Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

DOI Heft:
I. Teil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Fröhlich-Bum, Lili: Andrea Meldolla, genannt Schiavone
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0153
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Andrea Meldolla, genannt Schiavone.

141

Im ersten stellte er die Gewalt der Waffen dar, die notwendig ist, um die Staaten zu erhalten, ver-
körpert durch Ritter, die über gefallene Feinde triumphieren.

Im zweiten malte er, um die Herrschaft darzustellen, einen König, der Preise und Ehrungen an
Soldaten verteilt. Die Dankbarkeit verbindet die Herzen der Diener und des Herrschers wie eine Kette.

Im dritten malte er, um das Priestertum darzustellen, einen Bischof, der Armen Wohltaten erweist.1

Schiavone malte ferner für den Altar der Steinmetzen in S. Apollinare die Tafel mit den heiligen
Märtyrern, die im Gespräch zusammenstehen, und auf den Pilastern die Verkündigung.2

In S. Sebastiano ist die für die Familie Pellegrini gemalte Tafel, darstellend Christus in Emaus
mit Lucas und Cleofas; mit diesem starken Kolorit läßt sich keine Malerei vergleichen.3

Fig. 5. Schiavone, Bellona (B M 68). Fig. 6. Schiavone, Judith.

London, British Museum.

[Es folgt die Aufzählung anderer für Private gemalter Bilder, auf die, soweit sie sich mit heute noch
vorhandenen Bildern identifizieren lassen, bei ihrer stilistischen Besprechung zurückzukommen sein wird.]

iNella chiesa del Carmine dipinse sotto il Coro in gran tondo Maria Vergine e Angeli intorno,
di sotto S. Pietro e S. Elia Carmelitano e negli angoli gli Evangelisti con si gran modo coloriti,

hat, beweist nun, daß in der Tat nicht Tintoretto und Benedetto sondern Battista Zelotti da Verona und Zuanne de Mio
daran mitgearbeitet haben. Dieses Dokument gibt gleichzeitig ein wichtiges Datum. Es ist eine Verrechnung vom 14. Februar
1556, an welchem Tag jeder der sieben Maler 50 Dukaten bekam. — Boschini (p. 68) bezeichnet den 4., 5. und 6. der an
den Wänden gemalten Propheten als Werk des Schiavone.

1 Vgl. die entsprechende Nachricht Sansovinos.

2 Boschini spricht von einer Tafel mit fünf Märtyrern. Baldinucci folgt Ridolfi; ebenso Zanetti, der hinzu-
fügt, daß das an erster Stelle genannte Bild unter Parmegianinos Einfluß stehe. — Heute ist nichts mehr dort, was sich
damit identifizieren ließe.

3 Aus dieser Stelle geht hervor, daß Ridolfi den Vasari nicht selbst oder sehr flüchtig benützte; sonst hätte er dessen
abweichende Meinung wohl zitiert. Dasselbe ergibt sich auch daraus, daß er die Darstellung im Tempel in der Carmine nicht
erwähnt. Nur von der Bestellung des Vasari weiß er.
 
Annotationen