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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Rohr, Moritz von: Zur Geschichte der Camera obscura
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Lischke, ...: Der Spiegellibellen-Sucher
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0097

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Der Spiegellibellen-Sucher.

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Alle diese Schriften zeigen, dass nach der Erfindung der
Camera obscnra — wenn man absieht von J. Zahn’s Ver-
wendung des Teleobjectives und von J. Harris’ Satzconstruc-
tion — Verbesserungsversuche am optischen Theile im 17. und
18. Jahrhundert kaum auftreten. Die Modificationen, denen
wir begegnen, beziehen sich in der Regel auf den mechanischen
Theil. Der Fortschritt nach der optischen Seite sollte von
England ausgehen; dort veröffentlichte 1812 W. H. Wollaston
seinen Meniscus und hob deutlich die Wichtigkeit eines be-
stimmten Blendenortes hervor, und 15 Jahre darauf gab
G. B. Airy in seiner classischen Arbeit die Theorie des
Astigmatismus fiir das einfache Objectiv der Camera ob-
scura.

Der Spiegel libel len - Sucher.

Von Dr. med. Lischke, Kötzschenbroda bei Dresden.

In den letzten Jahren hat der Fadenkreuzsucher mit
Visir bei besseren Handapparaten den übrigen Suchervor-
richtungen grosse Concurrenz gemacht, weil er Aufnahmen
in Augenhöhe ermöglichte und bei einiger Uebung grössere
Fehler der Camerahaltung venneiden liess. Der Mangel
absoluter Genauigkeit lag bei ihm darin, dass der Begriff
„Augenhöhe“ in gewissen Grenzen dehnbar ist. Durch meine
neue Sucherconstruction ist es mir gelungen, die wahre Augen-
höhe festzulegen, wie ich weiter unten zeigen werde.

Da eine Sicherheit im Cameranivellement nur durch Be-
trachtung einer Wasserwaage gewährleistet wird, so ersetzte
ich das Visir des oben genannten Suchers durch eine Libelle
mit neigbarem streifenförmigem Spiegel, dessen freies Ende
eine Visirmarke trägt. Durch die Einführung der Spiegel-
ablesung der Libelle wurde nun die Blicklinie des Beobach-
tenden aus einer vertikalen eine horizontale, nac.h dem
Bildgegenstand gerichtete, sodass die Beobachtung des Libellen-
spieles mit dem Visiren über die nur wenige Millimeter dariiber
gelegene Visirmarke vereinigt werden konnte.

Durch diese Combination der Libelle mit dem Visir lässt
sich nun leicht die wahre Augenhöhe ermitteln.

Man suche im Spiegel das Nivellement und hebe oder
senke dann unter Wahrung desselben, was sehr leicht ge-
schehen kann, die Camera, bis Auge, Visireinschnitt und
Mittelpunkt des Fadenkreuzes (resp. Spitze des Dorns bei
Modell 1) in eine Linie fallen. Es ergibt also erst die genau
waagerechte Camerastellung die wahre Augenhöhe.
 
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