E. Fiechter, Amyklae.
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mals hatte ich mir zwei verschiedene, mit Lotos und Palmetten gezierte Friese
notiert und skizziert, die ich an der kleinen Kirche auf dem Hügel und in einer
Kirche des benachbarten Dorfes eingemauert gefunden hatte; ich setzte sie in
meiner Rekonstruktion an den Hyakinthosaltar, obwohl ich damals nur vermuten,
nicht beweisen konnte, daß die Fragmente von dem Bauwerke stammten. Tsuntas
hatte diese Stücke mit keinem Wort erwähnt.
Ich bin jetzt in der Lage zu zeigen, daß jene meine Zuteilung richtig war,
daß jene Fragmente wirklich von dem Thronbau des Bathykles stammten und daß
dagegen das, was Tsuntas glaubte von dem Bau gefunden zu haben, nämlich jene
Grundmauerreste, nichts mit ihm zu tun hatten.
Es versteht sich, daß ich nach jener Veröffentlichung von 1893 den dringen-
den Wunsch haben mußte, selbst noch einmal an Ort und Stelle Untersuchungen
vornehmen zu dürfen. Als ich daher 1902 durch eine hochherzige Schenkung
des Herrn Kommerzienrat B asser m ann-Jor d a n in Deidesheim in den Stand
gesetzt wurde, in Griechenland wissenschaftliche Ausgrabungen veranstalten zu
können, nahm ich sogleich auch den Platz des Amyklaeischen Heiligtums in Aus-
sicht. Im Frühjahr 1904 wurde dieser Plan verwirklicht, nachdem mir von der
kgl. griechischen Regierung in gewohnter zuvorkommender Weise die Erlaubnis
zur Ausgrabung erteilt worden war.
An dieser Expedition nahmen außer mir teil die Herren Professor Dr. Her-
mann Thiersch und dessen Bruder F. Thiersch, sowie der Architekt Dr. ing.
E. R. Fiechter. Unsere Wohnung schlugen wir in dem unmittelbar unterhalb des
Hügels gelegenen Dorfe Tsauschi auf. Als Aufseher für die Arbeiter fungierte
der bewährte Georgios Paraskevopulos. Unser Unternehmen wurde in wirksamster
Weise unterstützt durch den Vorstand der Altertumssammlungen in Sparta, Herrn
Professor Gregorakis, dem wir wärmsten Dank schulden.
Der Beginn der Untersuchung bot eine große Enttäuschung. Die Zeit seit
der Ausgrabung von Tsuntas war eine Periode neuer Zerstörung gewesen. Die
von Tsuntas aufgedeckten alten Grundmauern, in denen er das Fundament des
Thrones vermutete, waren bis auf den letzten Stein spurlos verschwunden. Nach-
fragen ergaben, daß die Bauern die Steine alle weggeschleppt und in benach-
barte Feldmauern verbaut hatten. Auch von den großen Steinen der Peribolos-
mauer, die Tsuntas aufgedeckt hatte, waren die oberen, zutage liegenden Schich-
ten entfernt und zerstört. Von den von Tsuntas erwähnten besser erhaltenen
Teilen der Mauer, insbesondere von dem Stück mit der Abtreppung, die er auf
S. 1 in einer Skizze veranschaulicht, war nichts erhalten. Auch der von ihm
gesehene Rest einer älterem Peribolosmauer aus Feldsteinen war verschwunden ').
Auf der Oberfläche des Hügels, namentlich in dem östlichen und südöstlichen Ab-
hang, fanden wir manche alte geometrische Scherben verstreut, die von Tsuntas’ Aus-
grabung herrührten. Solche und auch mykenische Scherben hatten kurze Zeit vorher
x) Hier sei bemerkt, daß die Bauern auch das Grab bis auf den letzten alle für ihre Bauten wegge-
von Vaphio vollständig zerstört und die Steine schleppt haben, so daß jetzt nur noch ein Loch
im Lehmboden zu sehen ist.
