder
nach Madrid und genoß eine besondere Vertraulichkeit bei dem Könige. Das Inquisitionsgericht hatte
ihn in Verdacht, er möchte den König zu sehr auf die Seite der Niederländer ziehen, und wollte ihn
beim Kopfe nehmen lassen. Moro bekam aber Wind davon, bat sich bey Hofe Urlaub aus und gieng
heimlich in die Niederlande. Philippus ließ ihn zwar zu wiederholten Malen wieder nach Spanien ein-
laden, allein Moro traute nicht und schützte von einer Zeit zur anderen vor, er habe zu viel für den
Herzog von Alba zu tun.»

Cean Bermudez: «Ajustadas las paces entre Espana y Francia, volviö al servicio de Felipe II, con
quien logrö tener tal confianza, que daba envidia ä los aulicos. Conoscio Moro que no estaba segura
su persona en medio de tantos favores y distinciones, y pretextando varios motivos, consiguio licencia
del rey para pasar a Bruxelas. Retrato en esta ciudad al duque de Alba y a su favorita.»

Fig. 20. Alonso Sanchez Coello, Königin Anna.
Madrid, Museo del Prado.

zu berühren. Diese Vertraulichkeit
hätte ihm übel bekommen kön-
nen, wenn er nicht von einem
hochstehenden spanischen Edel-
mann aus Freundschaft und Zu-
neigung gewarnt worden wäre;
denn die von der Inquisition be-
gannen sehr eifersüchtig zu wer-
den und zu argwöhnen, daß er
den König zu sehr in die nieder-
ländischen Angelegenheiten ein-
weihen möchte, so daß sie beab-
sichtigten, ihn gefangennehmen zu
lassen. Deswegen verließ Moro
schnell und unter einem erdich-
teten Vorwand und mit dem Ver-
sprechen, wiederzukommen, Spa-
nien und kehrte in die Niederlande
zurück. Der König, der Moro und
seine Kunst sehr schätzte, bat ihn
zu wiederholten Malen brieflich,
zurückzukehren, was dieser ihm
auf die schonendste Weise ab-
schlug oder was er immer wieder
hinausschob, bis der Herzog von
Alba, der in die Niederlande ge-
kommen war, die Briefe auffieng
und Moro in seinem Dienst ver-
wandte und ihn in Brüssel alle
seine Konkubinen nach der Natur
malen ließ.»
 
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