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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 33.1918

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Six, Jan: Die Mänaden des Skopas
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https://doi.org/10.11588/diglit.44572#0060
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J. Six, Die Mänaden des Skopas.

zu Berlin ’) an den Schleier der Mänade des Skopas, so haben dergleichen Werke doch
einen zu wenig ausgesprochenen Stil, ,um sie als Erinnerungen an Skopas anzu-
sehen oder zu verwerfen, besonders da dieses Schema an der erwähnten
attischen Pyxis vorkommt und also zu seiner Zeit schon Gemeingut sein konnte.
Näher liegt die Frage, ob vielleicht auch sonst noch Zugehöriges erhalten
wäre. Die Berliner Marmorstatue kommt dabei nicht in Betracht. Bevor ich das
Dresdener Werk kannte, habe ich allerdings die Vermutung nicht unterdrücken
können, daß diese Arbeit auf Skopas zurückzuführen wäre, mich stützend beson-
ders auf die Schlitze des Kleides zur Linken, dessen Verwandtschaft mit der
Amazone des Maussoleums mir auffiel, ein Argument, das, wie man weiß, Treu
mit mehr Glück benutzt hat. Es freut mich jetzt, daß ich meine ungenügend
gestützte Meinung zurückgehalten habe, aber hat Salomon Reinach recht, daß
mit der temulenta tibicina des Lysipp diese, vielleicht flötenspielende, Mänade ge-
meint sein kann, so würde sich ergeben, daß Lysipp in dieser Entblößung des
Körpers Skopas gefolgt sei, was besonders, da die Mänaden seines Vorgängers
zu Sikyon geweiht waren, nicht wundernehmen kann.
Sonst gibt es in der Villa Albani eine3 4) und zu Florenz 3) zwei tanzende
Mänaden, deren Bein aus dem Gewände frei hervortritt. Ich sehe aber weder in
der einen noch in den anderen Hindeutungen, daß eine nähere Untersuchung,
zu der ich übrigens nicht in der Lage bin, viel Aussicht auf weitere Schlüsse zu
bieten scheint, so nahe auch in gewisser Beziehung die zweite Florentiner Statue
dem Relief zu Kopenhagen stehen mag. Eher wäre an die sogenannte Niobide
des Louvre 4) zu denken, deren Entblößung allerdings viel weiter geht, die aber in
dem Faltenwurf des wirbelnden Gewandes unserer Figur nahesteht und in der
leidenschaftlichen Bewegung des Meisters nicht unwürdig wäre. Trotzdem zweifele
ich noch, ob sie, und dann wohl als Krotalistria, in den vorausgesetzten Reigen
sich fügen würde, und da mir auch hier die Gelegenheit fehlt, mir eine besser
begründete Meinung zu bilden, muß ich diese Frage auf sich beruhen lassen.
Sie berühren auch nicht allzusehr die gewonnene Ansicht, daß unsere neue
Wiederherstellung der Dresdener Tänzerin uns instand gesetzt hat, mindestens
ein Mänadenpaar für Skopas zu Sikyon nachzuweisen, so lieb es uns auch sein
möchte, diesem zwei oder drei andere Paare zuzugesellen.
Amsterdam. J. Six.

') Jahrbuch 1888, S. 252.
3) Clarac, PI. 694 B, 1656D.

3) A. a. O., PI. 699, 1647 '■*· i048.
4) A. a. O., PI. 323, 1262.
 
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