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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Haberditzl, Franz Martin: Die Lehrer des Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0188
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F. M. Haberditzl.

gebrochen, bei einer Figurenkomposition — reine Porträte kommen hier nicht in Betracht — in An-
wendung zu bringen, so war doch Schwarz für eine größere Fläche nicht anwendbar. Dieser Farben-
wert hat an sich schon eine vereinheitlichende Wirkung. Die Anwendung des Farbenimpressionismus,
sei es in Schwarz, wo er am prägnantesten gegeben ist, oder in irgendeiner anderen ungebrochenen
Farbe, ist aber eine der Errungenschaften, die dem Norden erst durch die Italienreise eines Rubens ver-
mittelt werden konnte. Figuren wie die beiden Apostel auf unserem Bilde, die sich nur wie Silhouetten
vom Himmel scharf abheben, wären bei der eben charakterisierten Malweise vor Rubens undenkbar.
Schließlich wäre noch darauf hinzuweisen, daß es speziell für Jordaens charakteristisch erscheint, tief-
dunkle Stoffe, sei es mit dem Inkarnate der Figuren, sei es andererseits mit ganz hellen Gewändern
kontrastieren zu lassen. Ob das Gemälde von Jordaens selbst — etwa in der frühen Zeit — gemalt
wurde, möge dahingestellt bleiben; gewiß aber gehört es in die unmittelbare Nähe dieses Meisters. Daß
van Noort sein Schwiegervater war, ist aber doch noch kein stichhaltiger Grund für die Zuschreibung

an diesen.

Michiels,1 der sich, unbe-
einflußt von den Antwerpner van
Noort-Konstruktionen, noch am
eingehendsten mit dem Künstler
beschäftigt hat, erwähnt ein mit
A. v. N. signiertes Bild mit der
gleichen Darstellung im Besitze
des Vicomte Dubus de Ghisi-
gnies in Brüssel. Trotz aller Be-
mühungen ist es mir nicht ge-
lungen, dieses Bild zu eruieren,
da die Sammlung sukzessive bis
in die achtziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts aufgelöst wurde.
Fig. 17. A. van Noort, Hochzeit zu Cana. Vielleicht war gerade dieses Bild

Zeichnung in Paris, Louvre. . ,

ein authentisches Werk van

Noorts, denn die Signatur ist die gleiche wie auf der Zeichnung in Rotterdam und auf denen im Plantin-
Museum. Unser Urteil über die Kunstrichtung des van Noort wird durch die Mitteilung Michiels in der
Beschreibung des Bildes, daß «die Nachahmung der italienischen Manier darin deutlich zu sehen sei»,
aufs neue bestätigt.

Aber auch ein viertes dem van Noort zugeschriebenes Bild im Brüssler königl. Museum (Taf.
XXXI)2 führt zu dem gleichen Ergebnis: das Werk eines italienisierenden Niederländers. Das Gemälde
wurde nach den Mitteilungen von Fetis im alten ausführlichen Brüssler Museumskatalog (1889, Nr. 36g)
im geschriebenen Inventar vom Beginne des XIX. Jahrhunderts als von Adam van Noort herrührend be-
zeichnet. Als man aber in Antwerpen das prächtige Bild aus der Jakobskirche ohne Grund für einen van
Noort erklärte, wurde das Bild im Brüssler Museum auf Gillis Coignet umgetauft; auch davon ist man
abgekommen, da kein stichhältiger Grund für diese Zuschreibung gegeben war, und hat es unter die
anonymen Bilder der vlämischen Schule vom XVII. Jahrhundert eingereiht. Hermann Riegel,3 der die
«Berufung Petri» als das naturalistische Hauptwerk des van Noort hinstellen möchte, hilft sich mit
einem Kompromiß, indem er sagt: «Das Bild im Brüssler Museum repräsentiert noch die Schaffenszeit
des Meisters, als er ganz akademisch arbeitete und unter italienischem Einflüsse stand.»

Wir sind überzeugt, daß dieses Bild tatsächlich von Adam van Noort gemalt ist und seiner späteren
Zeit angehört. Schon ein ganz äußerlicher Grund spricht für diese Zuweisung; denn wir erkennen in

1 Michiels, Rubens et l'e'cole d'Anvers, 1877.

2 Brüssler Museumskatalog 1900, S. 213, Nr. 612.

3 H. Riegel, Beiträge zur niederländischen Kunstgeschichte, Bd. I, S. 45.
 
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