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F. M. Haberditzl.
¥ .
De Piles, wichtig als Rubensbiograph, ist für seinen Lehrer gänzlich unzuverlässig. Er schöpft
aus den beiden genannten Quellen, macht aber aus dem Maler zwei Künstler: einen Otto Venius und
einen Octave van Veen.
Die späteren Künstlerbiographen fußen auf van Mander, de Piles und Sweertius. Houbraken be-
nützte auch Orlers Beschreibung der Stadt Leyden, die in der zweiten Auflage (1641) die Angaben bei
Sweertius berücksichtigt. Die erste Auflage (1614) entnimmt die Lebensbeschreibung wörtlich dem van
Manderschen Werk. Als kurze und
oft abgeschriebene Quelle wäre
noch der Text unter dem Porträt
des Octavio van Veen zu erwäh-
nen, das nach dem von seiner
Tochter gemalten Bilde gestochen
wurde: « Estoit en son temps un des
plus florisantes maistres de toute la
pays bas, comm'on peult cognoistre
per un tableau dans l'eglise de
Nostre Dame en Anvers, sur l'autel
de la chapelle de S. Sacrament
estant la derniere cene de nostre
Seigneur avecq ses apostres; il a
ete paintre du prince de Parma et
de l'archiduc Albert et autres prin-
ces. il fut ne a Leyden, en l'an
1558 et mourut a Brusseles l'an
1629 le 6. de maij.» Das hier er-
wähnte Abendmahlsbild gehört
seiner Spätzeit an und ist sicher
eines seiner schwächsten Werke.
Trotzdem ist es bei einer Reihe von
Kunstschriftstellern das einzige ge-
wesen, das sie von ihm zu erwäh-
nen wußten.
Otto van Veen entstammt
einem adeligen Geschlecht. Wie
aus einem Prozeß,1 den sein Sohn
Ernst im Jahre 1668 in Brüssel
auszutragen hatte, hervorgeht, hielt die Familie daran fest, ihre Abstammung von einem Bastard des
Herzogs Jans III. von Brabant herzuleiten. Ottos Vater, Gornelis, war Bürgermeister in Leyden. Der
Künstler wurde daselbst im Jahre 1556 geboren. Dieses Datum wird uns durch Sweertius überliefert;
wir halten daran fest im Gegensatz zu dem auf dem genannten Stiche angegebenen Datum von 1558;
denn wenn er noch vor dem Jahre 1572 in Leyden bei Izaak Klaassen Swanenburg die Anfangsgründe
seiner Kunst gelernt haben soll, wie die Quellen übereinstimmend berichten, so muß er wohl, wie all-
gemein üblich, zu dieser Zeit das 14. Lebensjahr bereits überschritten haben. Das Geburtsdatum seines
Bruders Gisbert, der um einige Jahre jünger ist, wird ebenfalls mit 1558 angegeben. Auch die Alters-
angabe auf einem Porträtstich von Paul Pontius «aetatis suae LXXII» paßt unmöglich zu dem Geburts-
jahr 1558.2
Fig. 26. O. van Veen, Allegorie.
Bamberg, städtische Galerie.
Gedruckt bei V. C. van Grimbergen, Historische Levensbeschryving van P. P. Rubens, 1840, Aenteekeningen, S. 38o
bis 384.
2 Das Sterbedatum ist uns genau überliefert: 6. Mai 1629.
F. M. Haberditzl.
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De Piles, wichtig als Rubensbiograph, ist für seinen Lehrer gänzlich unzuverlässig. Er schöpft
aus den beiden genannten Quellen, macht aber aus dem Maler zwei Künstler: einen Otto Venius und
einen Octave van Veen.
Die späteren Künstlerbiographen fußen auf van Mander, de Piles und Sweertius. Houbraken be-
nützte auch Orlers Beschreibung der Stadt Leyden, die in der zweiten Auflage (1641) die Angaben bei
Sweertius berücksichtigt. Die erste Auflage (1614) entnimmt die Lebensbeschreibung wörtlich dem van
Manderschen Werk. Als kurze und
oft abgeschriebene Quelle wäre
noch der Text unter dem Porträt
des Octavio van Veen zu erwäh-
nen, das nach dem von seiner
Tochter gemalten Bilde gestochen
wurde: « Estoit en son temps un des
plus florisantes maistres de toute la
pays bas, comm'on peult cognoistre
per un tableau dans l'eglise de
Nostre Dame en Anvers, sur l'autel
de la chapelle de S. Sacrament
estant la derniere cene de nostre
Seigneur avecq ses apostres; il a
ete paintre du prince de Parma et
de l'archiduc Albert et autres prin-
ces. il fut ne a Leyden, en l'an
1558 et mourut a Brusseles l'an
1629 le 6. de maij.» Das hier er-
wähnte Abendmahlsbild gehört
seiner Spätzeit an und ist sicher
eines seiner schwächsten Werke.
Trotzdem ist es bei einer Reihe von
Kunstschriftstellern das einzige ge-
wesen, das sie von ihm zu erwäh-
nen wußten.
Otto van Veen entstammt
einem adeligen Geschlecht. Wie
aus einem Prozeß,1 den sein Sohn
Ernst im Jahre 1668 in Brüssel
auszutragen hatte, hervorgeht, hielt die Familie daran fest, ihre Abstammung von einem Bastard des
Herzogs Jans III. von Brabant herzuleiten. Ottos Vater, Gornelis, war Bürgermeister in Leyden. Der
Künstler wurde daselbst im Jahre 1556 geboren. Dieses Datum wird uns durch Sweertius überliefert;
wir halten daran fest im Gegensatz zu dem auf dem genannten Stiche angegebenen Datum von 1558;
denn wenn er noch vor dem Jahre 1572 in Leyden bei Izaak Klaassen Swanenburg die Anfangsgründe
seiner Kunst gelernt haben soll, wie die Quellen übereinstimmend berichten, so muß er wohl, wie all-
gemein üblich, zu dieser Zeit das 14. Lebensjahr bereits überschritten haben. Das Geburtsdatum seines
Bruders Gisbert, der um einige Jahre jünger ist, wird ebenfalls mit 1558 angegeben. Auch die Alters-
angabe auf einem Porträtstich von Paul Pontius «aetatis suae LXXII» paßt unmöglich zu dem Geburts-
jahr 1558.2
Fig. 26. O. van Veen, Allegorie.
Bamberg, städtische Galerie.
Gedruckt bei V. C. van Grimbergen, Historische Levensbeschryving van P. P. Rubens, 1840, Aenteekeningen, S. 38o
bis 384.
2 Das Sterbedatum ist uns genau überliefert: 6. Mai 1629.