Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

DOI issue:
Nr. 39
DOI article:
Kleine Mitteilungen des Journal der Goldschmiedekunst
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0332
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
| j JOURNAL DER GQLDSCHMIEDEKUNST.


Pforzheim. Die Goldkettenfabrik von Jos. Käst hat Mitte
September er. ihren Fabrikneubau Güterstrasse Nr. 4 bezogen und
damit eine wesentliche Vergrösserung ihrer Fabrikation verbunden.
Wir wünschen der geachteten Firma in ihrem neuen Heim viel
Glück! — Die Bijouteriefabrik Carl Lay teilt durch Rundschreiben
mit, dass Herr Carl Lay aus der Firma ausgetreten ist, um sich
nach 30jähriger Tätigkeit in das Privatleben zurückzuziehen, und
Herr Jacob Beer das Geschäft als alleiniger Inhaber weiterführen
wird. Gleichzeitig ist dem langjährigen Mitarbeiter, Herrn Arthur
Wagner, Prokura erteilt worden. — Unter der Firma Otto Strauch &
Wilhelm Kühn wurde in Pforzheim, Ebersteinstr 4, eine Spezialfabrik
für Werkzeuge der Bijouterie- und Metallwarenfabrikation gegründet.
Geschäftseröffnungen.
Berlin. Herr Otto' Klein, Neanderstrasse 2 eröffnet im Oktober
hier ein Uhren- und Goldwarengeschäft.
Friedenau bei Berlin. Herr Adolf Weida, Cranachstr. 46 eröffnet
im September hier ein Uhren- und Goldwarengeschäft.
Freiburg. Herr Jos. Scheppler eröffnete Conviktstrasse 21 eine
Goldschmied- und Reparatur-Werkstätte.
Kunstgewerbliches.
—y. Kölner Goldschmiedearbeiten. Drei Ausstellungsgegen-
stände, wahre Meisterwerke der Goldschmiedekunst sind zurzeit im
hiesigen Erzbischöflichen Museum ausgestellt. Die Arbeiten sind
aus der Werkstatt des Goldschmieds Heinrich Birgel hervorgegangen.
Am bemerkenswertesten ist das für die Pfarrkirche zu Köln-Sülz
bestimmte Vortragskreuz, das in romanischem Stile mit der Hand
gearbeitet, mit Gravierungen verziert und mit einem getriebenen
Knauf versehen ist. Es ist einfach gehalten und doch wirkungsvoll.
Der grosse, in gotischen Formen gehaltene, mit der Darstellung
der zwölf Apostel in getriebener Arbeit reich geschmückte Speise-
kelch ist für eine Kirche in Westfalen bestimmt. Auch der aus-
gestellte vergoldete Altarleuchter ist Treibarbeit.

Vereinswesen.
Zwangsinnung der Gold- und Silberschmiede (Sitz) Schweid-
nitz. Die XI. Hauptversammlung wurde vom Obermeister, Herrn
A. Försterling, am 5. September 1907, vormittags 9x/2 Uhr, mit herz-
licher Begrüssung der Erschienenen eröffnet. Der Jahresbericht
wurde von demselben vorgetragen. Im Laufe des verflossenen Jahres
ist ein Mitglied neu aufgenommen, ferner sind 4 Lehrlinge auf-
genommen und 2 Lehrlinge freigesprochen worden. Nach erfolgter
Rechnungslegung wurde dem Kassierer Decharge erteilt und der
vom Vorstand aufgestellte Haushaltsplan für 1907/8 von der Ver-
sammlung genehmigt. Zur Aufnahme waren 5 Lehrlinge angemeldet,
mit einer feierlichen Ansprache von Seiten des Herrn Obermeister
wurden dieselben in die Innung aufgenommen. Bei der nun folgenden
Vorstandswahl ist der bisherige Vorstand einstimmig wieder gewählt
worden. Der vom Obermeister gestellte Antrag, das von der Hand-
werkskammer empfohlene Büchlein „Lehrlings-Pflichten-Buch“, auf
Kosten der Innungskasse anzuschaffen, ward angenommen und
beschlossen, selbiges an sämtliche Lehrlinge der Innung zu verteilen.
Der im vorigen Jahre gestellte Antrag, Lehrlinge sollen bei jeder
Hauptversammlung Gravierproben und Zeichnungen einreichen, hatte
guten Anklang gefunden, denn es waren von mehreren Lehrlingen
recht lobenswerte Gravierarbeiten usw. eingegangen. Die Ver-
sammlung beschloss, die besten Arbeiten zu prämiieren und erhielten
Prämien folgende 3 Lehrlinge: Erich Daberkow, bei Herrn Fritz
Wild, Schweidnitz, Georg Riebe, bei Herrn Max Peschmann,
Waldenburg, und Gustav Wolff, bei Herrn Ewald Schlosser,
Langenbielau. Darauf hielt Herr Fritz Wild einen sehr interessanten
Vortrag über den Verbandstag in Kiel, welcher bei allen Anwesenden
grossen Beifall fand. Die Tagesordnung war somit erledigt und
wurde die Sitzung um P/2 Uhr nachmittags geschlossen, der grössere
Teil der Herren Kollegen unternahm nun einen Ausflug nach der
Kynsburg und dem Schlesierthal, von wo ein jeder die Heimreise
abends hoch befriedigt antrat.
A. Försterling, Obermeister. E. Kn auerhase, Schriftführer.

