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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 23.1909

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Friedlaender, Paul: Zur Kenntnis des Farbstoffes des antiken Purpurs aus Murex brandaris
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https://doi.org/10.11588/diglit.44941#0151
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Zur Kenntnis des Farbstoffes des antiken Purpurs usw.

anderer hoher Würdenträger. Hüt dem zunehmenden Reichtum
der Völker wurde das Tragen der Purpurgewänder immer
häufiger, trat] des enorm hohen Preises, welcher für solche
Kleider bezahlt werden mußte. Ein Pfund purpurgefärbter
Wolle kostete etwa 1000 Kronen. Durch die römischen Kaiser
wurde die Purpurfabrikation nach Italien oerpflanzt und uon
ihnen monopolisiert. Die Kunst des Värbens mit Purpur, die
zu dieser Zeit auf einer hohen Stufe stand, ging, wie so uieles
andere, in den Stürmen der Völkerwanderung allmählich uer-
loren; nur im byzantinischen Reich hielt sie sich uorläufig noch
weiter, um aber auch hier im 12. Jahrhundert gänzlich uerloren
zu gehen. Wichtige kaiserliche Dekrete wurden mit Purpurtinte
geschrieben und kostbare Handschriften auf purpurgefärbtem
Pergamentpapier finden sich heute noch in den Bibliotheken
oon Upsala und Wien oor. Die Wiener Bibliothek ist in dem
Besiß zweier solcher Exemplare geistlichen Inhalts. Gewebe
hingegen, welche mit Purpur gefärbt wurden, konnten leider
bis heute nicht aufgefunden werden. Ulan fand zwar bei den
Ausgrabungen in Aegypten feinengewebe oor — bekanntlich
verwendeten die Aegypter fast ausschließlich Deinen für ihre
Kleidung —, doch waren dieselben nicht mit Purpur gefärbt.
Wissenschaftliche Untersuchungen über das färben mit
Purpur wurden zuerst im uorigen Jahrhundert uon dem französi-
schen Zoologen Dacaze-Duthiers ausgeführt, welcher eine
genaue Beschreibung des Värbeuermögens des Saftes einer
JTleerschnecke, Purpura haemastoma, gab und zeigte, daß die
Benußung dieses Saftes zum Zeichnen der Wäsche bei den
Vischern auf den Balearen als ein leßter Rest der Purpurfärberei
des Altertums anzusehen ist.
Der erste Chemiker, welcher sich mit dem Purpurfarbstoff
näher befaßte, war der Engländer Ed. Sch unk, der im Jahre 1880
aus etwa 400 Schnecken uon der britischen Küste 7 mg eines
kristallinischen purpurnen Puloers erhielt, das er „Punicin“ nannte.
A. fetellier isolierte im Jahre 1889 aus den Schnecken
Purpura lapillus drei Varbsfoffe, einen kristallinischen gelben,
gegen ficht unempfindlichen, einen apfelgrünen, der im Lichte
tiefblau, und schließlich einen graugrünen, der im fichte uiolett
bis karminrot wird. (hn Altertum waren nicht weniger als
15 Schattierungen des Purpurs bekannt; darunter werden außer
dem Violett und Rot auch Grün und Gelb genannt, während
man heute unter „Purpur“ doch nur ein ausgesprochenes Rot
uerstehf.)
Als oor einiger Zeit die aus dem 9. Jahrhundert stammende
Grabesurne des heiligen Ambrosius (gestorben im 4. Jahrhundert)
geöffnet wurde, fand man darin erdige Substanzen, vermischt
 
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