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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Berenson, Bernard: Eine Wiener Madonna und Antonellos Altarbild von S. Cassiano
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0054
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Hernhard Herenson.

etwas Besseres zustande gebracht haben könnte. Hier zeigt sich keine Spur von des Vaters
genialer Begabung und all dessen Eigentümlichkeiten, Lieblingstypen und -pOsen und Faltenwürfe

sind hier zu alberner, spieleri-
scher Manieriertheit geworden.
Jacopos Modellierung ist plump
und grob, die Pinselstriche gehen
unbesonnen durcheinander, die
Zeichnung ist kläglich, die Dra-
perien sind unlogisch, die Emp-
findung ist abgeschmackt. Man
braucht nur das Kind in seinem
Bilde von Bergamo mit dem der
Wiener Madonna zu vergleichen;
denn das eine ist nahezu die Lm-
kehrung des andern. Ich fürchte
nicht, daß irgendein ernster Kriti-
ker zugeben wird, daß der Maler,
der das eine Kind mit seinem
einfältigen Gesichte, seinen elend
verzerrten Gliedern und sinnlosen
Draperien malte, auch das andere
gemalt haben könne. Das eine ist
zu sichtlich nur die gedankenlose
Kopie einer selbständigen Schöp-
fung.

Antonellos bekanntester sizi-
lianischer Nachfolger war dessen
Neffe Antonio de Saliba. Ob-
wohl er der Schüler seines Vet-
ters Jacopo war, würden wir dies
nie für möglich halten; denn sei
es, weil Jacopo nur ein Kopist
seines Vaters war, sei es, weil
seine eigenen Machwerke nicht
die Bewunderung eines Schülers
erregen konnten, Antonio zeigt
nicht die mindeste Abhängigkeit
von Jacopo, sondern ahmt genau
seinen großen Namensvetter nach.
Die meisten bisherigen Verwechs-
lungen zwischen Antonio de Sa-
liba und dem großen Sizilianer
sind dem Umstände zuzuschrei-
ben, daß sie beide mit dem glei-
chen Namen signierten. Glück-
licherweise haben Urkunden ge-
holfen, diese Verwirrung aufzu-
klären, was schon Morellt mit seinem so scharfen Blick für Qualität nahezu gelungen war; und
jetzt gibt es keinen Grund mehr, beide miteinander zu verwechseln.

Fig. 10. Nachfolger des Antonello da Messina, Madonna.
Syrakus, Kathedrale.
 
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