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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Husnik, Jakob: Die Leimtypie
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0094
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78

Die Leimtypie.

■obiger Chromsalzlösung noch mehr verstärkt. Auf diese Art
lässt sieh das Relief länger entwickeln und wird tiefer, was
•eben zu erzielen war.
Eine weitere Neuerung besteht in der Art der zweiten
Entwicklung. Ich unterbreche die erste Entwicklung bevor
noch die feinen Theile beschädigt worden sind, lasse trocknen,
decke die weissen Stellen (den Untergrund) mit in Terpentinöl
verdünnter Buchdruckerschwärze mit Hilfe eines feinen Pinsels
ganz nahe bis zur Zeichnung zu und setze dann das ganze
Relief noch einmal dem Lichte aus.
Weil nun das Relief bei der ersten Entwicklung viel
Chromsalz aufgenommen hat, ist es sehr lichtempfindlich und
härtet sich nicht allein auf der Oberfläche, sondern auch auf
den Seitenwänden der Striche. Nach Entfernung der schwarzen
Farbe kann daher neuerdings bis zu beliebiger Tiefe entwickelt
werden, besonders wenn grössere Weissen zuvor mit scharfem
Messer ausgeschnitten wurden.
Allerdings unterbrechen Klaucke und Süwerkrop die
Entwicklung ebenfalls rechtzeitig, aber sie füllen die Weissen
mit einem Teige aus gefärbtem Gummi oder Firniss aus, um
auch das Relief noch einmal dem Lichte auszusetzen. Diese
zweite Belichtung bleibt jedoch erfolglos. Denn in dem ent-
wickelten hochstehenden Theile des Reliefs ist schon alles
Chromsalz durch Licht zersetzt. Sollte auch etwas davon vor-
handen sein, so würde es durch die Essigsäure zersetzt und
ausgewaschen. Denn die Säuren zersetzen die Chromsalze bei
Gegenwart von organischen Stoffen. Es kann somit eine
weitere Belichtung keine grössere Härtung des Reliefs hervor-
bringen. Sollte aber dennoch eine Spur unzersetzten Chrom-
salzes vorhanden sein, so sind durch das Ausfüllen der Weissen
mit einem gefärbten Teige auch die Seitenwände der Striche
gedeckt, können daher nicht vom Lichte getroffen und müssen
beim zweiten Entwickeln unterfressen werden.
Wenn dem nicht so wäre, so hätten die beiden oben ge-
nannten Patente bei der Wichtigkeit der zu lösenden Auf-
gabe schon längst einer ausgedehnten Industrie den Weg
bahnen müssen, während sie hingegen nirgends angewendet
worden sind.
Die nach dem neuen Verfahren hergestellten Leimreliefs
können durch keine der bisher bekannten Methoden erzielt
werden, und es ist meine Methode vollständig fähig, dem
Kunstdruck ein neues wichtiges Mittel in die Hand zu geben,
welches bisher zwar sehr benöthigt und erwünscht war, nie
aber in practisch brauchbarer Weise erzielt worden ist.
 
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