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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 33.1918

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Klein, Wilhelm: Mikon und Panainos, Mikon und Paionios
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Six, Jan: Die Mänaden des Skopas
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https://doi.org/10.11588/diglit.44572#0050
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J. Six, Die Mänaden des Skopas.

machen, die Ergebnisse dieser Darlegung in eine Formel bringen, die sie mög-
lichst scharf faßt:
Mikon ist der Meister der olympischen Giebelgruppen,
Panainos verhält sich zu ihm wie der Parthenon zu Olympia,
Paionios steht dem Phigaliafries ganz nahe,
Das Perikiesmonument von Xanthos ist der um etwa 20 Jahre ältere Halb-
bruder des Mausoleums.
Prag. Wilhelm Klein.

DIE MÄNADEN DES SKOPAS.
i
Treu [) hat sehr richtig in dem Torso einer Statuette der Dresdener Samm-
lung eine tanzende Mänade erkannt und fein nachgewiesen, wie ■ dieses wunder-
volle Werk zu dem, was wir von dem Stil des Skopas kennen oder vermuten
können, vortrefflich stimmt. Nur in einer Beziehung hat er mich nie so recht
befriedigen können. Sein Rekonstruktionsversuch geht aus von einer falschen
Vorlage und sündigt daher in mehr als einer Beziehung gegen den wahren Be-
stand des Stückes.
Wegen des zurückgeworfenen Kopfes und in der Absicht, ein zerrissenes Tier
zu erlangen, hat er sich leiten lassen von einem Typus der »Neu-attischen Reliefs«
(Hauser Nr. 30), der mit dem Stil dieses Fragments nichts gemein hat und auch
schwerlich mit Skopas näher verwandt sein dürfte. Dieser, wo keine bessere Vor-
lage da war, allerdings verzeihliche Fehler, hat sich nun einerseits gerächt, in-
dem er Treu dazu gebracht hat, ganz geringe Spuren von Beschädigung auf der
linken Schulter für Reste des Tieres zu nehmen, obgleich es sich in der Hauptsache
um die Fortsetzung des Haarbandes handelt, andererseits dem, was der Marmor über
den Stand der Figur lehrt, nicht gerecht zu werden. Der Gluteus setzt an dem linken,
nackten Bein so scharf, fast rechteckig an, daß dieses Bein dadurch notwendig
als Standbein aufzufassen ist, das andere als Spielbein. Bei einer Schrittstellung,
wie sie Treu angenommen hat, wäre der Übergang der Form gelinder.
Einige von diesen Beschwerden stellten sich erst hinterher ein, nachdem
ich Richtigeres gefunden zu haben meinte. Eins aber hat mich von Anfang an
gestört. Treus Vergleich mit einer Amazone des Maussoleumfrieses trifft voll-
kommen zu, hat aber auf die schwärmende, tanzende, rasende Mänade etwas zu-
viel von der kräftigen, beinahe männlichen Energie der kriegerischen Jungfrau
übertragen. So stramm diese steht, so fließend sind die Linien im Dresdener
Torso, nicht aber in Sintenis’ Rekonstruktion, wo die Mänas eher zu fechten als
zu tanzen scheint.

Σ) Melanges Perrot S. 317 ff.
 
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