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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Loga, Valerian von: Antonis Mor als Hofmaler Karls V. und Philipps II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0129
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Antonis Mor als Hofmaler Karls V. und Philipps II. j 2 r

Teppichwirkers von Audenarde Enkelin war durchaus keine aristokratische Erscheinung Zu dem Bild-
nis Mors scheint des römischen Jesuiten Strada Charakteristik trefflich zu passen. «Sie sah so aus daß
man sie leicht für einen in Weiberkleidern steckenden Mann halten konnte. Selbst ein Anflug von Bart
auf Kinn und Oberlippe fehlte nicht. Auf der Jagd entwickelte sie eine Kraft und Geschicklichkeit
durch die sie selbst Männer übertraf. Sogar die Krankheit, an der sie zu leiden pflegte war von einer
Art, wie man sie bei Frauen selten trifft, das Podagra. Zu Ostern pflegte sie zwölf Jungfrauen den
Schmutz von den Füßen zu waschen.»

Daß Mor auch zu dem Hause
Oranien in Beziehungen getreten ist,
beweist, wenn auch das aus der Samm-
lung Secretan für das Mauritshuys er-
worbene, 1561 datierte Bildnis nicht
für das des großen Schweigers gelten
kann, das in Houbrakens Stich erhaltene
Porträt Annas von Sachsen, der zweiten
Gemahlin Wilhelms I.

Später, das heißt nicht vor dem
22. August 1567, trat Mor in den Dienst
des Herzogs von Alba, dessen Freun-
dinnen er malen mußte. Die rothaarige
Schönheit mit den blauen Augen (Fi-
gur 17) und jene beiden anderen reich-
gekleideten Damen im Prado-Museum1
(Fig. 18 und 19), deren Entstehung dem
Kostüm nach in diese Zeit fällt, ge-
hören wohl in diesen Kreis.

Im Jahre 1570 wurde Anna von
Österreich, die Tochter Maximilians II.
und der Infantin Maria, ihrem Oheim
Philipp als vierte Gemahlin zugeführt.
In Antwerpen, wo Vredeman de Vries
zu ihrem Empfang eine Festdekoration
anfertigen mußte,2 hat die Braut der
Hofmaler des Königs konterfeit. Das
Gemälde, welches unlängst aus Schön-
brunn der kais. Gemäldegalerie ein-
verleibt wurde (Taf. XXV), trägt auf
der Stuhllehne die Bezeichnung: An-
tonius Morus faciebat a° 1570. Eine Studie zu dem Kopf bewahrt das Cabinet des Estampes in Paris
Auch in jener Dame des Prado-Museums,* die seit altersher als das Bildnis einer habsburgischen Prin-
zessin galt (Fig. 20), hat Zimmermann die Königin Anna erkannt.

Fig. 21. Antonis Mor. Bildnis einer Unbekannten.
Wien, kais. Gemäldegalerie.

Hatte Antonis früher Fürsten und historische Persönlichkeiten gemalt, so fand er jetzt seine Mo-
delle in dem mächtig aufkommenden Bürgertum. Dem greisen verehrten Lehrer zollte er mit dem

Nr. 1491.

Karel van Mander, Editio Hymans, II, 102 f. — Heinrich Zimmermann, dem ich manche wertvolle Hinweise wäh-
rend dieser Arbeit verdanke, hat mich auf das Bild und diesen Zusammenhang aufmerksam gemacht.
3 Museo del Prado, Nr. 1037.
 
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