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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0034
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ZU DÜRERS ANBETUNG DER KÖNIGE IN DEN UFFIZIEN.

Von

Arpad Weixlgärtner.

ei seinen Studien im königlichen Hauptstaatsarchiv zu Dresden fand Camill
Krofta auf fol. 172—174 von Nr. 9608 der «Acta und Originalinstructiones
wegen Empfahung der reichsböhmischen Lehen, 1602 —1605» folgende Copia
coaeva, die er mir freundlichst zur Publikation überließ:

1602 Dezember 24. (alter Stil),
iffoj Jänner 3.

Der kurfürstlich sächsische Agent in Prag Dr. Johann Georg Gödelmann an den Kurfürsten von Sachsen.

Durchlauchtigster etc. Euer churfürstlich gnaden gebe ich underthenigst zu erkennen, daß ich den 17. huius
mit vorleihung gottlicher hülfe zue Praga glucklich bin ankommen und alsobald bei der keiserl. maj. durch dero
obristen cämmerern umb audienz allerunderthenigst anhalten lassen, darauf dann den 23. hernach dieselbe zwi-
schen 8 und g uhr vor mittage erfolget etc.

Demnach auch, gnedigster herr, die keis. maj. von dero mahlern und cammerdienern Hans von Ack, wel-
cher neulich, als er beim herzog zue Braunschweig gewesen und zue Wittenbergk durchgezogen, berichtet wor-
den, wie dass in der schlosskirchen daselbsten eine tafel, auf welche die drei könige durch Albrecht Durrer
abgemahlet, vorhanden sein sollten, als haben ihre keis. maj. nach der audienz mich angesprochen, dass euer
churfürstlich gnaden ihrer keis. maj. solche tafel, weil dieselbe zu des Albrecht Durrers conterfeiten grossen
lust hetten, wolten zum neuen jähr vorehren. Weil ich dann vormerk, dass euer churfürstlich gnaden ihrer maj.
mit vorehrung solcher tafel ein angenehmes gefallen erzeigen, wie dan ingleichen mit zuschuckung euer chur-
fürstlich gnaden conterfeit, welches ihrer keis. maj. gar lieb und angenehm gewesen, auch in deroselben Cammer
stets haben, geschehen, als werden euer churfürstlich gnaden die gnedigste anordnung thun, damit solche ufs
eheste herein geschuckt werden möchte etc. — Datum Praga den 24. decembris 1602. —

Euer churfürstlich gnaden underthenigster gehorsamer Johann Georg Gödelmann D.

Ist nun zwar das für die Kunstgeschichte Wesentliche des Inhalts der hier mitgeteilten Urkunde,
nämlich die Schenkung von Dürers Anbetung der Könige durch Christian II. von Sachsen an Kaiser
Rudolf IL, schon längst bekannt, so bereichert doch das Dokument unsere Kenntnis der merkwürdigen
Schicksale von Dürers berühmtem Bilde um einige neue Details, die vielleicht gerade hier im Jahrbuch
der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses interessieren werden, da ja bekannt-
lich Dürers Anbetung der Könige bis zu dem berüchtigten Tausch zwischen Wien und Florenz, in der
Zeit von 1792 bis 1821, eine Zierde der kaiserlichen Gemäldegalerie war.

Neu ist, daß auch auf diesen Kunstschatz Hans von Aachen die Aufmerksamkeit des Kaisers ge-
lenkt hat, daß sich dieser durch den sächsischen Agenten Dr. Gödelmann das Dürerbild von Christian II.
geradezu als Neujahrsgeschenk erbittet und daß er im Besitz eines Porträts des Kurfürsten ist.

Daß sich Christian von Sachsen, der, kaum achtundzwanzig Jahre alt, am 23. September 1601
die Regierung antrat, gleich anderen hohen Herren das Wohlwollen des Kaisers durch Geschenke, die
namentlich dessen Sammlerneigungen entgegenkamen, zu erwerben und zu sichern trachtete, wissen
wir auch aus anderen Quellen. So dankt z. B. am 2. Juni 1601 der Kaiser aus Prag dem jungen Her-
zog für die Sachen, die er ihm verehrt und durch einen Drechsler zugeschickt habe (Jahrbuch VII, 2,
Reg. 4669). Ein an dieselbe Adresse gerichteter kaiserlicher Dank vom 18. August 1601, gleichfalls aus

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