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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0137
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Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel.

ich nirgends entdecken. Das Detail ist autfallend unzeichncrisch und summarisch gebildet. Die
Konturen sind nirgends scharf sondern stets weich und verschwommen. Schon die Art des Baum-
schlages und die wenig konsistente, unplastische Bildung der Felsenberge im Hintergrund (Fig. g)
weisen deutlich auf die Eigenart Isenbrants. Ein Vergleich des Gemäldes mit der Landschaft auf
Isenbrants männlichem Bildnis in der Sammlung Hollitscher in Berlin (Fig. 10) zeigt ferner so auf-
fallende Analogien in der Architektur, in der Führung der Küste, in den kleinen Staffagefigürchen
und vor allem in der Technik der spitz aufgesetzten Lichter, daß an der Gleichheit der Hand
wohl kaum gezweifelt werden kann.

Ganz im Banne Patinirscher Kunst stehen die Landschaften auf den frühen Gemälden des
Joos van Cleve. Einzelne dieser Werke kopieren zum Teil wörtlich Patinirsche Gemälde und

Fig. 12. Meister der weiblichen Halbtiguren, Liebespaar (Teilausschnitt, Naturgröße).
Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum.

unterscheiden sich von ihren Vorbildern nur durch die geringere Folgerichtigkeit der Tiefen-
entwicklung, die weichere Malweise, die Vorliebe für eine warme braune Tönung des Vordergrundes
und die weniger präzise Wiedergabe der Details. In den späteren Werken dieses Meisters tritt die
Landschaft immer stärker hinter die Figuren zurück. Wo wir ihr begegnen, ist sie liebloser und mit
bedeutend geringerer Sorgfalt gestaltet. Die Motive bleiben aber stets ganz in Patinirscher Manier.

Auch der sogenannte Antwerpner Meister von 1518 lehnte sich in der Landschaft seiner
beiden Tafeln mit der Heimsuchung und der Flucht nach Ägypten in der Londoner National-
Gallery1 und seiner Flucht nach Ägypten auf dem Lübecker Marienaltar stark an die Kunst
Joachim Patinirs an.

1 Friedländer: Jahrbuch der königl. preußischen Kunstsammlungen XXXVI (1915), S. 81, erwähnt als zu demselben
Altar gehörige Tafeln eine Anbetung der Könige im Londoner Kunsthandel und einen Christus als Kind im Tempel in der
Antwerpener Sammlung Mayer van den Bergh. Die Londoner Tafeln (h. 79, br. 69 cm) sind abgebildet in Poyntcrs National-
Gallery II (1899), p. 80, Nr. 1082, 1084. Auch eine leider arg zerstörte Ruhe auf der Flucht (1917 im Wiener Kunsthandel 1,
die demselben Meister zuzuschreiben ist, könnte den Maßen nach (h. 75, br. 63 cm) zum gleichen Altarwerk gehören. Aller-
 
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