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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Cordier, Victor von: Ueber die Einwirkung von Chlor auf metallisches Silber im Licht und im Dunkeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0042
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Ueber die Einwirkung; von Chlor u. s. w.

die .D-Linie auf den 50. Theilstrich eingestellt war: für Roth
zwischen dem 33. und 48., für Blau und Violett zwischen
clem 119. und 141., und für das Licht, das die Chlorschicht
passirt hatte, zwischeu dem rothen Spectralende und dem
120. Theilstriche der Bunseir'schen Scala. Als Lichtquelle
wurde fast ausschliesslich der Arrerbrenner verwendet, nur
als ich die Wirkung verschieden starken Lichtes nach dem
Filtriren durchs rothe und violette Lichtfilter untersuchte,
benutzte ich auch Bogenlicht.

So fand ich denu thatsächlich, dass die Silbernetzrolien
in den verschieclenen Lichtarten verschieden viel Chlor auf-
nehmeu. Bei rothem Lichte bleiben die Zunahmen hinter den-
jenigeu im Dunkelu zurück, während im blauen und violetten
Lichte sie gesteigerte sind; das Licht, das durch die Chlor-
scliicht filtrirt wordeu war, verhält sich im Allgemeinen wie
rothes. Der Grund hierfür ist wiederum in dem neben
der Chlorsilberbildung einliergehenden Zersetzungsprocesse zu
suchen, der bei Roth uucl Grün gegeuüber der Chloraufnahme
überwiegt.

Vou besonderem Interesse waren die Versuche, bei denen
ich die Wirkung des durcli trockenes und feuchtes Chlor
filtrirten Auerlichtes untersuclite. Es ergab sich nämlich,
dass das durcli feuchtes Chlor filtrirte Licht nicht mehr im
Stande ist, Chlor zu activiren, also die Chlorzunahmen seitens
der Silberspiralen zu förclern, mit andereu Worten: noch nach
dem Austritt atrs dem Durchstrahluugscylinder eine weitere
Arbeit zu leisten, während getrockuetes und bis zu 48 Stunden
continuirlich belichtetes Chlorgas, weil gewissermassen schon
„ermüdet“, die activirende Ivraft des Lichtes wenig oder gar
nicht mehr schwächt. Diese Verschiedeuheit ist um so auf-
fallender, als bei der optischen Uutersuchung des Lichtes,
das durch trockenes oder feuchtes Chlor gegaugen war, die
beiden Spectra vollkommen übereinstimmten.

Noch viel deutlicher zeigt es sich, dass das Licht tliat-
sächlich beim Passiren der feuchten Chlorschicht eine Arbeit
leisten muss, wenu man diesem Gas 0,3 bis 1,0 °/0 Wasserstoff
beimengt. I11 diesern Falle diirfte der Unterschied iu den
Wirkungen der beideu Lichtsorten deshalb ein noch augen-
fälligerer sein, weil möglicher Weise die Zerlegung der
Wasserstoffmolecüle in Atome eine grössere Arbeit erheisclit,
als die Zerlegung des Wasserdampfes in Wasserstoff uud
Hydroxjdgruppeu.

Schliesslich stellte ich noch gegen ein Dutzend Versuche
an, die das Stuclium des Einflusses der Röntgeustrahlen auf die
Bildung von Chlorsilber zum Zwe.cke hatten: aber es gelang
 
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