i78
F. M. Haberditzl.
Zeichnungen von der Hand des Adam van Noort herrühren und seinem Talent alle Ehre machen. Auf
der einen Zeichnung (Fig. 17) ist die Hochzeit zu Cana dargestellt. In zwei langen Reihen sitzen die
Festgäste. Vorne rechts an der Kante der freigehaltenen Schmalseite Christus, daneben Maria, Petrus,
das Hochzeitspaar und weitere Gäste. Auf der anderen Seite der Tafel, vorne im breiten Armstuhl ein
alter Pharisäer, der Dritte in der Reihe wendet sich nach dem Diener um, der eine Schüssel hereinträgt.
Ganz vorne ist ein Knabe damit beschäftigt, Wasser in die Krüge zu gießen. Der Sinn der ganzen Hand-
lung, das Wunder, wird bloß durch die in malerischer Ordnung vorne aufgestellten sieben Krüge und
den Knaben, der sie mit Wasser füllt, symbolisiert.
Die zweite Zeichnung stellt dar, wie Christus die Ehebrecherin vor dem Tode der Steinigung
rettet. Der Herr kniet auf dem Boden und schreibt — mit der Linken, was offenbar daraus zu erklären
Fig. 16. A. van Noort zugeschrieben, Lot und seine Töchter.
Zeichnung in London, British Museum.
ist, daß das Blatt für einen Kupferstich verwendet werden sollte, — die bedeutungsvollen Worte in den
Sand. Kläger und Pharisäer weichen mißmutig zur Seite; das Weib steht hinter dem Herrn, noch von
den Schergen gefesselt (Fig. 18).
Beide Zeichnungen rühren wohl von Adam van Noort her. Allerdings dürften sie seiner Spätzeit
angehören. Man vergleiche die stumpfe, weiche Faltengebung speziell auf der zuletzt genannten Zeich-
nung mit den Gewandfalten auf den Zeichnungen der Regina Patriarcharum (Fig. 5) und Apostolorum
(Fig. 6), die starke Betonung der Ärmelfalte auch bei gestrecktem Arme, endlich die unmotivierte und
nur als Handgewohnheit zu erklärende Mantelfalte am Knie des zweiten Pharisäers von links (Fig. 18)
mit dem gleichen Bug im Mantel des Moses auf der Regina Patriarcharum.
Eine Folge von Darstellungen aus dem Leben der heil. Klara nach den Vorzeichnungen van
Noorts ist uns in den Stichen des Adriaen Collaert erhalten. Ein Exemplar der Stichfolge mit 32 Sticher.
(inkl. Titelblatt) und erklärendem Texte findet sich in der Kupferstichsammlung der königl. Bibliothek
F. M. Haberditzl.
Zeichnungen von der Hand des Adam van Noort herrühren und seinem Talent alle Ehre machen. Auf
der einen Zeichnung (Fig. 17) ist die Hochzeit zu Cana dargestellt. In zwei langen Reihen sitzen die
Festgäste. Vorne rechts an der Kante der freigehaltenen Schmalseite Christus, daneben Maria, Petrus,
das Hochzeitspaar und weitere Gäste. Auf der anderen Seite der Tafel, vorne im breiten Armstuhl ein
alter Pharisäer, der Dritte in der Reihe wendet sich nach dem Diener um, der eine Schüssel hereinträgt.
Ganz vorne ist ein Knabe damit beschäftigt, Wasser in die Krüge zu gießen. Der Sinn der ganzen Hand-
lung, das Wunder, wird bloß durch die in malerischer Ordnung vorne aufgestellten sieben Krüge und
den Knaben, der sie mit Wasser füllt, symbolisiert.
Die zweite Zeichnung stellt dar, wie Christus die Ehebrecherin vor dem Tode der Steinigung
rettet. Der Herr kniet auf dem Boden und schreibt — mit der Linken, was offenbar daraus zu erklären
Fig. 16. A. van Noort zugeschrieben, Lot und seine Töchter.
Zeichnung in London, British Museum.
ist, daß das Blatt für einen Kupferstich verwendet werden sollte, — die bedeutungsvollen Worte in den
Sand. Kläger und Pharisäer weichen mißmutig zur Seite; das Weib steht hinter dem Herrn, noch von
den Schergen gefesselt (Fig. 18).
Beide Zeichnungen rühren wohl von Adam van Noort her. Allerdings dürften sie seiner Spätzeit
angehören. Man vergleiche die stumpfe, weiche Faltengebung speziell auf der zuletzt genannten Zeich-
nung mit den Gewandfalten auf den Zeichnungen der Regina Patriarcharum (Fig. 5) und Apostolorum
(Fig. 6), die starke Betonung der Ärmelfalte auch bei gestrecktem Arme, endlich die unmotivierte und
nur als Handgewohnheit zu erklärende Mantelfalte am Knie des zweiten Pharisäers von links (Fig. 18)
mit dem gleichen Bug im Mantel des Moses auf der Regina Patriarcharum.
Eine Folge von Darstellungen aus dem Leben der heil. Klara nach den Vorzeichnungen van
Noorts ist uns in den Stichen des Adriaen Collaert erhalten. Ein Exemplar der Stichfolge mit 32 Sticher.
(inkl. Titelblatt) und erklärendem Texte findet sich in der Kupferstichsammlung der königl. Bibliothek