DIE DEUTUNG EINES BILDNISSES VON BROSAMER IN DER
KAISERLICHEN GEMÄLDEGALERIE IN WIEN
NEBST BEITRÄGEN ZUR DÜRER- UND PIRCKHEIMER-FORSCHUNG.1
Von
Emil Reicke.
ziert
netes
Auf der Nürnberger Stadt-
bibliothek hängt seit langen Jah-
ren ein altes Bild (Fig. 2), das
nach einem Inventarisationsproto-
koll vom August des Jahres 1835
sowie auch nach den neueren
gedruckten Beschreibungen der
Stadtbibliothek von Ranner (1821)
und Priem (i883) ein Porträt des
berühmten Nürnberger Ratsherrn
und Humanisten Willibald Pirck-
heimerdarstellensoll. Es ist in Öl-
farben auf Holz gemalt, stark nach-
gedunkelt. Der Rahmen, gleichfalls
aus Holz, schwarz mit Innen-
leisten, die früher wohl einmal ver-
goldet waren, scheint gleich alt zu
sein; ohne ihn beträgt die Höhe
des Bildes 54r/2) die Breite 4-3I/2 cm.
Der Dargestellte ist ein bartloser
Mann in offenbar schon vorge-
rückten Jahren, in der Tracht eines
wohlhabenden deutschen Bürgers
aus der Wende des Mittelalters
zur neueren Zeit. Charakteristisch
dafür ist bekanntlich der gewöhn-
lich mit reichem Pelzwerk be-
setzte lange Rock, die sogenannte
Schaube, wie wir sie auch auf
unserem Bilde wahrnehmen. Aus
den innen gleichfalls reich mit Pelz
gefütterten Armeischlitzen dieser
Schaube schauen die Ärmel eines
Unterkleides, eines Wamses, her-
vor, das mit eigentümlichen,
mannigfach gestalteten, arabesken-
ähnlichen Figuren damastartig ver-
ist. Auf der Brust wird ein oben einfach abschließendes, mit drei schwarzen Querstreifen gezeich-
weißes Hemd sichtbar. Schaube und Wams sind schwarz mit einem leichten Stich ins Grünliche, der
ILIBALDI- PIRKEYMHERI EFFIGIES
. • AETATlS SVAE ÄNNO L iii-
TVRr INGEXIO • CAETJCRA'MDRTIS •
• EKVNLT •
Fig. 1. Willibald Pirckheimer im 53. Lebensjahre.
Stich von Dürer aus dem Jahre 1524.
1 Nach einem Vortrag, gehalten im Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg am 15. Dezember 1910.
KAISERLICHEN GEMÄLDEGALERIE IN WIEN
NEBST BEITRÄGEN ZUR DÜRER- UND PIRCKHEIMER-FORSCHUNG.1
Von
Emil Reicke.
ziert
netes
Auf der Nürnberger Stadt-
bibliothek hängt seit langen Jah-
ren ein altes Bild (Fig. 2), das
nach einem Inventarisationsproto-
koll vom August des Jahres 1835
sowie auch nach den neueren
gedruckten Beschreibungen der
Stadtbibliothek von Ranner (1821)
und Priem (i883) ein Porträt des
berühmten Nürnberger Ratsherrn
und Humanisten Willibald Pirck-
heimerdarstellensoll. Es ist in Öl-
farben auf Holz gemalt, stark nach-
gedunkelt. Der Rahmen, gleichfalls
aus Holz, schwarz mit Innen-
leisten, die früher wohl einmal ver-
goldet waren, scheint gleich alt zu
sein; ohne ihn beträgt die Höhe
des Bildes 54r/2) die Breite 4-3I/2 cm.
Der Dargestellte ist ein bartloser
Mann in offenbar schon vorge-
rückten Jahren, in der Tracht eines
wohlhabenden deutschen Bürgers
aus der Wende des Mittelalters
zur neueren Zeit. Charakteristisch
dafür ist bekanntlich der gewöhn-
lich mit reichem Pelzwerk be-
setzte lange Rock, die sogenannte
Schaube, wie wir sie auch auf
unserem Bilde wahrnehmen. Aus
den innen gleichfalls reich mit Pelz
gefütterten Armeischlitzen dieser
Schaube schauen die Ärmel eines
Unterkleides, eines Wamses, her-
vor, das mit eigentümlichen,
mannigfach gestalteten, arabesken-
ähnlichen Figuren damastartig ver-
ist. Auf der Brust wird ein oben einfach abschließendes, mit drei schwarzen Querstreifen gezeich-
weißes Hemd sichtbar. Schaube und Wams sind schwarz mit einem leichten Stich ins Grünliche, der
ILIBALDI- PIRKEYMHERI EFFIGIES
. • AETATlS SVAE ÄNNO L iii-
TVRr INGEXIO • CAETJCRA'MDRTIS •
• EKVNLT •
Fig. 1. Willibald Pirckheimer im 53. Lebensjahre.
Stich von Dürer aus dem Jahre 1524.
1 Nach einem Vortrag, gehalten im Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg am 15. Dezember 1910.