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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Rohr, Moritz von: Zur Geschichte der Camera obscura
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0096

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Zur Geschichte der Camera obscura.

camera einfachster Gestalt, bei der hauptsächlich die umge-
kehrte Lage der Bilder gestört zu haben scheint. Planspiegel
werden angewandt, um die Aufrichtung zu erzielen, und zwar
sowohl dicht hinter dem Objective, als auch in beträchtlicher
Entfernung von demselben. Es kommt aber schliesslich auch
die später wohl endgültig verlassene Anordnung vor, dass
das vom Objectiv auf einer Mattscheibe entworfene Bild erst
in einem Spiegel beobachtet wird. Zu jener Zeit scheint die
Carnera obscura in der Regel nicht als Zeichenapparat, sondern
als ein Spielzeug zur Betrachtung der Aussenwelt verwandt
worden zu sein.

Ein anderes Bild erhalten wir aus einem in der Mitte
des vorigen Jahrhunderts erschienenen Sammelwerke 1 2). Der
Verfasser ist ein Polyhistor der damaligen Zeit, der nur
wenig selbständig gearbeitet hat. Er fusst auf den Arbeiten
seiner Vorgänger, deren er eine Reihe aufführt, und unter
diesen fiudet sich auch J. Zahn. Aus C. L. D.’s Werk geht
hervor, dass in der Zeit seit dem Erscheinen des Zahn’schen
Werkes die Carnera obscura als Zeichenapparat in Deutsch-
land eine ziemliche Verbreitung gefunden hatte. Mehrere
gebräuchliche Formen werden mitgetheilt, die uns indessen
nichts Bemerkenswerthes bieten; erwähnt sei nur, dass die
Erfindung eiues transportablen Zeichenapparates, bei dem der
Benutzer den Gegenständen den Rücken kehrt und vor
falschem Lichte geschützt ist, unter Angabe von Ouellen, die
ich noch nicht habe nachpriifen können, in das erste Viertel
cles 18. Jahrhunderts verlegt wird.

Durch clie Freundlichkeit von Herrn T. Bolas in London
bin ich schliesslich in deu Besitz einer französischen Ouelle
gekommen 3), die ich bei der Abfassung meines Buches leb-
haft vermisst liabe. Die Verwendung der Camera obscura
als Zeichenapparat erscheint auch in Frankreich als die vor-
wiegende. Besonderes Gewicht legt der Verfasser auf seine
Construction eines tragbaren Zeichenzeltes, das dem oben
erwähnten Apparat ähnlich ist; es icnterscheidet sich aber
insofern von jener Einrichtung, als J. Nollet den Spiegel
neigbar machte, um ohne Aenderung des Standortes nach
Belieben nähere uud entferutere Gegenstäude zeicliuen zu
können.

1) C.L. D., Vollständiges Lehrgebäude der ganzen Optik. Altona, Iversen,

1757 (18), 772 (4) S., 4°. mit 8g Taf. S. (Nach Annahme von Herrn

Professor H. Ambronn ist der Name des Verfassers Deineke gewesen).

2) J. Nollet, Legons de physique experimentale. Tome V. Paris.
PI. L. Guerin & L. F. Delatour, 1755, IX, 592 S. mit 20 Taf. S. bes. Chambre

obscure S. 52g bis 535.
 
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