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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 7.1893

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Schwarz, Rudolf: Ueber Aufnahmen lebensgrosser Porträts mit einfachen Mitteln bei Magnesiumlicht und bei Tageslicht
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Ueber Aufnahmen lebensgrosser Porträts etc.

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Trockencylinder von Glas ein. Wie schon erwähnt, wird weiche
Beleuchtung nur durch breite Lichtentfaltung erzielt. Mein
Apparat z. B. gibt beim Anblasen eine 70 cm breite, hohe,
mächtige Flamme, deren Wirkung durch einen dahinter an-
gebrachten flachen, nur oben etwas nach abwärts gebogenen
Reflector noch verbreitert wird. Dieses breite Licht ergibt in
Wechselwirkung mit den um die Person gruppirten Reflectoren
eine reich modulirte, harmonische Beleuchtung. Lichtblenden
aus Seidenpapier oder gar Magnesiumlampen an der Schatten-
seite, welch letztere nur unnatürliche Effecte verursachen, er-
achte ich nach meinen Erfahrungen für störend und schädlich.
Die Aufstellung des Lichtapparates bei lebensgrossen Auf-
nahmen hat bei sitzendem Modell etwa 2 bis 21/a m hoch über
dem Fussboden und 21/2 bis 3 m entfernt von der aufzunehmenden
Person von jener Seite und in einem solchen Winkel zur
letzteren zu geschehen, als wenn anstatt des Magnesiumlichtes
richtig geführtes Tageslicht einfallen sollte. -Je nach der Ver-
schiedenheit der Modelle wird man entweder mehr Vorderlicht
oder mehr Seitenlicht anzuwenden oder den Apparat höher
oder tiefer zu stellen haben. Letzterer darf natürlich nie so
aufgestellt werden, dass Licht ins Objectiv fällen kann, muss
also seitlich hinter dem Objectiv postirt werden.
Zum Beweise, dass mit den beschriebenen, sehr einfachen
Mitteln, welche jedem Photographen ohnehin zu Gebote stehen
oder mit ganz geringen Auslagen beschafft werden können,
gute Resultate zu erzielen sind, darf ich mich auf die schmeichel-
haften Urtheile der bevorraten dsten Wiener und Berliner Photo-
graphen berufen. So äussert z. B. Dr. Miethe, auf dessen
Wunsch ich eine grössere Anzahl meiner lebensgrossen Porträts
auf Veranlassung des Herrn Professor Dr. Eder zur Ansicht
nach Berlin gesandt hatte, bei einer Sitzung der practischen
Photographen daselbst in Uebereinstimmung mit den be-
deutendsten Mitgliedern dieser Gesellschaft, dass die vorgelegten
Leistungen sowohl an sich, als auch ganz besonders in An-
betracht der ausserordentlich primitiven Mittel ganz erstaunliche
und verblüffende seien, wobei betont wird, dass die Durch-
arbeitung und ausserordentliche Schärfe, besonders meiner
Brillenglasaufnahmen nicht bezweifeln lässt, dass nach meiner
sehr einfachen Methode das Vorzüglichste geleistet werden kann.
Als eine weitere Auszeichnung betrachte ich es, dass es
mir vergönnt war, eine Versuchsreihe meiner Porträts über den
Wunsch des Herrn Professor Dr. Eder der Lehrmittelsammlung
der Wiener Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und
Reproduetionstechnik einreihen zu dürfen.
 
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