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mals hatte ich mir zwei verschiedene, mit Lotos und Palmetten gezierte Friese
notiert und skizziert, die ich an der kleinen Kirche auf dem Hügel und in einer
Kirche des benachbarten Dorfes eingemauert gefunden hatte; ich setzte sie in
meiner Rekonstruktion an den Hyakinthosaltar, obwohl ich damals nur vermuten,
nicht beweisen konnte, daß die Fragmente von dem Bauwerke stammten. Tsuntas
hatte diese Stücke mit keinem Wort erwähnt.
Ich bin jetzt in der Lage zu zeigen, daß jene meine Zuteilung richtig war,
daß jene Fragmente wirklich von dem Thronbau des Bathykles stammten und daß
dagegen das, was Tsuntas glaubte von dem Bau gefunden zu haben, nämlich jene
Grundmauerreste, nichts mit ihm zu tun hatten.
Es versteht sich, daß ich nach jener Veröffentlichung von 1893 den dringen-
den Wunsch haben mußte, selbst noch einmal an Ort und Stelle Untersuchungen
vornehmen zu dürfen. Als ich daher 1902 durch eine hochherzige Schenkung
des Herrn Kommerzienrat B asser m ann-Jor d a n in Deidesheim in den Stand
gesetzt wurde, in Griechenland wissenschaftliche Ausgrabungen veranstalten zu
können, nahm ich sogleich auch den Platz des Amyklaeischen Heiligtums in Aus-
sicht. Im Frühjahr 1904 wurde dieser Plan verwirklicht, nachdem mir von der
kgl. griechischen Regierung in gewohnter zuvorkommender Weise die Erlaubnis
zur Ausgrabung erteilt worden war.
An dieser Expedition nahmen außer mir teil die Herren Professor Dr. Her-
mann Thiersch und dessen Bruder F. Thiersch, sowie der Architekt Dr. ing.
E. R. Fiechter. Unsere Wohnung schlugen wir in dem unmittelbar unterhalb des
Hügels gelegenen Dorfe Tsauschi auf. Als Aufseher für die Arbeiter fungierte
der bewährte Georgios Paraskevopulos. Unser Unternehmen wurde in wirksamster
Weise unterstützt durch den Vorstand der Altertumssammlungen in Sparta, Herrn
Professor Gregorakis, dem wir wärmsten Dank schulden.
Der Beginn der Untersuchung bot eine große Enttäuschung. Die Zeit seit
der Ausgrabung von Tsuntas war eine Periode neuer Zerstörung gewesen. Die
von Tsuntas aufgedeckten alten Grundmauern, in denen er das Fundament des
Thrones vermutete, waren bis auf den letzten Stein spurlos verschwunden. Nach-
fragen ergaben, daß die Bauern die Steine alle weggeschleppt und in benach-
barte Feldmauern verbaut hatten. Auch von den großen Steinen der Peribolos-
mauer, die Tsuntas aufgedeckt hatte, waren die oberen, zutage liegenden Schich-
ten entfernt und zerstört. Von den von Tsuntas erwähnten besser erhaltenen
Teilen der Mauer, insbesondere von dem Stück mit der Abtreppung, die er auf
S. 1 in einer Skizze veranschaulicht, war nichts erhalten. Auch der von ihm
gesehene Rest einer älterem Peribolosmauer aus Feldsteinen war verschwunden ').
Auf der Oberfläche des Hügels, namentlich in dem östlichen und südöstlichen Ab-
hang, fanden wir manche alte geometrische Scherben verstreut, die von Tsuntas’ Aus-
grabung herrührten. Solche und auch mykenische Scherben hatten kurze Zeit vorher
x) Hier sei bemerkt, daß die Bauern auch das Grab bis auf den letzten alle für ihre Bauten wegge-
von Vaphio vollständig zerstört und die Steine schleppt haben, so daß jetzt nur noch ein Loch
im Lehmboden zu sehen ist.
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