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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 30.1911-1912

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II. Teil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Köpl, Karl: Urkunden und Regesten aus dem k. k. Statthalterei-Archiv in Prag, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6177#0378
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XXVI

K. k. Statthalterei-Archiv in Prag.

überantworten solle, dessen werden sich euer gnaden
gnedig erinnern. Darauf ich nicht underlaßen, alsbalden
mit solch euer gnaden bevelch mein geliebtes weib nach
Mölnickh abzufertigen, welcher, als sie dasselbe über-
antwortet, gedachter richter nach Verlesung deßen an-
gezeigt, er dürfte ohne vorwissen des hauptmans Mar-
tin Pruschek von Kreützperk nichts lassen folgen und
wercn hicbevorn albereit auch zween bevelch deswegen
ergangen, wüste doch fast nit, was er thun solte; und
weiln er hauptman nicht zur stelle, sondern bei ab-
laßung eines mühlgrabens were, wolte mein weib sich
bis auf den andern tag gedulden, alsdann ir die Sachen
solten gevolgt werden.

Als sie sich nun des andern tags früe wider nach
Mölnickh begeben, bei ihme königsrichtern angemeldet
und euer gnaden bevelch ein gebürliches genügen zu
thun begert, hat er königsrichter abermal angezeigt, er
könte solches nicht thun, dann der hauptman zu Möl-
nickh hette zu disen sachen ein verbot gethan, wolte
derwegen seinen bericht euer gnaden innerhalb zweier
tagen zuschreiben. Darauf mein liebes weib mit dem
haubtman Selbsten zu reden begert, der königsrichter
aber geantwortet, er were nicht zur stelle, sondern hett
sich auf die wirthschaft begeben. Als nun mein liebes
weib widerumb hinweg, begegnet ihr der haubtmann
auf dem platz, welchen sie gefragt, warumb er zuwider
euer gnaden bevelch, so im namen ihr künigl. maj. be-
scheen, ein verbot gethan. Darauf er haubtman ir ge-
antwortet, er hette dise Sachen bei ir gnaden den herrn
obristen landofficirern und Statthaltern der cron Bö-
heimb anhengig gemacht, von welchen albereit dißfals
ein bevelch ergangen, das dise Sachen beim königs-
richter verbleiben solten, dann er seine dißfals habende
pra?tension mit recht auszufüren und es nicht also ver-
bleiben zu laßen gesunnen, da er gleich ein-, zwei-
oder dreitausent taler hierauf wenden solte.

Wenn ich nun vermerkht, das er hauptman auf
die herrn künigl. Statthalter ire gnaden sich berufen,
als hab ich nicht underlaßen, alsbald heutiges tags bei
irer künigl. maj. Böheimbischen hofeanzlei nachfrage
zu halten, obet dann was von imebei iren gnaden pras-
tendirt oder einbracht were? Worauf mir aber von dem
herrn secretario daselbst zu bescheid ervolgt, das ihme
hievon nichts wissent, vil weniger hat sich von der-
gleichen etwas bei der registratur befunden, das näm-
lich von den herrn Statthaltern ir gnaden disfals was
ausgangen were.

Ob nun und wie weit dise des herrn hauptmans
ausrede gegründet und dieselbe in acht zu nemen, auch
ob der richter des herrn haubtmans verbot mit billich-
keit mehrers als euer gnaden so wolerwogenen recht-
meßigen bevelch in acht genomben, stelle ich zu euer
gnaden hochvernünftigen nachsinnen und erwögen. Ich
vor mein persohn begere dißfals mehrers nicht, dann
das, wie mir dise sachen von höchstgedacht ihr künigl.
maj. gnedigist vergönnet und verwilliget, mir auch dazu
schleimig der billichkeit nach ohne weitleüfigkeit
möchte verholfen und euer gnaden deswegen fernem an-
laufens, also auch ihr künigl. maj. weiteren dergleichen
von hauptman und richter seltzam aussehender ein-
strcüung und Verhinderung, behelligung und molesta-
tionen möchten entübriget werden und verbleiben, euer
gnaden anheimbstellend, weil ohnedis das anfangs ver-
fertigte hauptinventarium alhie, was sie ferner des-

wegen wollen in gnaden anordnen und ergehen laßen.
— Prag den 22. junii anno etz. 1612.

