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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Lüppo-Cramer, Henricus: Eine indirekte Wirkung des Sulfits auf die Gelatine
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0066
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Eine indirecte Wirkung des Sulfits auf die Gelatine.

Schmelzen zn bringen ist. Fügt man nun bei einem Ver-
gleichsversuche cler Reductionslösung noch io g Sulfit zu,
so tritt nach erfolgter Reduction keinerlei merkbare Ver-
änderung der Gelatine auf, und selbst nach tagelangem Stehen
der erstarrten Gallerte ist nicht einmal eine Erhöhung des
Schmelzpunktes zu constatiren.

Verwendet man bei der Reduction eine entsprechende
Menge Pottasche oder Soda statt des Ammoniaks, so erfolgt
der Vorgang ganz ähnlich, nur meistens nicht so plötzlich
und daher nicht so augenfällig wie bei der Verwendung von
Ammoniak.

Dieselbe gerbende Wirkung ihrer Oxydationsproclucte
zeigen nun aber auch Paramidophenol und Metol, uncl auch
bei diesen Körpern wird die Gerbung durch das Sulfit ver-
hindert. Da das Entwicklüugsvermögen der drei in dieser
Richtung untersuchten Substanzen nun auch bei erhöhtem
Sulfitgehalte ein gesteigertes ist, so lag die Vermuthung nicht
ferne, dass die beiden Wirkungen des Sulfits nicht zufällig
nebeneinander hergingen, sondern dass clie eine die Folge
der andern sein könnte.

Es wäre z. B. ganz erklärlich, dass die Entwicklung da,
wo die Diffussion cler Flüssigkeiten durch die stärker gegerbte
Gelatiue behindert wird, langsamer fortschreitet.

Es ist nun bereits lange bekannt J), dass die Entwickluug
mit Brenzkatechin, Hj'drochinon und Paraphenylendiamin
durch Sulfitzusatz nicht beschleunigt, sondern; verzögert wird,
und dass bei Pvrogallol der Sulfitzusatz keinen Unterschied
in der Dichtigkeit cles Negatives im Gefolge hat, wurde vou
Hurter und Driffield 1 2) nachgewiesen.

Dieses verscliiedene Verhalten der Entwickluugssubstanzen
wäre nun mit der von mir beobachteten Coagulation durch
die Entwickler-Oxydations-Producte und deren Aufhebuug
durch das Sulfit zu einer sehr einfachen Erklärung zu ver-
einigen, wenn — die letztgenaunten Substanzen, speciell das
Hydrochinon, sich in Bezug auf die Gerbung nicht anscheinend
genau so verhielten wie Adurol, Metol und Paramidophenol.

Da mich besonders das Adurol in seinem Verhältnisse zu
seiner Muttersubstauz und seinen andern Verwaudten inter-
essirte, und ich hoffte, aus etwaigeu Analogien vielleicht
Schlüsse ziehen zu können, welche die Wirkung speciell der
Halogen-Substitution klarer erscheinen lassen könuten, ver-
suchte ich noch das o-Toluhydrochinon, das Monobrom-

1) Eder, „Pliot. m. Bromsilber-Gelatine“ 1890, S. 128. 125, 130.

2) Eder’s „Jahrbuch“ 1899, S. 235.
 
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