Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908
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DOI Heft:
Nr. 17
DOI Artikel:Die Herstellung von Ketten
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1908 ■, JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST „■ -— 123
durchläuft und diese verstiftet. Die Kette
wird während des ganzen Einhängeprozesses
zwischen Daumen und Zeigefinger der linken
Hand am Feilnagel gehalten. Hat die Kette
so die erforderliche Länge erhalten, so wird
sie entweder gleich mit den obersten Oesen
oder vermittelst einer Verbindungsöse in den
Kettenhaken eingehängt und unten, recht
stramm angespannt, mit einem Zigarrenkisten-
stiftchen im Block des Kettenhakens fest-
gemacht (S. Fig. 5.)
Der Kettenhaken besteht aus einem 6 bis
8 cm langen Klotz von 2 cm im Geviert
aus Weichholz (damit man die Kettenstiftchen
leicht eindrücken kann). Aus ihm ragt ein
runder Eisendraht von 2 mm Stärke mit dem
auf Figur 5 abgebildeten Bogen heraus. Der
ganze Kettenhaken misst ungefähr 28—30 cm.
Ist die Kette am Haken angehängt oder
richtig befestigt, so beginnt das Richten,
Fig. 5.
Fig. 6. Das Flachfeilen der Ketten nach dem Löten
d. h. mit einer feinen Spitzzange werden alle Fugen der
Oesen nach oben gerichtet. Hierbei muss man jedoch
sehr vorsichtig sein, damit nicht die ganze Kette beim
Drehen einer Oese zusammenfällt.
Nun beginnt das Löten. Vorher wird die Kette „be-
tragen“, wie der Fachausdruck lautet. Der Kettenmacher
reibt sich genug Borax ein und bestreicht die Kette mit
einem Boraxpinsel; dann lässt er sie leicht an den Lippen
vorbeistreichen und blässt den Borax durch die ganze
Kette, damit das Lot gut fliesst. Zuvor geschnittene, kleine
Lotpaillen werden jetzt je rechts und links der Kette an
den Berührungsstellen der Oesenfugen und der Stiften an-
gelegt, und wenn so die ganze Kette „betragen“ ist, wird
vorsichtig gelötet. Es dürfen immer nur jeweils die äusseren
Oesen mit den Stiften zusammengelötet werden; die inneren
Oesen müssen frei bleiben und so der Kette die Beweg-
lichkeit geben; im andern Falle ist die Kette „steif gelötet“.
Nach dem Löten zwickt man die überstehenden Stiften
ab und feilt die Kette flach. Eine Hilfsperson macht an
einem Ende der Kette einen Bindedraht fest, spannt ihn
in die Schnallzange und hält so die Kette an einem 20—25 cm-
Kettenfeilnagel fest, während der am Brett sitzende Gold-
schmied die Kette am anderen Ende hält und mit einer
linden Flachfeile die Lotstellen flach feilt, wie Fig. 6 zeigt.
Nachdem die Kette so noch versäubert und abgekocht ist,
hat der Kettenmacher die eigentliche Stiftenkette fertig ge-
stellt, und sie kann nunmehr poliert und finiert werden.
Eine weitere Verschönerung solcher Ketten lässt sich
durch Anlöten von Charnieren herbeiführen; diese werden
durch Sägeschnitte geteilt, damit die Kette beweglich bleibt.
Figur 7 zeigt eine solche Kette mit zwei seitlich ange-
löteten sog.Haberkorncharnieren (Durchschnitt 7 a), während
bei Figur 8 zwei Rechteckcharniere oben und unten auf
die Oesen aufgelötet sind. Die Charniere werden samt
dem Kupfereinzug, der über das Goldcharnier etwas her-
vorstehen muss, seitlich an der Kette mit Bindedraht fest-
gebunden, und zwar gehen diese 4 8a-
7 a. e Durchschnitt
Durchschnitt bis öfach genommenen Bindedrähte
in Entfernungen von höchstens 2 cm
jeweils über die Kette hinweg. Sind ntOo
die Charniere festgebunden, dann
wird die Kette an den Berührungs- nOfl
stellen der Oesen mit dem Charnier
(s. Fig. 7) wieder mit Lotpaillen nfeö
betragen und gelötet. Ist alles fest- rwHvi
gelötet, so wird der Einzug aus dem Bot
Charnier herausgezogen und die Kette nöOw
nach dem Abkochen mit einer hin- nöSo
reichend breiten Säge je zwischen
zwei Oesen durchgesägt, so dass sie
beweglich bleibt. Ebenso wird weiter Fig. 8. stiften-
Fig. 7. stiften- Rpffp mit 4 fncFi
kette mit verfahren, wenn noch mehrere aufgelötetem
durcXSem Charniere aufgelötet werden sollen. Charnier.
Das ist der Werdegang einer Stiftenkette
2. Die Krönchenkette.
Eine ähnliche, vielfach zu Chatelaines verwendet Ketten-
form ist die sog. „Krönchenkette“. Sie besteht aus 3, 4 oder
5fach spiralförmig gerundeten Oesen, die rund, oval, viereckig
usw. sein können und ebenso wie die Stiften-
kette ineinandergefugt und mit Stiften ver-
bunden werden. An den Enden der Oesen
werden jedoch lauter einzelne Krönchen auf-
gelötet, woher auch der Name der Kette stammt.
