Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Glück, Gustav: Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0035
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28

Arpad Weixlgärtner.

Prag, bezieht sich auf «zwei schöne stuck geschicz und zuegehörungen als auch ein kunstliches uhr-
werk» (ebenda, Reg. 4670; damit identisch Jahrbuch XIX, 2, Reg. 16252; vgl. auch ebenda Reg. 16248
von 1601 August 6, Prag, und Jahrbuch XV, 2, Reg. 11724 von 1601 September 7, Prag).

Aber auch Geschenke des Kaisers an Christian II. finden sich verzeichnet. Mit einem Schreiben
vom 10. Jänner 1600 aus Pilsen begleitet Rudolf II. die Sendung etlicher Kunstgegenstände an den jun-
gen Herzog, da er vernommen hat, daß sich dieser «mit gemähl und sonst andern künststücken delec-
tiert» (Jahrbuch VII, 2, Reg. 4646; vgl. dazu auch Reg. 4651 [ebenda], 1600 Februar 18, Pilsen). Am
16. Juli 1607 berichten die zwei venezianischen Gesandten am kaiserlichen Hofe dem Dogen aus Prag,
daß der sächsische Kurfürst von der Hauptstadt Böhmens nach Dresden zurückgereist sei und vom
Kaiser «di cavalli et d'alcune gioie et altre gentilezze» im Werte von 10.000 Talern zum Geschenke
erhalten habe (Jahrbuch XIX, 2, Reg. 16718). Ein anderer Dispaccio weiß am 23. August 1610 aus
Prag nach Venedig zu melden, daß der Kaiser dem Kurfürsten von Sachsen «tre spade gioielate» ver-
ehrt habe (ebenda, Reg. 17008).

Hans von Aachen, Rudolfs II. Kammerdiener und Hofmaler, tritt bei Erwerbungen von Kunst-
gegenständen und Raritäten durch seinen kaiserlichen Herrn zu wiederholten Malen als Mittelsmann
auf. Die Reisen, die er ganz oder teilweise zu diesem Zweck unternimmt, führen ihn nicht nur durch
ganz Deutschland, sondern auch nach Burgund und Italien. (Man vgl. z. B. die Regesten 16173 [Jahr-
buch XIX, 2] von 1598 Oktober 3i, Prag; 4658 [Jahrbuch VII, 2], 12573 [Jahrbuch XV, 2], beide von
1600 August 18, Prag; 11718 [Jahrbuch XV, 2] von 1600 November 4, Augsburg; 16296 [Jahrbuch
XIX, 2] von 1602 März 18, Prag). Ferner ist in Adolfo Venturis Beiträgen «Zur Geschichte der Kunst-
sammlungen Kaiser Rudolfs II.» im VIII. Bd. des Repertoriums für Kunstwissenschaft, wo auf S. 10
eine hübsche Charakteristik Hans von Aachens durch den estensischen Gesandten am Kaiserhof (Prag,
29. Oktober i6o3) wiedergegeben ist, öfter von der oben erwähnten Agententätigkeit des kaiserlichen
Hofmalers die Rede.

Dr. Johann Georg Gödelmann wird in dem schon zitierten Regest 4670 als Überbringer der
zwei Geschütze und der Uhr genannt, nur daß dort der Name «Gedölmann» geschrieben ist.

Das in der Urkunde erwähnte Porträt des Kurfürsten Christian II. kommt weder in der
kaiserlichen Gemäldegalerie zu Wien vor, noch läßt es sich mit einem der Bildnisse in den bisher
bekannt gewordenen Inventaren der rudolfinischen Kunstsammlung identifizieren, man müßte denn an
das «Tüsch-blatt von Mesing, dess Herzog von Soxssen Konterfeiht dorein gestochen», denken, das
sich im Spanischen oder Neuen Saal der Prager Burg befunden hat (vgl. B. Dudi'k, Die Rudol-
phinische Kunst- und Raritätenkammer in Prag, Mittheilungen der k. k. Centralcommission XII [1867],
S. XXXVII).

Daß dann Dürers Anbetung der Könige tatsächlich, und zwar noch im Jahre i6o3 und mit Zu-
stimmung der Universität Wittenberg von dem Kurfürsten dem Kaiser geschenkt und aus der Witten-
berger Schloßkirche in die kaiserliche Kunstkammer auf dem Hradschin übertragen worden ist, bedarf
hier wohl ebensowenig der Erwähnung wie die vorhergehende und nachfolgende Geschichte des Bildes.

Auf eine Vermutung aber, die kürzlich (Jahrbuch der kgl. preußischen Kunstsammlungen XXIX
[igo8], 119 ff.) Gustav Glück hinsichtlich des Gemäldes ausgesprochen und seither bereits Hugo
Kehrer (Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. XX [1908], 62), freilich durchaus unkritisch, akzeptiert
hat, sei es mir gestattet, zum Schlüsse etwas näher einzugehen. Der Umstand, daß sowohl ein um
1619 verfaßtes Inventar der kaiserlichen Kunstkammer als auch Fabers Nachricht von der Schloßkirche
in Wittenberg aus dem Jahre 1717 bei der Beschreibung des Bildes des heil. Josef ausdrücklich Er-
wähnung tun, schien durch die Photographie bestätigt zu werden, auf der Glück an der Stelle über
der Maria die Spuren einer Übermalung wahrzunehmen meinte. Ich selber aber konnte vergangenen
Herbst auf dem Original in der Tribuna, das ich freilich nicht von der Wand nahm und dem unmittel-
baren Licht aussetzte, nichts von einer Übermalung entdecken, sondern gewann vielmehr den Ein-
druck, daß sich das Bild in erfreulich gutem Zustand befindet und daher wohl niemals den heil. Josef
enthalten hat.
 
Annotationen