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Alois Grünwald.
an Großartigkeit, der Achsenreichtum wird bedeutend erhöht, die Richtungskontraste werden ver-
schärft, die Körperformen gesteigert, die Massen zusammengefaßt, spielerisch tändelnde Motive mög-
lichst vermieden, die Handlung zugespitzt, alles meist auf einen mehr resignierten Grundton gestimmt.
Die Stilisierung bewegt sich stets in gleicher Richtung, wenn sie auch in den späteren Werken, wie die
beiden letzten, etwa zwanzig Jahre auseinanderliegenden Beispiele deutlich verraten, weiter fortge-
schritten ist. Erst in der allerletzten Zeit ist vielleicht wieder eine leise Abschwächung eingetreten.
Fig. 23. Zurückfallender Gallier.
Venedig, Dogenpalast.
Das sind Kriterien, die geeignet sind, Urteile über das Vorhandensein einer antiken Entlehnung
wesentlich umzugestalten. Zusammenstellungen, die ohne Vorkenntnisse mit Kopfschütteln aufgenom-
men werden, können sich sehr wohl als schlagend, andere, die möglich und plausibel galten, dagegen
als unhaltbar erweisen; sprechen doch unter Umständen Abweichungen für, Übereinstimmungen gegen
einen Zusammenhang. Sollte sich aber wirklich eine antike Entlehnung finden, die weder mit den bis-
herigen, noch unseren folgenden Beobachtungen in Einklang zu bringen ist, dann werden wir — die
Allgemeingültigkeit unserer Folgerungen vorausgesetzt — nicht irre gehen, die Echtheit der betreffenden
Schöpfung in Frage zu stellen. Bezeichnenderweise jedoch handelt es sich in dem einen Falle, wo
dies unserer Ansicht nach zutrifft, um ein an und für sich strittiges Werk.
Knapp hat im VII. Bande der «Klassiker der Kunst» (Michelangelo), Seite 96, ein Wachsmodell
des Victoria- und Albert-Museums abgebildet und in ihm einen etwa 1528 entstandenen Entwurf des
Alois Grünwald.
an Großartigkeit, der Achsenreichtum wird bedeutend erhöht, die Richtungskontraste werden ver-
schärft, die Körperformen gesteigert, die Massen zusammengefaßt, spielerisch tändelnde Motive mög-
lichst vermieden, die Handlung zugespitzt, alles meist auf einen mehr resignierten Grundton gestimmt.
Die Stilisierung bewegt sich stets in gleicher Richtung, wenn sie auch in den späteren Werken, wie die
beiden letzten, etwa zwanzig Jahre auseinanderliegenden Beispiele deutlich verraten, weiter fortge-
schritten ist. Erst in der allerletzten Zeit ist vielleicht wieder eine leise Abschwächung eingetreten.
Fig. 23. Zurückfallender Gallier.
Venedig, Dogenpalast.
Das sind Kriterien, die geeignet sind, Urteile über das Vorhandensein einer antiken Entlehnung
wesentlich umzugestalten. Zusammenstellungen, die ohne Vorkenntnisse mit Kopfschütteln aufgenom-
men werden, können sich sehr wohl als schlagend, andere, die möglich und plausibel galten, dagegen
als unhaltbar erweisen; sprechen doch unter Umständen Abweichungen für, Übereinstimmungen gegen
einen Zusammenhang. Sollte sich aber wirklich eine antike Entlehnung finden, die weder mit den bis-
herigen, noch unseren folgenden Beobachtungen in Einklang zu bringen ist, dann werden wir — die
Allgemeingültigkeit unserer Folgerungen vorausgesetzt — nicht irre gehen, die Echtheit der betreffenden
Schöpfung in Frage zu stellen. Bezeichnenderweise jedoch handelt es sich in dem einen Falle, wo
dies unserer Ansicht nach zutrifft, um ein an und für sich strittiges Werk.
Knapp hat im VII. Bande der «Klassiker der Kunst» (Michelangelo), Seite 96, ein Wachsmodell
des Victoria- und Albert-Museums abgebildet und in ihm einen etwa 1528 entstandenen Entwurf des