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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Winkler, Friedrich: Studien zur Geschichte der niederländischen Miniaturmalerei des XV. und XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0337
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schung als bedeutende holländische Werke
genannt wurden, werden jetzt mit größerer
Wahrscheinlichkeit nach Flandern 1 oder an
den Niederrhein verlegt. Daß die Produk-
tion in dem heutigen Holland nichtsdesto-
weniger eine ziemlich beträchtliche war, hat
uns Vogelsangs treffliche Untersuchung ge-
zeigt. Vogelsang hat zuerst eine Reihe von
Gruppen und Meistern aufgestellt, deren
Malweise und Auffassung der Themen von
nicht zu unterschätzender Bedeutung für
unsere Kenntnis der Entstehung - des natio-
nalen holländischen Stils sind. Wir erken-
nen jetzt einen Meister der Brüsseler hol-
ländischen Bibel um 1431 (Nr. 9018/22), der
die holländische Bibel im Museum Meer-
mann im Haag (Nr. 16) fast ausschließlich
schmückte (Claes Brouwer?), — der gleichen
Gruppe gehören Handschriften im Haag
(Y 401), München (ms. germ. 1102, von
1439) und Nürnberg (ms. Solg. 8) an —
den ziemlich fruchtbaren Meister der Bibel
Y 402 im Haag und die Urheber dreier
Gebetbuchgruppen. Als künstlerische Lei-
stungen sind diese Miniaturen meist schwach,
in der Durchführung roh und flüchtig. Nur
einige Denkmäler der Gebetbuchgruppe II
Vogelsangs (Gebetbuch 500 der Bibliotheque
Mazarine in Paris und andere Handschrif-
ten) ragen in der Sorgfalt der Durchfüh-
rung, den gut gezeichneten, untersetzten
Figuren, der starken Plastik des Faltenwerks
über den Durchschnitt hinaus.2 Nur noch
zwei Meister, die jeweils den Anfang einer
zweibändigen holländischen Bibel in Wien
(2771/2) schmückten, sind von gleicher Be-
gabung. Ein glücklicher Zufall ließ mich

1 So wird man die sogenannte holländische Apo-
kalypse der Pariser Nationalbibliothek mit ihren großen
Bildern aus der holländischen Kunst auszuscheiden haben
(vgl. Vogelsang, Holländische Miniaturmalerei des späte-
ren Mittelalters, Straßburg 1899).

2 Dieser Gruppe ist unbedenklich das auf der
Ausstellung des Burlington Club 1908 ausgestellte Gebet-
buch Nr. 24'3 im Besitz von W. J. Loftie anzuschließen
(der Text weist auf Utrecht, Abbildung einer Miniatur
in der Publikation der Ausstellung). Ich vermag nicht
zu sagen, ob es sich bei den von Vogelsang genannten
Werken 'im Haag (AA 173), Haarlem (112), Brüssel
(21696) und Leiden (224) um denselben Meister han-
delt. Ein enger Zusammenhang ist aber außer allem
Zweifel.

Fig. 41. Wien, k. k. Hofbibliothek, Cod. 2771, Fol. 10.
 
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