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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Diez, Ernst: Der Hofmaler Bartholomäus Spranger
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0104
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Der Hofmaler Bartholomäus Spranger.

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bürg beschäftigt. Wir wissen davon durch einen Brief Rudolfs aus Prag an die Hofkammer in Wien
vom 24. November 1583, in dem der Kaiser befiehlt, der Salzamtmann Johann Jordan möge sofort an-
gewiesen werden, Spranger die rückständige Summe für die Malereien in der Burg auszubezahlen,
damit der Maler instand gesetzt sei, wieder nach Prag zurückzukehren.1

Die Tischler- und Malerarbeiten im neu erbauten Burgtrakte wurden von den ältesten geschwore-
nen Meistern beider Handwerke geschätzt und der Spranger gebührende Lohn auf 980 Taler taxiert.
Diese Summe wurde ihm endlich Ende Dezember 1583 ausgezahlt.2 Spranger dürfte demnach zu An-
fang 1584 wieder in Prag gewesen sein. Er wird in Fahrnschöns Verzeichnis sämtlicher Mitglieder der
Prager Malerzeche am 24. Juni 1584 als Kleinseitner Maler genannt.3 Auch dürfte er in diesem Jahre
den Titel Kammermaler erhalten haben, da er fortan in den Urkunden diesen Titel anführt. Daß er in
seiner Eigenschaft als Kleinseitner Maler auch ab und zu Arbeiten im Auftrag der Stadt ausführte, wo-
für er separat entlohnt wurde, erhellt aus einer Hofzahlamtsrechnung vom 1. Oktober 1584. laut welcher
er für die «Abmalung einer Uhr zu der türkischen Verehrung» 5 Gulden 50 Kreuzer erhalten hat.4

Derartige Privatarbeiten mögen jedoch Ausnahmen gewesen sein; denn Kaiser Rudolf nahm
Spranger immer mehr für sich in Anspruch und wies ihm sein Atelier in der Nähe seiner Privatgemächer
an, um seine Arbeiten persönlich überwachen und ihm bei Ausübung seiner Kunst zusehen zu können.
Einen interessanten Einblick in Sprangers Künstlerleben um diese Zeit gewährt der schon erwähnte
Brief U. Kraffts, dessen von Ilg nicht abgedruckte Fortsetzung nun folgen möge:

«Und da ich auch under anderm göggen ime herrn Spranger meines lieben Schwägern Rey-
mundus Dorn zu Kempten beihanden habenden kunststuckh thett gedenken, wart gleich die frag, ob
es derjenige sei, so in 1582 der Römisch kaiserlichen majestät uff dem reichstag zu Augspurg ettliche
schöne stuckh hab underthenig zu kaufen geben; ich mit ja beantwortt; lüeß er sich vernemen, wan
ich noch ettlich tag zu verbleiben, mieß er mit mir weiter kundschaft machen. Gleich am dritten
weinachtfeir, an St. Johannestag laßt er mich beruffen, des andern tags mit ime das mittagimbes
einzunemen, solle mich aber vor zähen uhrn einstöllen. Als er mich freindlichen empfangen, erbeut
er sich (da es mir nit zuwider), mich in ir majestät kunstzimmer, darinnen er thüe arbaiten, zu
fiteren, weil hochgedachte ir kaiserliche majestät iber der taffei sitzen. Und weil es mir wol vermaint,
thetten wir uns nit säumen. Bald giengen wir durch eine absonderlich schmale Stegen ins schloß
hinauf; der schleußt mit einem schlüßel vier thürn auf, biß wir ins rechte zimmer khomen. Da
hab ich mit Verwunderung ettliche zimlich große kunststuckh von seiner hand gemacht gesehen, als
wan alles nach dem leben wehre gemahlt worden, wie dan irer majestät großer schöner weißer
englischer doccohund darunder ganz ehnlich contrafait zu sehen gewesen. Bald fürt er Spranger
mich in ein anders nebenzimer, darinnen waren auch wunderschöne kunststuckh, in Spania verför-
tigt, mererthail nackende iveibsbilder nach dem leben, auch sunst romanische und andere welsche
der bösten stuckh, die wenig herrnstands und vom adel zu sehen gedeien mögen. Und weil es an
der zeit, uns aus dem staub zu machen, giengen wir fort in sein behausung, sagend iber dem tüsch:
Ir werdt erfaren, ir majestät werden bald nach mir schlicken; dan sobald sy ir mittagmahl ein-
genommen, gelin sy dem ersten zimer zu, zu sehen, was er gearbaitt, und da was ir majestät nitt
gefellig, mieß er, wans sein kan, emendieren; jedoch lassen sy sich bißweiln auch weisen iber sei-
nen grundlichen bericht. Suma, wir haben bloß iber halb zu mittag gessen, kompt ein kaiserlicher
diener, fordert ine Spranger zu ir majestät zu khomen. Der kam aber bald wider zu mir underm
schein, als hab er was vergessen mit ime zu nemen, bittend mich verlieb zu nemen, er khome vor
der vesper nit mer haim.»

1 Vgl. Anhang, Nr. 7.

3 Vgl. Anhang, Nr. 6, 8—12.

3 Verzeichnis sämtlicher Mitglieder der Prager Malerzeche seit 1348, angelegt 1714 von Paul Friedrich Fahrnschön
(Archiv des Prager Rudolfinums): «Bartholomäus Spranger von Antorf aus Niederlande kaisers Rudolfi hofmahler, Kleinseit-
ner maier».

* Jahrbuch VII, 2, Reg. 5444, und Anhang, Nr. i3.
 
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