Frage- und Antwortkasten.
Die Aufnahme von Anfragen und Antworten erfolgt kostenlos, doch nur
nach der Reihe ihres Einganges und nach dem Massstabe des dafür verfügbaren
Raumes. Ausgeschlossen davon sind Fragen persönlichen Charakters be-
leidigenden Inhaltes, solcher, die kein allgemeines Interesse haben und’ von
Nichtabonnenten oder Nichtinserenten. Eine direkte, briefliche Beantwortung
findet nur in Ausnahmefällen und auch nur dann statt, wenn der Anfrage das
Rückporto beigefügt ist. Eine Teilnahme unserer geschätzten Leser an der
Beantwortung gestellter Anfragen ist im Interesse der Allgemeinheit be-
sonders erwünscht.
ANTWORTEN:
t Zur Frage Nr. 1326. Durch einen Kollegen, der Azetylen-
anlage im kleinen hatte, erfahre.ich, dass wohl das Löten ein rein-
liches wäre und auch bei Verbesserungen solcher Anlagen vielleicht
in Frage kommen könnte. Bis jetzt jedoch sei der Karbidgeruch
noch allzustark und lege sich auf die Lunge, es sei also nicht ganz
ratsam. Wenden Sie sich vielleicht einmal an eine Spezialfabrik
für Azetylen-Beleuchtung und wird man unter Umständen darin
auch schon Erfahrungen gemacht haben. Firmen, die derartige
Einrichtungen machen, sind Ernst Schneider, Chemnitz i. Sachsen,
äussere Johannisstrasse 3, und Paul Pitlinski, Berlin-Britz, Werder-
strasse 27.
f Zur Frage Nr. 1353. a) Versuchen Sie es einmal mit einer
Lotlegierung von 5 Teilen Messing und 2,5—3 Teilen Zink. Diese
Mischung soll sehr leichtflüssig sein. — b) Beziehen Sie von
Dr. Th. Wieland in Pforzheim das Lötmittel Fluoron, welches all-
seitig empfohlen wird.
H. M. Zur Frage Nr. 1367. Dass der Brillant im fraglichen Schieber
trüb geworden, kann nur daran liegen, dass nach dem Erhitzen
derselbe mit einem Luftzug in Berührung gekommen, was unbedingt
vermieden werden muss, da auch hierdurch der Stein vollständig
zerspringen kann. Es ist auch möglich, dass Sie den Gegenstand
in Beize ablöschten, denn der Stein hält etwas länger die Hitze,
wie das Metall. Zu machen ist mit dem Stein nichts mehr.
f Zur Frage Nr. 1368. Zu Ihren Zwecken, einer dauerhaften Ver-
goldung bezw. Versilberung, kann das sogenannte Kontaktverfahren
absolut nicht genügen, da solches erstens nicht den warmen Ton in
der Galvanisierung annimmt, anderseits aber auch auf Dauerhaftig-
keit absolut keinen Anspruch machen kann. Auch der von Ihnen
angezogene „Abbas“ sagt in seinem Buche: „Der Metallarbeiter“
1903 auf Seite 149, dass er die einfachsten Methoden für die besten
hält und empfiehlt wiederum die Kontaktverfahren. Auf Seite 150
sagt er aber selbst, „dass das blosse Einlegen etc. ohne Strom eigentlich
nur ein Sud ist und dieses Verfahren auf Schönheit wenig, auf Halt-
barkeit gar keinen Anspruch habt. Wenn weiter von dem Verfasser
behauptet wird, dass die grössten Fabriken etc. ihre Vergoldungen
mit Zinkstreifenmethode herstellen, so mag dies vielleicht dem Stand-
punkt von vor.ca. 20 — 25 Jahren entsprochen haben, aber dort schon
nicht mehr ganz. Heute aber, wo gerade in der Galvanostegie solch
grosse Fortschritte zu verzeichnen sind, wäre eine solche Methode
Unsinn. In allen grösseren Fabriken hat man die Einrichtungen
mit Dynamobetrieb, Stromregulatoren usw. und macht damit sehr
gute Erfahrungen. Vor allen Dingen hat dieses Verfahren den Vor-
teil, dass der Niederschlag eine innige Verbindung mit dem Unter-
lagenmetall eingeht und somit auf Dauerhaftigkeit mehr Anspruch
hat, als andere Verfahren. Geht man nun während des ganzen
Verfahrens mit der nötigen und peinlichen Reinlichkeit vor, so ist
auch der erzielte Farbton ein guter und in Abtönung schöner zu
nennen. In unsern Industriestädten benützt man zum grossen Teil
auch die sogenannten „Umformer“, welche als Poliermotore gebaut,
durch sogenannte Umstellung (Umformen) gleichzeitig zum Ver-
golden und Versilbern benutzt werden können. — Ihre Misserfolge
bei Vornahme der galvanischen Arbeiten scheinen jedenfalls auf
einer andern Basis zu beruhen und können wir Ihnen selbstverständlich
darin noch keine näheren Auskünfte geben, so lange Sie uns noch
nicht mitgeteilt haben, in was sich diese schlechten Resultate äussern.
Wenn Sie uns darüber Bestimmtes mitgeteilt haben, sind wir in der
Lage, Ihnen ausführliche Aufklärung geben zu können und sehen
Ihrer Äusserung diesbezüglich entgegen.

304
 
Annotationen