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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 8.1894

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Farmer, Howard: Eine bemerkenswerthe Eigenschaft von Silber und Gelatine
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https://doi.org/10.11588/diglit.47903#0080
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Eine bemerkenswerthe Eigenschaft -von Silber etc.

chromsaure Salz reducirt und die Gelatine geht, indem sie
mit dem reducirten Salz Zusammentritt, in die unlösliche chrom-
oxydhaltige Form über, genau so wie es der Fall ist, wenn
trockene Gelatine und ein lösliches doppeltchromsaures. Salz
dem Lichte ausgesetzt werden. Indem das Silber diese Ver-
änderungen hervorruft, macht es selbst, so viel ich habe fest-
stellen können, keine Veränderungen durch.
Die einfachste Art, diese Reaction zu beobachten, besteht
darin, dass man Gelatine, in welcher fein vertheiltes Silber
suspendirt ist, in eine Lösung von doppeltchromsaurem
Ammoniak oder Kali bringt; ist diese Salzlösung ziemlich
concentrirt (20 Proc.), so tritt die Reaction geradezu augen-
blicklich ein. Ein noch handlicheres Verfahren bietet sich in
der Herstellung von Bromsilber-Gelatine-Platten, welche die
Gelatine in löslicher Form enthalten, und der Entwickelung
der Bilder auf solchen exponirten Platten mittels des Eisen-
oxalat-Entwicklers. Taucht man die entwickelten Platten
einige Secunden lang in eine 20 procentige Lösung von
doppeltchromsaurem Ammoniak, so wird die Gelatine an allen
Stellen, wo sie mit dem reducirten Silber in Berührung ist,
unlöslich, und die Bilder zeigen nach dem Waschen dieselbe
Reliefbildüng, wie exponirte Kohlendrucke, wenn diese in
Wasser gebracht werden.
Die chromhaltigen Bilder, welche auf diese Weise
erhalten werden, besitzen dieselben Eigenschaften, wie die-
jenigen, welche durch die Einwirkung des Lichtes auf ein
Gemisch von Gelatine und doppeltchromsauren Salzen ent-
stehen. So lassen sich die Häutchen, nachdem sie getrocknet
und wieder angefeuchtet sind, auf unlösliche Oberflächen auf-
tragen und mit heissem Wasser entwickeln, wie man es mit
Kohlendrucken oder Woodbury-Lichtdruck-Reliefs macht; die
so erhaltenen Reliefs zeigen die für das letzterwähnte Verfahren
so charakteristische treffliche Schärfe der Umrisse.
Weiter lässt sich auf das getrocknete Häutchen Farbe
auftragen und dann die Entwickelung mit heissem Wasser
vornehmen, wie der Lithograph es macht.
Endlich erhält man, wenn man nach Art des Collotyp -
Verfahrens die Häutchen erhitzt hat, beim Eintauchen derselben
in kaltes Wasser, ähnlich netzförmig gestaltete Oberflächen.
Diese Beispiele genügen, um zu zeigen, dass in der von mir
beschriebenen Reaction sich ein Weg bietet, um für das Chrom-
Verfahren den hohen Grad der Empfindlichkeit zu erreichen,
der bisher nur dem Brom - Gelatine - Process zukam.
 
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