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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Lüppo-Cramer, Henricus: Eine indirekte Wirkung des Sulfits auf die Gelatine
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0067

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Eine indirecte Wirkung des Sulfits auf die Gelatine.

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Toluhvdrochinon und das Dibromhydrochinon. Es stellte
sich dabei heraus, dass sich iu Bezug auf den Sulfitzusatz
das Toluhydrochinon wie das H} Tdrochinon, die beiden ge-
nannten Halogen-Producte jedoch wie das Adurol verhielten.
Dieses Resultat würde für die Andresen’sche H^'pothese J)
von der leichten Eliminiruug des Halogenatoms durch die
Sulfogruppe sprechen, doch beweist wiederum ein anderer
Versuch, dass eine rein chemische Wechselwirkung zwischen
Bromsilber und Entwicklungssubstanz nicht genügt, um die
Räthsel des Hervorrufungsprocesses aufzuklären.

Stellt man nämlich vergleichende Entwicklungsversuche
mit Adurol und H^-drocliinou anstatt bei Gelatineplatten bei
Bromsilber-Collodium-Emulsion an, so erhält man ganz über-
raschende Resultate.

Man stellt entsprechend der für die Eigenart der Collo-
dion-Emulsion gefordeiten Abänderung in der Entwickler-
Zusammensetzung sich folgende Lösung her: 40 g Pottasche,
100 ccm Wasser, 1 g Bromkali, 1 g Adurol.

Man theilt diese Lösung in zwei Hälften, setzt zur einen
Hälfte noch 5 g Sulfit und verdünnt zum Gebrauch die con-
centrirten Vergleichs-Lösungeu aufs Zehnfache.

Es stellte sich nun heraus, dass für Bromsilber in Collodion
Adurol ohne Sulfit ein grösseres Entwicklungsvermögen be-
sitzt als mit der augegebenen Menge Sulfit, dass sich Hydro-
chinon ebeuso verhält, dass schliesslicli sogar das Entwick-
lungsvermögen des Adurols auch bei dem hohen Sulfitgehalte
geringer ist als das des Hydrochinons bei gleicher »Sulfitmenge,
dass sich die Verhältnisse also bei Verwendung von Collodiou-
Bromsilber ganz anders als bei Gelatineplatten gestalteii. Es-
sei noch bemerkt, dass für den Vergleich zwischen Adurol
und Hydrochinon das Bromkalium ganz fortzulassen ist, da
dieses bekanntlich auf die beiden Entwicklersubstanzen ganz.
verschiedenartig wirkt und so ein falsches Bild resultiren könnte.

Da aber die Anfangswirkung beim Adurol ganz wie bei
Gelatineplatten eine bedeutend raschere als beim Hydrochmon
ist, so richte man bei dem in Rede stehenden Vergleichs-
versuche Beleuchtung und Exposition so ein, dass man etwa
doppelt so lange als gewöhnlich entwickeln muss, um die
Schatten herauszuliolen, man fmdet dann, dass durch die Hydro-
cliinon - Eutwicklung eine viel stärkere Deckung erzielt wird.

Hieraus ergibt sicli, dass ein rein chemischer Reductions-
vorgang uns niemals verleiten darf, Schliisse auf das Ent-
wickhmgsvermögen verschiedener Substanzen zu machen, da

1) ,,Phot. Coiresp.“ 1900, S. 196.
 
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