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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

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I. Teil: Abhandlungen
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Fröhlich-Bum, Lili: Andrea Meldolla, genannt Schiavone
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0152
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Lili Fröhlich-Bum.

Vaters, die ihn zu früh zum Verdienen gezwungen habe. Zu Beginn seiner Malerlauf bahn machte Schiavone
Arbeiten jeder Art in den Läden und malte an Fassaden mit, was nicht besser bezahlt wurde als das
Weißen derselben. Er bemalte auch zahlreiche Schränke mit Geschichtchen, Laubwerk, Grotesken und
anderen Bizarrerien für die Händler, die das Vorrecht haben, unter den Arkaden der Piazza S. Marco zu
wohnen. Einige solche Malereien werden jetzt von denen, die sie besitzen, als seltene und wertvolle
Dinge bewahrt, andere wieder sind fortgekommen. Doch da sich nicht immer Arbeit fand, ging es ihm

Fig. 3. Parmegianino, Judith (BP 1). Fig. 4. Schiavone, Judith.

so schlecht, daß er seinen Paten Rocco oft um Unterstützung angehen mußte.1 Seine Bilder, «.benche di
buona maniera e tocche con molt'arte, piü dilettavano al pittore che all' universale». . . .

Mit solchen Leiden und Gelegenheitswerken wäre das Leben des Armen vergangen, wenn nicht
Tizian ihn unter jene Maler eingereiht hätte, die die Libreria von S. Marco ausmalen sollten. Er wies
ihm die drei Tondi nächst dem Campanile zu.2

1 Boschini berichtet dazu, Marco Rocco, der Sohn des von Ridolfi erwähnten Rocco, habe ihm erzählt, daß Schiavone
für einen Taglohn von 24 Soldi oft zwei Truhen bemalte. Jetzt seien sie selten geworden und auch schon um 100 Dukaten
verkauft worden.

* Ridolfi war, was die Malereien der Libreria betrifft, besser informiert als Sansovino, den er also an dieser Stelle
keinesfalls benützt. Es ergibt sich dies aus folgendem: Sansovino zählt unter den Künstlern, die in der Libreria arbeiteten,
auch Tintoretto und Benedetto, den Bruder Paolo Veroneses, auf. Ridolfi aber führt in der Vita des Battista Zelotti die
Tondi, die Sansovino dem Benedetto Veronese gab, als Werke Zelottis an und berichtet auch in der Vita des Tinto-
retto nichts von seiner Anteilnahme an diesen Arbeiten. Ein Dokument, das Zanetti gefunden und a. a. O., p. 249, abgedruckt
 
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