VORREDE ZUR FOLIO AUFLAGE.
Es läge ganz ausser dem Bereich eines einzelnen Individuums die Illustrationen all
der unzähligen und beständig wechselnden Phasen der Verzierungskunst in einem
Werke sammeln zu wollen. Eine solche Arbeit dürfte höchstens von Seiten einer
Regierung mit Erfolg unternommen werden, doch selbst dann müsste der noth-
wendig grosse Umfang des Werkes dessen allgemeine Nutzbarkeit unmöglich
machen. Ich habe mir daher beim Bilden dieser Sammlung, der ich den Namen
Grammatik der Ornamente zu geben wagte, bloss die Aufgabe gestellt, einige der
hervorragendsten Typen von gewissen, innig miteinander verbundenen Stylarten,
auszuwählen, in denen gewisse allgemeine Gesetze zu herrschen scheinen, abgesehen
von den besondern Eigenheiten eines jeden derselben im Einzelnen. Ich wagte es
der Hoffnung Raum zu geben, dass diese unmittelbare Zusammenstellung der vielen
Schönheitsformen, die jeder einzelne Styl der Ornamente darbietet, dazu beitragen
dürfte, der unglücklichen Tendenz unseres Zeitalters Einhalt zu thun, die sich damit
begnügt, so lange die herrschende Mode es erheischt, gewisse, einem frühern Zeit-
alter angehörigen Formen, nachzubilden, ohne erst ermitteln zu wollen, ja oft sogar
ohne im Geringsten zu berücksichtigen, unter welchen besondern Umständen ein
Ornament wohl schön gewesen sein mochte, weil es angemessen war, welches jetzt
aber, auf fremden Boden verpflanzt und als der Ausdruck anderer Bedürfnisse seine
Wirkung ganz verfehlen muss.
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass das erste Resultat der Herausgabe dieser
Sammlung sein wird diese gefährliche Tendenz noch zu vermehren, und dass nur zu
viele sich damit begnügen werden, der Vergangenheit jene Formen zu entlehnen,
die nicht schon früher ad nauseam abgenutzt worden sind. Mein Bestreben jedoch
B 1
Es läge ganz ausser dem Bereich eines einzelnen Individuums die Illustrationen all
der unzähligen und beständig wechselnden Phasen der Verzierungskunst in einem
Werke sammeln zu wollen. Eine solche Arbeit dürfte höchstens von Seiten einer
Regierung mit Erfolg unternommen werden, doch selbst dann müsste der noth-
wendig grosse Umfang des Werkes dessen allgemeine Nutzbarkeit unmöglich
machen. Ich habe mir daher beim Bilden dieser Sammlung, der ich den Namen
Grammatik der Ornamente zu geben wagte, bloss die Aufgabe gestellt, einige der
hervorragendsten Typen von gewissen, innig miteinander verbundenen Stylarten,
auszuwählen, in denen gewisse allgemeine Gesetze zu herrschen scheinen, abgesehen
von den besondern Eigenheiten eines jeden derselben im Einzelnen. Ich wagte es
der Hoffnung Raum zu geben, dass diese unmittelbare Zusammenstellung der vielen
Schönheitsformen, die jeder einzelne Styl der Ornamente darbietet, dazu beitragen
dürfte, der unglücklichen Tendenz unseres Zeitalters Einhalt zu thun, die sich damit
begnügt, so lange die herrschende Mode es erheischt, gewisse, einem frühern Zeit-
alter angehörigen Formen, nachzubilden, ohne erst ermitteln zu wollen, ja oft sogar
ohne im Geringsten zu berücksichtigen, unter welchen besondern Umständen ein
Ornament wohl schön gewesen sein mochte, weil es angemessen war, welches jetzt
aber, auf fremden Boden verpflanzt und als der Ausdruck anderer Bedürfnisse seine
Wirkung ganz verfehlen muss.
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass das erste Resultat der Herausgabe dieser
Sammlung sein wird diese gefährliche Tendenz noch zu vermehren, und dass nur zu
viele sich damit begnügen werden, der Vergangenheit jene Formen zu entlehnen,
die nicht schon früher ad nauseam abgenutzt worden sind. Mein Bestreben jedoch
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