Die Lehrer des Rubens.
T.69
Van den Branden1 ist wohl der letzte, der es zuwege gebracht hat, die besten wie die schlechtesten
der dem van Noort zugeschriebenen Werke für das Oeuvre dieses Meisters auszugeben. Von großem
Werte jedoch sind die namentlich aus dem Antwerpner Stadtarchiv geschöpften Notizen dieses eifrigen
Archivforschers für die biographischen Daten des Künstlers.
Biographisches.2
Adam van Noort wurde 1562 in Antwerpen geboren. Seine Lehrzeit verbrachte er offenbar bei
seinem Vater, dem Maler Lambert van Noort; denn, obwohl er in den Liggeren der Lukasgilde nicht
als Schüler irgendeines Meisters
angeführt wird, wurde er 1587 in
die Gilde als Freimeister aufge-
nommen. Das Jahr zuvor hatte er
Elisabeth Nuyts geheiratet; dieser
Ehe entsprossen sechs Kinder.
Durch die Mitgift seiner Frau und
namentlich eine Erbschaft, die sie
drei Jahre nach ihrer Verheiratung
gemacht hatte, war Adam van
Noort zu Reichtum gelangt und
hatte mehrere Häuser. 1597 wurde
er zum Dekan der Lukasgilde er-
wählt. Interessant für die Stel-
lung van Noorts in diesem Kreise
ist der Konflikt, den er in diesem
Jahre mit der Gilde hatte. Er
wollte eine Altartafel, die schon
seit Jahren unbemalt in der Lukas-
kapelle der Kathedrale stand, selbst
zum Andenken an seine Dekans-
zeit bemalen, stieß aber bei diesem
Unterfangen auf Opposition. Schließlich kam es so weit, daß er am 27. April 1600 von den «Ouder
maus en de gemeyne supposten van S. Lucasgilde, beim Magistrat angeklagt wurde, ohne irgend
welche Einwilligung die Tafel bemalt zu haben. Nach dem Urteil der Schöffen vom 15. Juni l6oo mußte
er die Tafel ersetzen, die Malere! aber sollte binnen Jahresfrist nach Gutdünken der Kapitelherren der
Liebfrauenkirche und der Mitglieder der Lukasgilde an einen anderen Maler vergeben werden Dieses
Vorgehen ist wohl nur ein kleines Intriguenspiel einer Zunftgenossenschaft, deren Mitglieder eifrig
auf d.«.Wahrung ihrer Rechte bedacht smd; auf die künstlerische Qualität des Bildes können wir daran!
keine Schlüsse ziehen.
Van den Branden bringt eine Reihe von Beweisen, daß van Noort nicht, wie mehrfach angenommen
wurde, der protestantischen Partei angehörte sondern bis an sein Lebensende der katholischen Kirche
treu blieb. Seit seiner Aufnahme m die Lukasgilde blieb er ständig in Antwerpen, ausgenommen eine
kleine Reise, die er .m Alter von 75 Jahren mit seiner Frau und seinem Schwiegersohn Jordaens nach
Holland unternahm. 1641 starb er in Antwerpen.
Fig. 4. Stich nach A. van Noort, Die fünf Sinne.
1 J. van den Branden, a. a. O., p. 389—400.
* Die Daten sind den zuverlässigen archivalischen Forschungen van den Brandens, die in «Geschiedenis der Antwerpsche
Schilderschool» niedergelegt sind, S. 389-4oo passira entnommen.
XXVII. 28
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Van den Branden1 ist wohl der letzte, der es zuwege gebracht hat, die besten wie die schlechtesten
der dem van Noort zugeschriebenen Werke für das Oeuvre dieses Meisters auszugeben. Von großem
Werte jedoch sind die namentlich aus dem Antwerpner Stadtarchiv geschöpften Notizen dieses eifrigen
Archivforschers für die biographischen Daten des Künstlers.
Biographisches.2
Adam van Noort wurde 1562 in Antwerpen geboren. Seine Lehrzeit verbrachte er offenbar bei
seinem Vater, dem Maler Lambert van Noort; denn, obwohl er in den Liggeren der Lukasgilde nicht
als Schüler irgendeines Meisters
angeführt wird, wurde er 1587 in
die Gilde als Freimeister aufge-
nommen. Das Jahr zuvor hatte er
Elisabeth Nuyts geheiratet; dieser
Ehe entsprossen sechs Kinder.
Durch die Mitgift seiner Frau und
namentlich eine Erbschaft, die sie
drei Jahre nach ihrer Verheiratung
gemacht hatte, war Adam van
Noort zu Reichtum gelangt und
hatte mehrere Häuser. 1597 wurde
er zum Dekan der Lukasgilde er-
wählt. Interessant für die Stel-
lung van Noorts in diesem Kreise
ist der Konflikt, den er in diesem
Jahre mit der Gilde hatte. Er
wollte eine Altartafel, die schon
seit Jahren unbemalt in der Lukas-
kapelle der Kathedrale stand, selbst
zum Andenken an seine Dekans-
zeit bemalen, stieß aber bei diesem
Unterfangen auf Opposition. Schließlich kam es so weit, daß er am 27. April 1600 von den «Ouder
maus en de gemeyne supposten van S. Lucasgilde, beim Magistrat angeklagt wurde, ohne irgend
welche Einwilligung die Tafel bemalt zu haben. Nach dem Urteil der Schöffen vom 15. Juni l6oo mußte
er die Tafel ersetzen, die Malere! aber sollte binnen Jahresfrist nach Gutdünken der Kapitelherren der
Liebfrauenkirche und der Mitglieder der Lukasgilde an einen anderen Maler vergeben werden Dieses
Vorgehen ist wohl nur ein kleines Intriguenspiel einer Zunftgenossenschaft, deren Mitglieder eifrig
auf d.«.Wahrung ihrer Rechte bedacht smd; auf die künstlerische Qualität des Bildes können wir daran!
keine Schlüsse ziehen.
Van den Branden bringt eine Reihe von Beweisen, daß van Noort nicht, wie mehrfach angenommen
wurde, der protestantischen Partei angehörte sondern bis an sein Lebensende der katholischen Kirche
treu blieb. Seit seiner Aufnahme m die Lukasgilde blieb er ständig in Antwerpen, ausgenommen eine
kleine Reise, die er .m Alter von 75 Jahren mit seiner Frau und seinem Schwiegersohn Jordaens nach
Holland unternahm. 1641 starb er in Antwerpen.
Fig. 4. Stich nach A. van Noort, Die fünf Sinne.
1 J. van den Branden, a. a. O., p. 389—400.
* Die Daten sind den zuverlässigen archivalischen Forschungen van den Brandens, die in «Geschiedenis der Antwerpsche
Schilderschool» niedergelegt sind, S. 389-4oo passira entnommen.
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