Zu den Krönchen selbst fertigt man sich
kordierten Draht und wickelt ihn ganz dicht auf,
sägt die Oesen ab und fugt sie. Dann wird
eine Schmelzperle mitten aufgesetzt und das
ganze Krönchen mit einem Lotpaille zusammen-
gelötet. Hiernach setzt man die einzelnen
Krönchen auf die Kette auf. (Siehe Figur 9.) Krönchenkette.
durchläuft und diese verstiftet. Die Kette
wird während des ganzen Einhängeprozesses
zwischen Daumen und Zeigefinger der linken
Hand am Feilnagel gehalten. Hat die Kette
so die erforderliche Länge erhalten, so wird
sie entweder gleich mit den obersten Oesen
oder vermittelst einer Verbindungsöse in den
Kettenhaken eingehängt und unten, recht
stramm angespannt, mit einem Zigarrenkisten-
stiftchen im Block des Kettenhakens fest-
gemacht (S. Fig. 5.)
Der Kettenhaken besteht aus einem 6 bis
8 cm langen Klotz von 2 cm im Geviert
aus Weichholz (damit man die Kettenstiftchen
leicht eindrücken kann). Aus ihm ragt ein
runder Eisendraht von 2 mm Stärke mit dem
auf Figur 5 abgebildeten Bogen heraus. Der
ganze Kettenhaken misst ungefähr 28—30 cm.
Ist die Kette am Haken angehängt oder
richtig befestigt, so beginnt das Richten,
Fig. 5.
Fig. 6. Das Flachfeilen der Ketten nach dem Löten
d. h. mit einer feinen Spitzzange werden alle Fugen der
Oesen nach oben gerichtet. Hierbei muss man jedoch
sehr vorsichtig sein, damit nicht die ganze Kette beim
Drehen einer Oese zusammenfällt.
Nun beginnt das Löten. Vorher wird die Kette „be-
tragen“, wie der Fachausdruck lautet. Der Kettenmacher
reibt sich genug Borax ein und bestreicht die Kette mit
einem Boraxpinsel; dann lässt er sie leicht an den Lippen
vorbeistreichen und blässt den Borax durch die ganze
Kette, damit das Lot gut fliesst. Zuvor geschnittene, kleine
Lotpaillen werden jetzt je rechts und links der Kette an
den Berührungsstellen der Oesenfugen und der Stiften an-
gelegt, und wenn so die ganze Kette „betragen“ ist, wird
vorsichtig gelötet. Es dürfen immer nur jeweils die äusseren
Oesen mit den Stiften zusammengelötet werden; die inneren
Oesen müssen frei bleiben und so der Kette die Beweg-
lichkeit geben; im andern Falle ist die Kette „steif gelötet“.
Nach dem Löten zwickt man die überstehenden Stiften
ab und feilt die Kette flach. Eine Hilfsperson macht an
einem Ende der Kette einen Bindedraht fest, spannt ihn
in die Schnallzange und hält so die Kette an einem 20—25 cm-
Kettenfeilnagel fest, während der am Brett sitzende Gold-
schmied die Kette am anderen Ende hält und mit einer
linden Flachfeile die Lotstellen flach feilt, wie Fig. 6 zeigt.
Nachdem die Kette so noch versäubert und abgekocht ist,
hat der Kettenmacher die eigentliche Stiftenkette fertig ge-
stellt, und sie kann nunmehr poliert und finiert werden.
Eine weitere Verschönerung solcher Ketten lässt sich
durch Anlöten von Charnieren herbeiführen; diese werden
durch Sägeschnitte geteilt, damit die Kette beweglich bleibt.
Figur 7 zeigt eine solche Kette mit zwei seitlich ange-
löteten sog.Haberkorncharnieren (Durchschnitt 7 a), während
bei Figur 8 zwei Rechteckcharniere oben und unten auf
die Oesen aufgelötet sind. Die Charniere werden samt
dem Kupfereinzug, der über das Goldcharnier etwas her-
vorstehen muss, seitlich an der Kette mit Bindedraht fest-
gebunden, und zwar gehen diese 4 8a-
7 a. e Durchschnitt
Durchschnitt bis öfach genommenen Bindedrähte
in Entfernungen von höchstens 2 cm
jeweils über die Kette hinweg. Sind ntOo
die Charniere festgebunden, dann
wird die Kette an den Berührungs- nOfl
stellen der Oesen mit dem Charnier
(s. Fig. 7) wieder mit Lotpaillen nfeö
betragen und gelötet. Ist alles fest- rwHvi
gelötet, so wird der Einzug aus dem Bot
Charnier herausgezogen und die Kette nöOw
nach dem Abkochen mit einer hin- nöSo
reichend breiten Säge je zwischen
zwei Oesen durchgesägt, so dass sie
beweglich bleibt. Ebenso wird weiter Fig. 8. stiften-
Fig. 7. stiften- Rpffp mit 4 fncFi
kette mit verfahren, wenn noch mehrere aufgelötetem
durcXSem Charniere aufgelötet werden sollen. Charnier.
Das ist der Werdegang einer Stiftenkette
2. Die Krönchenkette.
Eine ähnliche, vielfach zu Chatelaines verwendet Ketten-
form ist die sog. „Krönchenkette“. Sie besteht aus 3, 4 oder
5fach spiralförmig gerundeten Oesen, die rund, oval, viereckig
usw. sein können und ebenso wie die Stiften-
kette ineinandergefugt und mit Stiften ver-
bunden werden. An den Enden der Oesen
werden jedoch lauter einzelne Krönchen auf-
gelötet, woher auch der Name der Kette stammt.
Zu den Krönchen selbst fertigt man sich
kordierten Draht und wickelt ihn ganz dicht auf,
sägt die Oesen ab und fugt sie. Dann wird
eine Schmelzperle mitten aufgesetzt und das
ganze Krönchen mit einem Lotpaille zusammen-
gelötet. Hiernach setzt man die einzelnen
Krönchen auf die Kette auf. (Siehe Figur 9.) Krönchenkette.