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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Abegg, Richard: Ueber eine wahrscheinliche Ursache der photochemischen Induction bei Halogensilberemulsionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0029

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Ueber eine wahrscheinliche Ursache u. s. w.

9

Ueber eine wahrscheinliche Ursache der photo-
chemischen Induction bei Halogensilberemulsionen.

Von Prof. D. R. Abegg in Breslau.

Bunsen und Roscoe haben in ihren klassischen Unter-
suchungen über die Lichtwirkung auf Chlorknallgas zuerst die
Erscheinung der photochemisch en Induction kennen
gelehrt, die später von Prin gsheim 1) -weiter untersucht
worden ist. Sie besteht darin, dass das lichtempfindliche
Präparat eines' gewissen endlichen Minimums von Lichtenergie
bedarf, um zu reagiren, so dass Belichtungen, die unter
dieser Grenze, dem „Schwellenwerth“, bleiben, wirkungslos
erscheinen.

Eine ganz ähnliche Erscheinung ist bei Halogensilber-
emulsionen bekannt, bei denen anscheinend ein photo-
chemischer Effect nicht eintritt, wenn nicht die Intensität
der Belichtung ein gewisses Maass überschreitet. Ferner
haben Untersuchungen von Abney und Englisch ergeben,
dass eiue ununterbrochene Belichtung erheblich wirksamer
ist, als wenn die Lichtenergie zw rar iu gleicher Gesammt-
menge, jedoch als Summe einer grossen Zahl kurzer Moment-
belichtungen zugeführt wird. Die Platte vergisst sozusagen
einen Theil solcher kurzen Belichtuugen, und zwar dem Gleicli-
niss ganz entsprechend um so mehr von jeder dieser Moment-
Belichtungen, je kürzer diese und ie länger die lichtlose
Pause ist.

Man kann sich nun den pliotochemischen Vorgang speciell
in Geiatineschichten nach den bis jetzt vorliegenden Uuter-
suchungen folgendermassen vorstellen:

1. Das in Gelatine eingebettete Halogensilber spaltet
Halogen ab, bis dasselbe in der unmittelbaren Umgebung
der Kornoberfläche einen Druck (d. h. eine Concentration)
erreicht hat, der nur von der Intensität der Belichtung
abhängt (Luggin, Luther).

2. Das freigewordene Halogen wird durch Diffusion und
chemische Absorption von der Kornoberfläclie fortgenommen,
dadurch wdrd der die Lichtwdrkung zum Stillstand bringende
Gleichgewichtsdruck des Halogens vermindert.

Nimmt man nun an, der Vorgang i erfordere keine
erhebliche Zeit, während Vorgang 2 dies sicher thut, so ist
ersichtlich, dass bei sehr kurzer Belichtungszeit, während der
2. noch nicht merklich geworden, das durch die Belichtung
in Freiheit gesetzte Halogen bei der Verdunkelung noch

1) Pringsheim, „Wied. Ann.“ 32, 384. 1887.
 
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