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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Haberditzl, Franz Martin: Die Lehrer des Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0171
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Die Lehrer des Rubens. l63

in die Lehre geschickt. De Piles,1 der durch Rubens' Neffen Philipp sich eingehend über diesen unter-
richten ließ, erwähnt die Lehrzeit bei Tobias Verhaeght überhaupt nicht. Es läßt sich daraus wohl ent-
nehmen, daß der Aufenthalt bei diesem Lehrer nur eine kurze Episode in der Jugendentwicklung des
Rubens bildete. Über die ersten Anfangsgründe und die üblichen Lehrlingsarbeiten dürfte er bei Mei-
ster Tobias wohl nicht hinausgekommen sein. 1595 wurde Verhaeght zum Dekan der Lukasgilde ge-
wählt; kurz vorher starb seine erste Frau. Im nächsten Jahre heiratete er Esther Pamphi. Gleich einer
Reihe seiner Zunftgenossen gehörte er auch der Rhetorikerkammer der Vidiere an und verfaßte für diese
ein «Esbattement» in Prosa.2 i63i starb er vereinsamt in Antwerpen.

Vorhandene und in den Quellen erwähnte Werke.

Bei seinem Aufenthalte in Rom soll Verhaeght nach dem Zeugnis de Bies landschaftliche Wand-
gemälde al fresco sowie einige Tafelbilder, darunter eine Ansicht der Peterskirche und einen babyloni-
schen Turm, gemalt haben. Den Turmbau zu Babel dürfte er mehrmals wiederholt haben. Ein der-
artiges Bild mit figürlicher Staffage von Francken befand sich nach de Bie in Lier bei Antwerpen. Im
Inventar der Gemäldesammlung des Erzherzogs Ernst3 finden wir erwähnt: Paysage — de Me Tobias,
Tour de Babylone — du meme.

Aus den Rechnungen der Stadt Antwerpen4 für den Triumphzug anläßlich der Ankunft des Erz-
herzogs Ernst, Statthalters der Niederlande, — am 14. Juni i594 _ ersehen wir, daß Verhaeght unter
Leitung des Martin de Vos mit dem Landschafter Josse de Momper und einigen anderen Künstlern so-
genannte Trophäen und Dekorationsstücke zu bemalen hatte.

Aus dem Jahre 1598 stammt ein Bild in Pavlovsk5 bei Petersburg mit der Darstellung der apoka-
lyptischen Vision des Apostels Johannes. Es ist auf Holz gemalt (r33 X 1:91 m) und trägt das Mono-
gramm -\J-{.

Ebenfalls monogrammiert und von i6i3 datiert ist ein kleines, auf Kupfer gemaltes Bild im Suer-
mondt-Museum in Aachen (0-14 X c'41 m)- Es wird im Galeriekatalog (von i883) folgendermaßen be-
schrieben: «Auf einem Wege, der sich durch ein Dorf hinauf ins Gebirge zieht, zwei Reiter mit einem
weißen Windspiel. Links Aussicht auf ein Flußtal mit mehreren Städten und Dörfern.»

In der Privatsammlung von L. Janssens in Brüssel befindet sich eine auf Holz gemalte Gebirgs-
landschaft mit dem Monogramm Verhaeghts und der Jahreszahl 1614.

Mit dem erweiterten Monogramm <f[ versehen und von 1615 datiert ist das Bild im königlichen
Museum zu Brüssel, auf Holz gemalt (074 X r3g in), mit der Darstellung Kaiser Maximilians auf der
Martinswand6 (Fig. 1).

Im Inventar der Prager Kunstkammer Rudolfs II., das am 6. Dezember 1621 abgefaßt wurde,
werden erwähnt: «Nr. 974- Eine ^schaff, darauf die stadt Rohm, vom Thobia Verhafft; Nr. 1243'
Eine landschaft - Tobias Ferhafft.»7

In Antwerpner Verlassenschaftsinventaren finden wir: «1614. Inventar van Wijntgis: een land-
schap geschildert bei J. van Conninxlo, Tobias Verhaeghen en de figuren bei Jan Bruegel.»

Im Jahre 1620 malte er für den Kunsthändler Peter Coenrats 18 Bilder auf Leinwand mit der
Darstellung von Jagden und Lustbarkeiten. •

1 de Piles, Abrege de la vie des peintres, Paris 1699.

* Näheres'findet sich bei van den Branden, a. a. O., S. 387/88.

3 Veröffentlicht im Bulletin de la Commission royale d'histoire, T. XIII, p. 119 f.

•» Mitgeteilt durch van den Branden, a. a. O., S. 252/3.

5 Mitgeteilt von P. Delaroff in der Zeitschrift für bildende Kunst, Neue Folge, V, Nr. 28.

« Katalog des Brüssler Museums Nr. 201 (daselbst wird auch das Bild bei L. Janssens erwähnt).

7 Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Ah. Kaiserhauses, Bd. XXV, 2, S. XLI, Nr. 974; S. XL VI, Nr. 1243.

8 Zitiert bei van den Branden, a. a. O., S. 384, aus Protocollon van den notaris Michiel van Coudenherghe
1620, fo 3vo.

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