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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

DOI issue:
Nr. 17
DOI article:
Die Herstellung von Ketten
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0148
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122 -_JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■ -m 17

Die Herstellung von Ketten.
Mit Abbildungen nach Originalzeichnungen.

Die Spezialisierung in der Kettenbranche hat während
der letzten Jahrzehnte sehr erhebliche Fortschritte gemacht,
und noch steht man da keineswegs auf dem Gipfel der
Entwicklung. Maschine und Hand wetteifern im Bestreben,
der Kauflust des Publikums zu dienen. In beiden Ketten-
arten finden sich Musterkollektionen sehr bemerkenswerter
neuer Kettenformen; besonders die Technik der Ketten-
maschinen sucht sich ein immer grösseres Arbeitsfeld, auf
dem sie Schritt für Schritt vorwärts marschiert und der
Handarbeit Konkurrenz bietet.

Ueber Art und Herstellung von Maschinenketten-Wesen

ist bereits früher eine Anzahl fachlicher
Aufsätze im „Journal der Goldschmiede-
kunst“ erschienen. Wir halten es darum
für angezeigt, nunmehr eine Orientierung
über die Herstellung von Ketten im Hand-
arbeitsprozesse nach dem neuesten Stande
der Technik des Gewerbes zu geben.



Fig. 2.
Viereckige Stiftenkette
in ihrer Zusammen-
setzung (vergrössert).


Fig. 3.
Anfang zum Ein-
hängen einer Stiften-
kette, von der Seite
gesehen mit Ge-
wichtanhang.

1. Herstellung einer Stiftenkette.
Es gibt Ketten, die aus kreuzweise eingehängten Oesen
bestehen, weiter solche, bei denen parallel laufende, gleiche
Oesen durch quer gehängte Verbindungsösen zusammen-
gehängt sind, und wieder andere, bei denen parallel
laufende Oesen derart ineinandergesteckt werden, dass sie
mit einem Stiften zusammenhängt, bezw. verschränkt werden
können.
Zur Fertigstellung einer solchen Kette gebraucht man des-
halb die entsprechenden Oesen und flache oder runde Stiften.
Die Oesen werden, je nach Bedarf, rund, viereckig, oval
oder sonstwie über passende Spindeln gewickelt; man
bedient sich dabei der Wickelmaschinen, in die Spindel
und Drahtende zusammen eingespannt werden. Durch
Umdrehung des Vertikalrades wickelt sich der Draht schnell
auf; man lässt ihn dabei langsam durch die linke Hand
laufen, damit er sich regelrecht um die Spindel legt. Die
so aufgewickelte Spirale oder Schnecke wird nun entweder
mit der Handsäge aufgesägt, während man die Spirale
zwischen Zeigefinger und Daumen der linken Hand fest

an dem Feilnagel hält, oder man bedient sich neuerdings
kleiner Sägemaschinchen, die das Aufsägen viel schneller
bewirken.
Die Stiften werden in der Weise zugerichtet, dass der
Draht in der erforderlichen Stärke ausgewalzt und durch
ein mehr flach als rechteckiges Zieheisen gezogen wird.
Hierauf werden die einzelnen, gleichlangen Stiften mit
einer verstellbaren Blechschere abgeschnitten, und zwar
hinreichend lang, damit die Kette während des Einhängens
und Richtens nicht zusammenfallen kann.
Nun folgt das Fugen der Oesen. Sie werden mit
einer Zange in der linken Hand festgehalten, während
eine Zange in der Rechten die beiden Oesenenden dicht
und genau vor einander stellt. Die Zurichtung ist nun
fertig, und das Einhängen kann beginnen.
Als Anfang der Kette muss unten ein kleines Blei-
gewicht genommen werden, das schwer genug ist, die Kette
ständig zu strecken; dieses Gewicht hat oben zwei Oesen
aus Bindedraht, in die sich die ersten Kettenösen einhängen
und verstiften lassen.
Figur 1 zeigt in vergrössertem Massstabe das Inein-
andergreifen der Glieder einer rundösigen Stiftenkette;
Figur 2 veranschaulicht das Gleiche bei einer Stiftenkette
mit viereckigen Oesen, und Figur 3 bildet den Anfang
einer Stiftenkette mit Bleigewicht. (Die Kette nebst Stiften
ist hier von der Seite gesehen.)
Das Einhängen geschieht, wie Figur 4 zeigt, in der
Weise, dass der Arbeiter oder die Kettenmacherin jeweils
die mit einem Stiften festgehängten zwei parallel laufenden
Oesen mit einer leicht beweglichen Spitzzange so weit
auseinanderzieht, bis durch die Zange zwei weitere Oesen
mitten eingeschoben werden können; dann wird aufs neue
ein Stiften so eingeschoben, dass er zwischen den Ober-
teilen der unteren Oese und den Unterteilen der oberen Oese

Fig. 4. Das Einhängen einer Stiftenkette.
 
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