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Emil Rcickc.
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SP
frau Kunigunde die Grabinschrift kennen. Trechsel genannt Großkopf — der seltsame Doppelname
kommt in Nürnberg schon im XVI. Jahrhundert vor — erwähnt in seinem «Verneuerten Gedächtnis»
des Johanniskirchhofs in Nürnberg auf S. 40g in der 22. Gräberzeile den 22. Grabstein mit der Nummer
645, ganz nahe bei dem Grabstein Albrecht Dürers (Nr. 649), mit folgender Aufschrift, die auf einem
«messingenen Täfelein», einem
Bronzeepitaph, wie wir heute sagen,
angebracht war: «Kunigunt Hanß
Pircklin, die elter — es gab also
damals noch eine jüngere dieses
Namens — verschid am neunden
tag Octob. 1526.* «Unten an, fährt
er fort, hangen zwey Schildgen.
Auf dem ersten zur Rechten quer
getheilten, zeigt sich ein vollblätte-
rigter Bircken-Baum mit 2 Aesten
und 3 Wurt\eln über einem drei-
fachen Hügel.» Auf dem andern
Schilde zur Linken befand sich eine
wie ein Steinmetzzeichen gestaltete
Figur, wahrscheinlich ein Handels-
zeichen. Leider sind Epitaph und
Schilder heute verschwunden, in
dem Grabe ruht jetzt August von
Kreling. Einen Ersatz für das ver-
loren gegangene Epitaph bildet ein
Glasgemälde im Bayerischen Na-
tionalmuseum in München mit dem
von Helm und Kleinod gekrönten
Pirkelschen Wappen und genau
demselben Handelszeichen, wie es
Trechsel in seinem Johannisfried-
hof abgebildet hat. Es trägt die
Jahreszahl 1515 (Fig. n).1 Wir
sehen also, daß schon 1515 ein Trä-
ger des Namens Pirkel ein Fami-
lienwappen besaß, das, abgesehen
von den Farben, die wir nicht er-
fahren, völlig übereinstimmt mit
dem Wappen des Siegelrings auf
unseren Ölbildern. Bloß nach dem
Wappen zu schließen, könnte also
die darauf dargestellte Person sehr
■ m g 1
Fig. Ii. Das Pirkelsche Wappen. Nach einem Glasgemälde im bayerischen
Nationalmuseum in München.
wohl auf einen Pirkel gedeutet wer-
den, und zwar kämen für das Jahr 1520 entweder der Schneider Heinz oder der Gewandschneider
Hans junior Pirkel in Betracht, dieser namentlich wegen des Wappens. Aber auch der erst 1528 in den
größern Rat gekommene Nikolaus Pirkel würde seinem Alter nach zu dem Bilde passen. Es ist ja auch
gewiß keine Frage, daß unsere Porträte eher einem ehrsamen, wohlhabenden Handelsmann, auch
1 Dem Entgegenkommen der Direktion des Nationalmuseums ist seine Wiedergabe hier zu verdanken.
Emil Rcickc.
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SP
frau Kunigunde die Grabinschrift kennen. Trechsel genannt Großkopf — der seltsame Doppelname
kommt in Nürnberg schon im XVI. Jahrhundert vor — erwähnt in seinem «Verneuerten Gedächtnis»
des Johanniskirchhofs in Nürnberg auf S. 40g in der 22. Gräberzeile den 22. Grabstein mit der Nummer
645, ganz nahe bei dem Grabstein Albrecht Dürers (Nr. 649), mit folgender Aufschrift, die auf einem
«messingenen Täfelein», einem
Bronzeepitaph, wie wir heute sagen,
angebracht war: «Kunigunt Hanß
Pircklin, die elter — es gab also
damals noch eine jüngere dieses
Namens — verschid am neunden
tag Octob. 1526.* «Unten an, fährt
er fort, hangen zwey Schildgen.
Auf dem ersten zur Rechten quer
getheilten, zeigt sich ein vollblätte-
rigter Bircken-Baum mit 2 Aesten
und 3 Wurt\eln über einem drei-
fachen Hügel.» Auf dem andern
Schilde zur Linken befand sich eine
wie ein Steinmetzzeichen gestaltete
Figur, wahrscheinlich ein Handels-
zeichen. Leider sind Epitaph und
Schilder heute verschwunden, in
dem Grabe ruht jetzt August von
Kreling. Einen Ersatz für das ver-
loren gegangene Epitaph bildet ein
Glasgemälde im Bayerischen Na-
tionalmuseum in München mit dem
von Helm und Kleinod gekrönten
Pirkelschen Wappen und genau
demselben Handelszeichen, wie es
Trechsel in seinem Johannisfried-
hof abgebildet hat. Es trägt die
Jahreszahl 1515 (Fig. n).1 Wir
sehen also, daß schon 1515 ein Trä-
ger des Namens Pirkel ein Fami-
lienwappen besaß, das, abgesehen
von den Farben, die wir nicht er-
fahren, völlig übereinstimmt mit
dem Wappen des Siegelrings auf
unseren Ölbildern. Bloß nach dem
Wappen zu schließen, könnte also
die darauf dargestellte Person sehr
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Fig. Ii. Das Pirkelsche Wappen. Nach einem Glasgemälde im bayerischen
Nationalmuseum in München.
wohl auf einen Pirkel gedeutet wer-
den, und zwar kämen für das Jahr 1520 entweder der Schneider Heinz oder der Gewandschneider
Hans junior Pirkel in Betracht, dieser namentlich wegen des Wappens. Aber auch der erst 1528 in den
größern Rat gekommene Nikolaus Pirkel würde seinem Alter nach zu dem Bilde passen. Es ist ja auch
gewiß keine Frage, daß unsere Porträte eher einem ehrsamen, wohlhabenden Handelsmann, auch
1 Dem Entgegenkommen der Direktion des Nationalmuseums ist seine Wiedergabe hier zu verdanken.