Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Rubensohn, Otto: Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0011
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

Rubensohn, Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum.


50— 80 cm, sie sind also durchschnittlich ι’/2—2 Ziegel stark. Die Holzbalken sind
immer nur an der sichtbaren Vorderseite mit glatter Fläche versehen, die Ober-
und Unterseiten sind nur oberflächlich geglättet, die Rückseite, ganz unbearbeitet
gelassen, weist in der Regel noch die Baumrinde auf. Die gleichen Holzbalken
sind auch zur Abdachung der Häuser verwendet, über die Balken wurden mit Hanf-
seilen zusammengeschnürte Matten aus Haifagras gelegt, darüber folgte wohl eine
das Ganze abdeckende Lehmschicht, doch hat sich diese nicht nachweisen lassen.
Wir fanden die Dächer der Häuser immer eingestürzt. Peristyle oder ähnliche
prunkvolle Anlagen gibt es in diesen einfachen Bauernhäusern nicht, Säulenstellungen
haben wir außer in dem unten verzeichneten Fall nicht aufgedeckt. Überhaupt
ist Steinmaterial verhältnismäßig wenig verwandt worden. In ausgiebiger Weise
nur an einem Haus, das wir ausgegraben und zerstört vorfanden. Bei diesem war
die Haustür mit einem Kalksteingewände versehen und außen von zwei hart vor


die Wand gesetzten unkanellierten jonischen Säulen aus dem gleichen Material
flankiert. Ein ebenfalls aus Kalkstein gefertigter Architrav lief in der Höhe des
oberen Türabschlusses über die Front des Gebäudes und verkröpfte sich über den
Säulen. Säulenkapitelle und Gebälk sind saubere Arbeiten römischer Xeit; die
vorstehenden kleinen Abbildungen (1) mögen zur Veranschaulichung dienen.
Die Vorderseite der Verkröpfung ist mit der Büste eines Mannes — der
Kopf ist abgeschlagen —, umgeben von Akanthoslaub, geziert. Akanthoslaub zieht
sich auch über die Seiten der Verkröpfung und wohl auch über den ganzen
Architrav hin. Das Akanthoslaub weist in Stilisierung und Technik schon große
Verwandtschaft mit koptischen gleichartigen Arbeiten auf. Eine derartige reiche
Verwendung von Stein hat sich sonst nicht wieder nachweisen lassen. In der Regel
fanden wir ihn bei den Basen und Kapitellen der Ziegelpflaster und -halbsäulen
verwertet, die die Wandnischen in den Häusern (s. u.) einfaßten. Die Türschwellen
bestanden meist aus Ziegeln und darüber gelegtem Estrich; nur einmal, in dem
unten genauer beschriebenen Haus, war die Schwelle der Haupttüre mit großen
Steinplatten gepflastert.
Da wir nur wenig vollständige Häuser freigelegt haben, können wir über
die Grundrißbildung dieser Dorfhäuser nicht im allgemeinen urteilen und müssen
 
Annotationen