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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Winkler, Friedrich: Studien zur Geschichte der niederländischen Miniaturmalerei des XV. und XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0314
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302

Friedrich Winkler.

Fig. 18. Paris, Collection du Cmte Durrieu, Livre de priores de
Charles le Temeraire.

5. Band II der «Miracles de la vierge»
für Philipp den Guten. Paris, Bibl. Nat.
(ms. fr. 9199).

6. und 7. Wahrscheinlich Mitarbeit am
Froissart in Breslau und am Gebetbuch 1857
in Wien.1

Hinzuzufügen ist eine schon von F.
de Mely und Durrieu2 unserem Meister zu-
gewiesene Handschrift beim Herzog von
Devonshire, ein Gillion de Trasignies, der
1464 für Louis de Bruges geschrieben
wurde,3 nach der Abbildung unzweifelhaft
ein Hauptwerk unseres Meisters.

Durrieu4 hat später das Material noch-
mals erweitert und ich kann seinen Be-
stimmungen, soweit ich die Handschriften
kenne, nur beipflichten:

Gebetbuch, anscheinend für Karl den
Kühnen. Sammlung Durrieu (Figg. 18, 19).

Fragmente eines Gebetbuches. Eben-
da (Fig. 20).3

Gebetbuch, Mailand, Fürst Trivulzio
(Nr. 472).

Gebetbuch. Sammlung J. Whitehead
(Ausstellung des Burlington Fine Arts Club
1908, Nr. 234: Fig. 21).6

Welche Schlüsse gestattet dieses Ma-
terial in bezug auf die Meister der Bilder?
Durrieu hat die Konsequenzen schon in
seinem ersten, dem Meister des Goldenen
Er wies nach, daß viele der Handschriften, die der Meister
durch ihre Besteller — meist Louis de

Vließes gewidmeten Aufsatz gezogen
des Goldenen Vließes oder seine Schüler schmückten
Bruges — oder durch Mitarbeit anderer Künstler eng mit Brügge verbunden sind. Die seitdem hinzu-

eilig und nachlässig ausgeführte Handschrift «Le livre du roi Modus» der Brüsseler Bibliothek (cod. 10218/19) zu. Der
Hauptmeister — ein zweiter schuf fol. 90'—106 —■ ist identisch mit jenem, der in der Chronik von Jerusalem das große
Breitbild der Einschiffung (fol. 3 der alten Paginierung) und den Stammbaum schuf. Von diesem Künstler — Schestags
Meister A — ist im Gerard de Roussillon unter anderem das Dedikationsbild und das interessante ganzseitige Blatt mit den
Kirchenbauten. Letztere Handschrift ist 1447 datiert, die Chronik von Jerusalem ist angeblich zwischen 1430—1447 ge-
schaffen (vgl. Gottlieb, Büchersammlung Kaiser Maximilians I., S. 27). Zumindest sind die Bilder beider Handschriften um
1450 entstanden. In die gleiche Zeit gehört nach dem ähnlichen Dedikationsbilde das für Philipp den Guten gefertigte «Livre
du roi Modus» in Brüssel. Die Entstehungszeiten dieser Handschriften lassen also einen Meister annehmen, der vor Durrieus
Meister des Goldenen Vließes tätig war. Die Chronik von Jerusalem wird in der jüngst erschienenen Publikation des Breslauer
Froissart von A. Lindner ganz ähnlich beurteilt.

1 A. Lindner, Der Breslauer Froissart, 1913.— Durrieu nennt außerdem mehrere unter Einfluß seines Meisters ge-
schaffene Handschriften der Nationalbibliothek in Paris, die meist für Louis de Bruges gearbeitet wurden. Ich füge der
Liste von Schülerarbeiten noch ms. 36619 in London (Brit. Mus.), ms. fr. 455/6 der Pariser Nationalbibliothek und 5196 der
Arsenalbibliothek hinzu. In letzterer Handschrift schuf ein Nachfolger nur zwei Miniaturen (fol. 218 u. 23i'), das übrige
stammt meist von einem Nachfolger Vrelants, der unter anderem das Gebetbuch A 178 in Dresden schuf.

2 Gazette des Beaux-Arts 1910 (September). — Bibl. de l'ecole des chartes 1910, p. 15 des S.-A.

3 Burlington Fine Arts Club 1908, Nr. 160 u. Taf. III des Werkes über die Ausstellung.

4 Bibl. de l'ecole des chartes 1910, p. 16 des S.-A.

5 Abbildung in Revue de l'art chretien 1910, mars—avril.

6 Abbildung auf Taf. 145 des Werkes über die Ausstellung.
 
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