Über einige Werke Michelangelos in ihrem Verhältnisse zur Antike.
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hat die Proportionen von Hand und Kopf gesteigert, auf Schönheit der Linienführung verzichtet, das
leise Anlehnen des Dionysos, durch das beim antiken Werke die Schmiegsamkeit des jugendlichen Leibes
trefflich zum Ausdruck kam, fallen gelassen, dagegen durch die scheinbar ganz geringfügige Änderung,
daß der Silen die Hüfte des Gottes umfaßt und stützend an sich zieht, jene Zickzacklinie in die Figur
gebracht, die das Harte und Eckige der Bewegung nicht unwesentlich bedingt. Er hat schließlich auch
dadurch, daß er seinen Bacchus in bewußtem Gegensatz zur Antike mit gespreizten Beinen darstellte,
1%
Fig. 3. Medaillon vom Palazzo Riccardi (Donatello).
jenes «abscheuliche Dreieck zwischen den Beinen» veranlaßt, in dem wir beim David nichts anderes zu
erblicken vermögen als die Konsequenz seiner Übereinstimmung mit der für eine Gruppe komponierten
Relieffigur — wobei der Zustand des verhauenen Blocks, den der Künstler benützte, ja ganz leicht zur
-Anlehnung an Donatellos Schöpfung angeregt haben mag.
Haltung, Körperformen und Proportionen können somit nicht als vollgültige Zeugen für Michel-
angelos Stilisierung in der Richtung zum Häßlichen hin geführt werden. Vielmehr scheint die Gestalt
schlanker, wenn auch markiger geworden zu sein, die Haltung ist zwar knorriger, aber weniger outriert,
Plumpheit der Formengebung, Roheit der Ausführung völlig vermieden. An Stelle dessen findet sich
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hat die Proportionen von Hand und Kopf gesteigert, auf Schönheit der Linienführung verzichtet, das
leise Anlehnen des Dionysos, durch das beim antiken Werke die Schmiegsamkeit des jugendlichen Leibes
trefflich zum Ausdruck kam, fallen gelassen, dagegen durch die scheinbar ganz geringfügige Änderung,
daß der Silen die Hüfte des Gottes umfaßt und stützend an sich zieht, jene Zickzacklinie in die Figur
gebracht, die das Harte und Eckige der Bewegung nicht unwesentlich bedingt. Er hat schließlich auch
dadurch, daß er seinen Bacchus in bewußtem Gegensatz zur Antike mit gespreizten Beinen darstellte,
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Fig. 3. Medaillon vom Palazzo Riccardi (Donatello).
jenes «abscheuliche Dreieck zwischen den Beinen» veranlaßt, in dem wir beim David nichts anderes zu
erblicken vermögen als die Konsequenz seiner Übereinstimmung mit der für eine Gruppe komponierten
Relieffigur — wobei der Zustand des verhauenen Blocks, den der Künstler benützte, ja ganz leicht zur
-Anlehnung an Donatellos Schöpfung angeregt haben mag.
Haltung, Körperformen und Proportionen können somit nicht als vollgültige Zeugen für Michel-
angelos Stilisierung in der Richtung zum Häßlichen hin geführt werden. Vielmehr scheint die Gestalt
schlanker, wenn auch markiger geworden zu sein, die Haltung ist zwar knorriger, aber weniger outriert,
Plumpheit der Formengebung, Roheit der Ausführung völlig vermieden. An Stelle dessen findet sich