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Auktionshaus Leonor Joseph <Berlin> [Editor]
Einrichtung des Schlosses Glienicke bei Potsdam: S. K. H. Prinz Friedrich Leopold von Preußen ; [18. bis 21. Februar 1931] — Berlin, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.6571#0009
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VORWORT

KLEIN-GLIENICKE UND SEINE SCHLÖSSER.

Der Große Kurfürst erkor sich Potsdam zu seinem Lieblingssitz. Klein-Glie-
nicke war ihm für Jagdausflüge recht gelegen, und er wußte um 1678 Joachim
Ernst von Schlabrendorf zum Verkauf dieses von den Hauptsitzen der Familie
Siethen-Gröben abgelegenen Besitztums zu bewegen. Da der Bau der Brücke,
die von dem damaligen Witam bei Potsdam nach dem Stolper Werder führt,
bereits zwischen 1660 und 1663 erfolgte, hatte vielleicht der Kurfürst schon da-
mals hier ein kleines Jagdhaus besessen, und so entstand in ihm der Wunsch,
ein größeres Schloß zu bauen (vgl. L. Schneider.). Der Architekt war vermut-
lich De Chiese, und Bildhauer Dieussart leitete wahrscheinlich den Ausbau des
Innern, wie die überaus reichen Modellierungen der Decken und Türeinfassun-
gen vermuten lassen.

Schon 1688 starb der Große Kurfürst, der seiner Schöpfung mit seiner Familie
öfters Besuche abgestattet hatte. Das zum Park führende, jetzt nicht mehr
benutzte Barockportal mit seiner schönen schmiedeeisernen Tür und dem Me-
daillonporträt des Herrschers erinnert an jene Tage.

Am 24. April 1713 ließ der neue Herr, Friedrich Wilhelm L, dem nunmehrigen
Planteur Heydert mitteilen: „Und bin Ich resolviret, das ganze Gut Glienicke
nebst dem Garten daselbst, an den Meistbietenden zu verpachten und sowohl
des Planteurs, als alle übrigen Besoldungen einzuziehen, weil Ich Meine Kassen
nicht mit dergleichen unnöthigen Besoldungen beschwert wissen will." — Mit
diesen dürr-prosaischen Worten erreichte die erste Glanz zeit ihr Ende. An sie
erinnerte die Supraporte, ein Steinbild, den Preußischen Adler darstellend, mit
der Kette des schwarzen Adlerordens.

In dem nun folgenden Jahrhundert waren dem Schloß wechselvolle Schicksale
beschieden. Es wurde als Soldatenlazarett eingerichtet, und zuerst fanden
hier im Pommerschen Feldzug von 1715 verwundete Krieger Aufnahme, später
Potsdamer Riesengrenadiere. Dr. Mirow leitete die ganze Anstalt.
Unter Friedrich dem Großen wurde die „Peuplierungspolitik" energisch in An-
griff genommen. Das Lazarett ging damals ein, und um 1759 erreichte es Isaac
Joel, daß ihm das Schloß mit beiden Seitenflügeln, das einschließlich der 2
Marmorkamine im großen Saal und eines inmitten des Gartens stehenden
Lusthauses auf 1832 Taler bewertet wurde, zur Anlegung einer auf „ewige
Zeiten" zu betreibenden Tapetenfabrik überlassen wurde. Nur 12 Taler jähr-
lich hatte er laut Erbverschreibung von 1764 als Kanon zu entrichten, ferner
mußte er sich verpflichten, eine Maulbeerplantage anzulegen. — Die Brücke
war bereits 1777 „ganz neu von Holz" erbaut worden (vgl. Nicolai); an ihre
Stelle trat 1838 ein sich reizvoll der Landschaft anpassender Schinkel-
scher Bau. Leider wurde er jüngst durch eine plumpe Eisenkonstruktion
ersetzt.
 
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