Orig. A 8811 alt. — In einer Eingabe d. d. Melnik a. d. Elbe
am Dienstag nach Johannes dem Täufer d. I. am 26. Juni 1612 an
den Melniker Königsrichter Johann llusa verwahrt sich Martin
Pruschek von Kreutberg (Prussck z Krzüiowe Hory), Hauptmann
der Herrschaft Melnik, in Vertretung seiner Gattin Anna, ge-
wesenen Sobota, gegen den Auftrag der böhmischen Kammer vom
25. Juni, durch welchen dem Richter befohlen wurde, die seiner
Gattin gehörigen, aber auf Befehl der Kommissäre beim Richter
deponierten Truhen öffnen, den Inhalt gerichtlich inventieren ;u
lassen und das Inventar an die böhmische Kammer einzuschicken,
die Sachen aber insgesamt aem kaiserlichen Kammermaler Johann
von Ach oder seiner Gemahlin auszufolgen. (Orig., böhmisch.! —
Am 2j. Juni 1612 übersendet Johann Husa, der Melniker Königs-
richter, diese Eingabe und rechtfertigt damit die Nichtbefolgung
des Befehles vom 20. Juni. lOrig., böhmisch./. — Am 2j. Juni iff/3
richtet Martin Pruschek eine Vorstellung an die böhmische Kammer,
in welcher er das Eigentumsrecht seiner Gattin auf die von Johann
von Ach reklamierten Sachen verteidigt. {Orig., böhmisch.} — Auf
diese ihm mitgeteilten Schriften richtet Johann von Aclien eine ener-
gische Entgegnung d. d. Prag 3o. Puni 1612 an die Kammer /Orig.,
böhmsichi, worauf diese am 5. Juli 1612 dem Melniker Königs-
richter unter Abweisung der Ansprüche des Martin Pruschek, respek-
tive seiner Gattin, neuerdings befiehlt, die in seiner Verwahrung
befindlichen Truhen öffnen, die darin vorhandenen Sachen gericht-
lich inventieren zu lassen und dieselben dem Johann von Ach oder
seinem Vertreter zu übergeben, das Inventar aber unverweilt an die
böhmische Kammer zu senden. Ebenso habe er zur Erlangung der
übrigen bei anderen Leuten vorfindigen Sachen nach dem verstor-
benen Palecek gerichtliche Schritte einzuleiten. (Concept, böhmisch./
A 88/1 alt. — Vgl. Reg. 20235.

20239 1612 August 2,0, Schloß Prag.

Die böhmische Kammer befiehlt dem Hauptmann
zu Bürglitz, durch den Hüttenmeister der Glashütte im
Dorfe Braum (w huti we wsy Braumech) sofort eine
gewisse Anzahl von zu dem demnächst stattfindenden
Begräbnis des Kaisers Rudolf nötigen Glaslampen nach
Angabe des Überbringers dieses Befehls macheu zu
lassen. — Gegeben auf dem Prager Schlosse am Don-
nerstag nach Bartholomäus d. i. am 3o. August 1612.

Concept. böhmisch, mit der Bemerkung, daß der Befehl über
Relation des Bauschreibers erlassen worden sei. K 1I22 alt.

20240 1612 September 1, Schloß Prag.

Von der böhmischen Kammer befragt, weshalb
die Vermessung und Mappierung der Prager Städte,
die Kaiser Rudolf II. angeordnet habe, noch immer
nicht fertig sei, rechtfertigte sich Simeon Podolsky von
Podoli, Landesgeometer, damit, daß er den Maler und
Bürger der Neustadt Prag, Virgilius Solis, nicht habe
-um Zeichnen haben können, da dieser eine andere Ar-
beit übernommen habe. Da es der Wille Seiner Majestät
sei, daß dieses II 'erk so bald als möglich vollendet werde,
Podolsky allein aber dies nicht leisten könne, so befiehlt
die böhmische Kammer dem Solis, alle andere Arbeit
beiseite zu lassen und sich sogleich an die Zeichnung
der Mappe zu macheu, damit sie so bald als möglich
fertig werde. Für die Arbeit werde er von Podolsky
bezahlt werden. — Gegeben auf dem Präger Schloß
am Samstag an St. Ägidius d. i. den 1. September 1612.

Concept, böhmisch. — Am 77. September 1612 befiehlt die
böhmische Kannner den Prag-Neustädtern, ihren Mitbürger, den
Maler Virgilius Solis, welcher die von Podolsky verfertigte Mappe
der drei Prager Städte ?u zeichneu und malen begonnen habe, jetzt
sich aber weigere, darin fortzufahren, vor sich zu laden, ihm vor-
zuhalten, weshalb er das begonnene Werk verlassen und ein anderes
in Angriff genommen habe, und ihn ernstlich unter Strafandrohung
Zur Fertigstellung des dem Podolsky aufgetragenen Werkes f«
verhalten. — Concept, böhmisch. — P i24/44alt. — Vgl. Reg. 20181,
8243 und 82j3.

20241 1612 September 18, Prag.

Kaiser Matthias schreibt an Director und camer-
räthe im künigreich Behaimb:
 
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