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F. M. Haberditzl.
Zunächst die Blätter in Dresden. Eine Zeichnung: Christus und Nikodemus findet sich dort über-
haupt nicht, auch nicht unter den «Unbekannten». Es liegt offenbar eine Verwechslung mit der Alber-
tinazeichnung vor. Daß Rooses die Albertinablätter kaum gesehen hat, geht daraus hervor, daß er
schreiben kann: «In der gleichen Art wie die Zeichnung in Rotterdam (Fig. 3), aber weniger bemerkens-
wert, sind drei Stücke in der Albertina (Fig. 10 und 11).» Die zweite Zeichnung in Dresden (Fig. 12) mit
der Darstellung: «Diana mit den Nymphen wird von Aktäon im Bade überrascht» findet Rooses unter
den Blättern von Abraham Diepenbeck. Sie ist von 1634 datiert und mit einem Monogramm signiert.
Diese Signatur, die man in Dresden mit A. v. Diepenbeck auf löst, liest Rooses als Adam van Noort. Das
ist mehr als zweifelhaft. Komposition und Figurentypen haben keine Spur von Ähnlichkeit mit den ge-
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-««TV.
b1. 1
Fig. l3. A. van Noort zugeschrieben.
Kostümzeichnung in Paris, Louvre.
Fig. 14. A. van Noort zugeschrieben.
Kostümzeichnung in Paris, Louvre.
sicherten Zeichnungen und Stichen van Noorts, weisen vielmehr auf einen schwächlichen, übertreiben-
den Rubensnachahmer hin.
Die Louvrezeichnungen umfassen die Zeit von 1584—1611. «Diana und Aktäon», datiert 1584,
Monogramm A; «Büßende Magdalena», datiert 1584, Monogramm A; 11 Kostümfiguren, einzeln datiert
1599, 1601, 1602, 1604, 1605; drei Blätter mit Darstellungen von Panzer, Helm und Schild; ein in Öl-
farbe auf Papier gemalter weiblicher Kopf; ein kniender Engel, datiert 1611.
Die 18 Handzeichnungen sind gewiß von einer Hand.
Interessant wären vor allem die ersten zwei Blätter mit dem Datum von 1584, also aus einer Zeit,
als Adam van Noort noch nicht Mitglied der Antwerpner Lukasgilde war. Daß van Noort aber auch
bei den Louvrezeichnungen ausgeschlossen ist, beweist ein Vergleich der Kostümfiguren mit den nach
seiner Erfindung hergestellten Kostümstichen, die ungefähr gleichzeitig entstanden sind. Diese drei
Stiche tragen die Aufschrift: «Vidua Gerardi de Jode excud.» Gerard de Jode starb 1591. Sie wur-
den wiedergestochen und um einen Stich vermehrt von «Gielis van Breen scalptor, Gonradt Goltz
excudit». Dargestellt ist je ein Paar in italienischer, französischer, deutscher und belgischer Tracht, mit
F. M. Haberditzl.
Zunächst die Blätter in Dresden. Eine Zeichnung: Christus und Nikodemus findet sich dort über-
haupt nicht, auch nicht unter den «Unbekannten». Es liegt offenbar eine Verwechslung mit der Alber-
tinazeichnung vor. Daß Rooses die Albertinablätter kaum gesehen hat, geht daraus hervor, daß er
schreiben kann: «In der gleichen Art wie die Zeichnung in Rotterdam (Fig. 3), aber weniger bemerkens-
wert, sind drei Stücke in der Albertina (Fig. 10 und 11).» Die zweite Zeichnung in Dresden (Fig. 12) mit
der Darstellung: «Diana mit den Nymphen wird von Aktäon im Bade überrascht» findet Rooses unter
den Blättern von Abraham Diepenbeck. Sie ist von 1634 datiert und mit einem Monogramm signiert.
Diese Signatur, die man in Dresden mit A. v. Diepenbeck auf löst, liest Rooses als Adam van Noort. Das
ist mehr als zweifelhaft. Komposition und Figurentypen haben keine Spur von Ähnlichkeit mit den ge-
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Fig. l3. A. van Noort zugeschrieben.
Kostümzeichnung in Paris, Louvre.
Fig. 14. A. van Noort zugeschrieben.
Kostümzeichnung in Paris, Louvre.
sicherten Zeichnungen und Stichen van Noorts, weisen vielmehr auf einen schwächlichen, übertreiben-
den Rubensnachahmer hin.
Die Louvrezeichnungen umfassen die Zeit von 1584—1611. «Diana und Aktäon», datiert 1584,
Monogramm A; «Büßende Magdalena», datiert 1584, Monogramm A; 11 Kostümfiguren, einzeln datiert
1599, 1601, 1602, 1604, 1605; drei Blätter mit Darstellungen von Panzer, Helm und Schild; ein in Öl-
farbe auf Papier gemalter weiblicher Kopf; ein kniender Engel, datiert 1611.
Die 18 Handzeichnungen sind gewiß von einer Hand.
Interessant wären vor allem die ersten zwei Blätter mit dem Datum von 1584, also aus einer Zeit,
als Adam van Noort noch nicht Mitglied der Antwerpner Lukasgilde war. Daß van Noort aber auch
bei den Louvrezeichnungen ausgeschlossen ist, beweist ein Vergleich der Kostümfiguren mit den nach
seiner Erfindung hergestellten Kostümstichen, die ungefähr gleichzeitig entstanden sind. Diese drei
Stiche tragen die Aufschrift: «Vidua Gerardi de Jode excud.» Gerard de Jode starb 1591. Sie wur-
den wiedergestochen und um einen Stich vermehrt von «Gielis van Breen scalptor, Gonradt Goltz
excudit». Dargestellt ist je ein Paar in italienischer, französischer, deutscher und belgischer Tracht, mit