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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Winkler, Friedrich: Studien zur Geschichte der niederländischen Miniaturmalerei des XV. und XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0317
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Studien zur Geschichte der niederländischen Miniaturmalerei des XV. und XVI. Jahrhunderts.

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schrift gewesen sein? Als Mazerolles das Gebetbuch ergänzt hatte, wurde er bezahlt für «diverse
figuren ende hystorien (vgl. Anmerkung) die hy ghenomen heift daerin te makene . . .».
Mazerolles bekam für seine Arbeit, die also vorzugsweise in der Anfertigung der Figuren und Hi-
storien bestand, die außergewöhnlich hohe Summe von 420 livres Parisis.

Diese Angaben der Urkunde stimmen gut mit dem überein, was wir von der Tätigkeit des E
an unserem Gebetbuche wissen. Wir stellten fest, daß E den Löwenanteil an der Ausführung ge-
habt haben müsse. Die ganzseitigen Bilder sind zum größten Teile von ihm ausgeführt worden.

Fig. 21. Sammlung J. Whitehead. Gebetbuch.

Es ist sehr beachtenswert, daß die Blätter des A, der zweifellos nach E am Gebetbuche tätig war,
samt und sonders hinweggedacht werden können, ohne daß das Gebetbuch deshalb unvollständig
erschiene. Die vier großen Bilder des A sind auf Einzelblätter gemalt, deren Rückseite leer ist,
und die Heiligengebete, die A von der ersten bis zur letzten Zeile allein mit künstlerischem Schmucke 1
versah, konnten ebenfalls als Ganzes nachträglich eingefügt werden. Der Randschmuck im Gebet-
buch ist fast durchweg aus der Werkstatt des E. Nur die ganzseitigen Miniaturen der selbständigen
Meister und die Heiligengebete des A haben Randschmuck, der nicht von E stammt.1

E scheint bei der Arbeit am Gebetbuche auch Vorgänger gehabt zu haben. Er schuf drei der
vier Evangelistenbilder, die in jedem größeren Gebetbuche über dem Zitat des Anfangs ihres Evan-
geliums abgebildet waren. Die Bilder folgten meist unmittelbar auf den Kalender. Ihre Reihe
wurde fast regelmäßig durch ein großes Bild mit Johannes auf Patmos eröffnet, dem sich die

1 Außerdem ergänzte A den fehlenden Randschmuck auf fol. 14—19, 27'—28, 3o—34. Hier müssen wir annehmen,
daß E die Arbeit liegen ließ, daß also das Gebetbuch, wenn wir es mit dem Karls des Kühnen identifizieren, auch nach
Mazerolles' Tätigkeit einige, wenn auch kleine Lücken in seiner Ausstattung aufwies.

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