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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Randglossen zu Venedigs Bronzeplastik der Hochrenaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0021
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Randglossen zu Venedigs Bronzeplastik der Hochrenaissance.

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seiner vielen Schüler, und dann, welcher es gewesen ist. Gewisse derbe Züge in der Modellie-
rung und im Gusse schließen die direkte Urheberschaft Sansovinos ohneweiters aus. Deshalb
könnte man sich mit der Bezeichnung «Schule des Sansovinos begnügen, wenn nicht gerade in
unserem Falle die seltene Möglichkeit vorhanden wäre, unter den vielen unmittelbaren Schülern
einen hervorzuholen und ihn mit Bestimmtheit als den Meister beider Statuetten zu bezeichnen.

Sansovino, der Protomagister der Bauhütte von S. Marco, der Architekt des offiziellen
Venedig, der Vielumworbene und
Vielbeschäftigte, war durch seine
rege Tätigkeit zu sehr in An-
spruch genommen, als daß er sich
bildnerischen Aufträgen — die
gewöhnlich nebenbei liefen und
in den meisten Fällen sehr schlep-
pend ihrer endgiltigen Ausfüh-
rung entgegengingen — ganz in
eigener Person hätte widmen
können. Schon bei seinen frühen
venezianischen Werken halfen ihm
junge Schüler, die er aus seiner
toskanischen Heimat mitgebracht
oder aus der heranwachsenden
neuen Künstlergeneration Vene- '
digs um sich versammelt hatte.
Diesen gehört der schon in ju-
gendlichen Jahren verstorbene Pa-
duaner Tiziano Minio an. Seine
Tätigkeit im Atelier des Meisters
läßt sich für die Jahre 1534 und
1540 dokumentarisch belegen, sein
Name wird mit zwei hervorragen-
den Werken Sansovinos verbun-
den. Sein Anteil an den 1534
vollendeten Bronzereliefs der Tri-
bünen im Presbyterium von San
Marco, woran er gemeinschaftlich
mit Girolamo Lombardo und Luca
Lancia gearbeitet hatte, wurde
bereits hervorgehoben; zwischen
die Jahre 1537 und 1540 fällt

Sansovinos Neubau der Loggetta am Fuße des Campanile, an deren bildnerischem Schmuck auch
Minio beschäftigt wurde.1

Im Jahre 1537 wurde der Campanile vom Blitz getroffen, die alte Loggetta arg hergenom-
men und damit Anlaß gegeben zu einem Neubau, der an das Oberhaupt der Bauhütte, Sansovino,
vergeben wurde.2 Noch im gleichen Jahre erhält Sansovino Anzahlungen, 1539 werden bereits die
Kosten der Marmorsorten für den Schmuck der Fassade, 1540 wird der Rest des für die Voll-
endung des Baues vereinbarten Betrages bezahlt. Zwischen den Jahren 1540 und 1545 führte

Fig. 20. Türklopfer.
Berlin, Kaiser Friedrich-Museum.

1 Lorenzetti, La Loggetta al Campanile di S. Marco, in «L'Arte» (Rom 1910), Bd. XIII, p. 108 f.

2 Rambaldi, Gatalogo della Mostra storico-artistica del Campanile di S. Marco, Venedig 1912, p. 73, Doc. 65.
R. Archivjo di Stato, Procuratia de Supra, Cassier Chiesa II.
 
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