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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0159
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Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel.

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Über den Stil des Matthijs Cock noch hinaus geht der Stich der großen Waldlandschaft mit
der Versuchung Christi (Fig. ßi).1 Dieses reifste Werk auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei,
das in den Niederlanden vor Bruegel geschaffen wurde, zeigt eine ganz einheitliche Landschafts-
ansicht. Vor allem die Darstellung des Waldes in seiner Gesamtheit verdient höchstes Lob. Diese
Hervorhebung eines großen Motivs findet ihre Parallele in den von Hieronymus Cock edierten
römischen Ruinen. So scheint der berühmte Verleger an diesem Blatte doch einen mehr als äußer-
lichen Anteil gehabt zu haben. Vielleicht hat er eine Vorlage des Bruders ins Großartige gesteigert.

In diesen gestochenen Kompositionen ist der eigentlichen Landschaft das absolute inhalt-
liche Übergewicht über die nur den Bildtitel herleihenden Staffagefigürchen endgültig gesichert. Die
idealistische Landschaftsauffassung ist von der phantastischen Art des Herri met de Bles ebenso

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Fig. 3:. Peter Bruegel, Italienische Landschaft, aquarellierte Federzeichnung.
Berlin, köuigl. Kupfcrsticlikabiitett.

entfernt wie von dem Naturalismus des Braunschweiger Monogrammisten. In der klaren Durch-
sichtigkeit der Komposition, in der das Detail verallgemeinernden Wiedergabe des Landschaftsbildes
offenbart sich ein ganz romanistisches Kunstempfinden, das in den figürlichen Kompositionen eines
Lambert Lombard und Frans Floris seine Parallele findet. Freilich macht es sich in der Land-
schaftsmalerei doppelt fühlbar, daß dieser Künstlergeneration das unmittelbare Verhältnis zur Natur,
die Naivität des Schauens, verloren gegangen war.

wir auf einer Zeichnung des Münchener Kupferstichkabinetts (h. 19, br. V) cm), die 15.38 datiert ist und in der Strichführung
mit dem von Friedländer publizierten Berliner Blatt gut zusammengeht. Doch ist die .Münchener Zeichnung flüchtiger und
gröber. Freilich scheint diese kurze, oft unterbrechende, aber ziemlich gleichmäßige Zeichenart in den Dreißiger- und Vier-
zigerjahren in den Niederlanden allgemeiner üblich gewesen zu sein; begegnen wir ihr doch auch auf Landschaftszeichnungen
des Cornelis Massys (eine mit dem Monogramm signierte, 1540 datierte in Brüssel, eine andere signierte und 1541 datierte in
Berlin, eine unbezeichnete, 155.1 datierte in Budapest).

1 Die Zuteilung dieses «H. Cock fecit» bezeichneten Blattes (h. 31-5, br. 43*5 cm) an Bruegel, die van der Kellen ver-
suchte, läßt sich nicht halten (S. Haberditzl, Kunstgeschichtliche Anzeigen 1910, S. 53).
 
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