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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 8.1894

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Franz, ?: Das Ueberdrucken von Farbenplatten
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https://doi.org/10.11588/diglit.47903#0113
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Das Ueberclrucken von Farbenplatten.

101

Im Verhältnisse zum Buchdrucker arbeitet der Steindrucker
mit grösseren Schwierigkeiten, weil dieser alle Formen genau
übereinstimmend auf eine Steinplatte bringen muss, auf welcher
die übergedruckten Zeichnungen unverrückbar festsitzen, und
jede Differenz der einen Form mit den zunächststehenden nur
durch Herstellung einer ganz neuen Platte ausgeglichen wird.
Ich will heute ein Verfahren, welches wohl in manchen
Theilen bekannt ist, doch noch vielen fremd sein mag, be-
schreiben.
Als Beispiel möchte ich ein Bildchen (Landschaft) anführen,
welches keine sogenannte Contour besitzt.
Wenn nun ein derartiges Bild, Aquarell oder Oelgemälde,
copirt werden soll, wird folgendermassen verfahren:
Auf das Original wird ein transparentes Gelatineblatt
gelegt, an den Ecken festgeheftet und die allgemeine Zeich-
nung durch recht scharfe Contouren resp. Strichzeichnungen,
welche man in die Gelatinehaut mit einer lithographischen
Gravirnadel recht sanft einradirt, copirt..
Je mehr man mit , dieser radirten Pause ins Details geht,
desto sicheres und leichteres Arbeiten hat man später, wenn
die Farbenplatten hergestellt werden.
Wenn die radirte Pause fertig ist, wird diese von allen
anhaftendem Staube mit einem Pinsel gereinigt und auf eine
Glasplatte oder lithographischen Stein gelegt; es ist gut, wenn
man die Gelatinefolie etwas grösser nimmt, um einen Rand
für weitere Manipulationen zu besitzen, den man eventuell
auch zum Schlüsse wegschneiden kann.
An diesem Rande klebt man die Gelatinehaut, welche
die Zeichnung enthält, an der Unterlage (Stein oder Glas-
täfel) fest.
Mit einem Leinwandlappen, den man zu einem Knaul
geformt, wird nun die Zeichnung mit verdünnter Ueberdruck-
farbe eingetupft, recht behutsam, damit die Gelatinehaut nicht
verletzt wird. Die Ueberdruckfarbe hierzu wird mit ungekochtem
Leinöl verdünnt und ohngefähr die Consistenz eines Mittel-
firnisses gehalten.
Nachdem das ganze Blatt recht dünn mit dem Leinwand-
ballen und der verdünnten Ueberdruckfarbe eingeschwärzt
worden ist, wird mit einem anderen reinen und weichen
Leinwandlappen die Farbe von der Fläche der Gelatinehaut
gelinde weggewischt, es ist gut, wenn dieses in kreisförmigen
Bewegungen geschieht.
Es wird danach alle Farbe von dem Raume weggenommen
und nur ein kleiner Rest bleibt in den radirten Linien der
 
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