Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Haberditzl, Franz Martin: Die Lehrer des Rubens
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0180
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
172

F. M. Haberditzl.

auf der Zeichnung in Rotterdam — 1598 — in die Lage versetzt, den Stil des Meisters für eine Zeit zu
fixieren, da Rubens bereits sein Atelier verlassen hatte.

Es ist immerhin möglich, daß van Noort auch selbst in Italien war; denn für die Zeit vor seiner
Verheiratung in Antwerpen (1586) und die ein Jahr später erfolgte Aufnahme in die Lukasgilde geben
uns die Quellen über den Künstler keinen Aufschluß.

Im Plantin-Museum zu Antwerpen sind fünf Zeichnungen van Noorts ausgestellt. Drei davon
tragen seine Initialen AVN zu einem Monogramm verbunden. Aus dem «livre des ouvriers» 1 der Plan-
tinschen Druckerei erfahren wir über diese Zeichnungen folgendes: «i3. septembre 1608 ä Adam van
Noort pour 9 patrons des figures des Litanies nouvelles de P. Saillius, ä 36 patars piece . ... fl. 16 s. 4.»
Und weiter: «3i. octobre 1608 a Peter de Jode pour i3 figures du Rd pere Saillius qu'il faict les patrons
ä 50 sous . . . . fl. 32 s. 10.» Thomas Saillius war Rektor des Jesuitenkollegiums in Brüssel und gab
1609 einen Thesaurus precum, meditationum ac litaniarum in Oktavformat in Brüssel und Antwerpen
heraus. Adam van Noort und Peter de Jode waren beauftragt, die Zeichnungen zu machen, die dann

von Theodor Galle gestochen wurden.

Die fünf Zeichnungen stellen, wie schon
aus den Aufschriften hervorgeht, dar:

i. Regina Patriarcharum. Die heil. Jung-
frau steht in der Mitte auf einer Säulenbasis
vor einem Baume, durch den zwei Putten das
Spruchband ziehen; links Moses mit den Ge-
setzestafeln, rechts Abraham mit dem Schwerte;
die Gestalten rückwärts sind nicht charakteri-
siert (Fig. 5).

2. Regina Apostolorum. Maria steht auf
einem Säulenstumpf. Uber ihren von der Glo-
rie umrahmten Kopf ist ein Blumenstrauß,
durch den das Band gezogen ist, gezeichnet.
Vorne links steht Johannes mit dem Kelche,
rechts Petrus mit den Schlüsseln. In der Mitte
vor dem Postament sind drei Putten. Im Hin-
tergrund die übrigen Apostel mit ihren Marterwerkzeugen (Fig. 6).

3. Seraphinorum fervor, Cherubinorum scientia. Im Halbkreis um die mit Schwert und flammen-
dem Herzen thronende Madonna sitzen singende und ebenfalls mit Schwertern und flammenden Herzen
ausgestattete Engel.

4. Die Geburt Christi mit den anbetenden Engeln und Hirten (Fig. 7).

5. Taufe Christi (Fig. 8).

Ganz den gleichen Stil wie diese Zeichnungen haben weitere neun Zeichnungen, die ebenfalls im
Plantin-Museum auf bewahrt werden und von van Noort i63o für die von Charles de Mallery gestochenen
Blätter geliefert wurden. Diese erschienen in dem von Plantin in Quart gedruckten Werke des P. Biverus:
Sacrum Oratorium, 1634. Die neun Federzeichnungen van Noorts stellen das Leben Mariä dar. Die Kom-
position der Darstellung ist auf den neun Bildern die gleiche. Der heil. Geist in Gestalt einer Taube mit
ausgebreiteten Flügeln umschließt die auf seiner Brust in Medaillonform für die Szene aus dem Leben
Mariä ausgesparte Fläche. Der Gegenstand der Darstellung selbst wird durch ein Schriftband, das der
Vogel im Schnabel hält, genannt. Außerhalb dieser, als dem heil. Geist immanent vorgeführten Begeben-
heiten, stehen je zwei Füllfiguren der Szenerie in äußerlichem Zusammenhang mit dem dargestellten
Vorgang. Dieses Schema, das dem Künstler offenbar von dem geistlichen Herausgeber des Sacrum
Oratorium genau vorgeschrieben wurde, läßt auch in der Ausführung durch van Noort nichts von vlä-

'~ — (W A CHRISTO SOLYMA DOCTOR NICODLMVS l>j VRBE

DAN DA 51 Bl QVAEHJT QVA RATIOVE SALVS

Fig. 9. Nach A. van Noort, Christus und Nikodemus.
Stich von Peter de Jode.

1 Vgl. Katalog des Plantin-Museums, S. 100, Anm. 1.
 
Annotationen