174 o._ -«a JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST -— m 25
Juwelier Jos. Goldschmidt, begleitete die Überreichung dieses
prächtigen Ehrengeschenkes an Herrn Becker mit tiefempfundenen
Worten der Anerkennung für dessen erspriessliches Wirken und
charakterisierte das Kunstwerk in seinen verschiedenen symbo-
lischen Beziehungen. „Mögen Sie auch für die Zukunft“ — so
schloss er — „gleich einem Leuchtturm den Mitgliedern des Vereins
den sichern Weg zeigen, den Hafen kollegialer Freundschaft
und gegenseitiger Hochachtung, einen der vornehmsten Zwecke
unserer Vereinigung, zu finden. Das walte Gott!“
Der Jubilar dankte in herzlicher Weise, zugleich namens seiner
Gattin, für die ihn in so hohem Masse ehrende kostbare Gabe
der Kollegen. Er hoffe, auch fernerhin seine Kraft in den Dienst
der Interessen des Vereins und des gesamten Goldschmiede-
berufes stellen zu können. — Viel zur Verschönerung der Feier
trugen eine Anzahl Lieder und Toaste bei, teils ernster teils heiterer
Art. Besondere Beachtung verdiente noch die Rede des Herrn
Steenaertz auf den stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Jos.
Goldschmidt, und auf den Meister Josef Kleefisch.
Moderne echtsilberne Essbestecke.
Nicht nur Parade- und Dekorationsstücke, deren Bestimmung
es ist, meist nur bei festlichen Anlässen verwendet zu werden,
sollen künstlerische Formen aufweisen, sollen nach Material und
Gestaltung einem geläuterten Geschmack Rechnung tragen —
sondern auch die Gegenstände des täglichen Gebrauchs, die
Werkzeuge zu den notwendigsten Hantierungen, dürfen des künst-
lerischen Schmuckes nicht entbehren. In ihrer ganzen Ausführung
müssen sie anzeigen, dass sich auch die nüchternste Zweck-
bestimmung mit einer gefälligen Darstellung, mit vornehmer
Linienführung usw. vereinigen lässt. Das ist in Wirklichkeit „an-
gewandte“, im Leben erprobte und auf das praktische Leben zu-
gespitzte „moderne“ volkstümliche Kunst. Da darf man tat-
sächlich von echtem und nutzbringendem Kunstgewerbe reden,
das sich auf realem Untergrund in schöner Einkleidung erhebt.
Unter diesen Gesichtspunkten kann man es nur mit hoher Be-
friedigung aufnehmen, dass in neuerer Zeit auch die Verschönerung
der Essbestecke, wie dies früher, soweit die besser gestellten
Volksklassen in Frage kamen, die Regel bildete, wieder Platz
gegriffen hat. Es ist ein Verdienst vor allem der Silberwaren-
Fabrik Franz Bahner in Düsseldorf, hier den neueren Kunst-
anschauungen zur Geltung verhülfen, weite Kreise des vor-
nehmen Publikums erneut daran gewöhnt zu haben, echt silberne
Essbestecke In tadelloser Ausführung nach Material und Form
zu benutzen. Unsere beiden Kunsttafeln zeigen eine grössere
Anzahl solcher Bestecke in allerdings wesentlich verkleinerter
Wiedergabe. Aber auch in dem verjüngten Massstabe wirkt die
edle, dezente Linienführung, fesselt die bei aller Verschieden-
artigkeit der Muster im einzelnen durchgängig beobachtete Stil-
reinheit. Die Entwürfe zu diesen Bestecken sind teils von ersten
Künstlern — wir nennen nur Prof. Peter Behrens — entworfen,
teils in den eigenen Ateliers der Firma ebenfalls von Künstler-
hand vorgezeichnet. Die nötigen Stanzen werden desgleichen
in einem besonderen, unter Leitung eines bewährten Meisters
stehenden Graveur-Atelier angefertigt. Uns haben die Originale
der abgebildeten Bestecke vorgelegen, und wir gestehen gern
zu, dass die Wirkung einer solchen reichhaltigen Kollektion
prächtiger Messer, Gabeln und Löffel aus schwerstem Silber in
feinster Polierung und sorgfältigster Ausführung eine ganz vor-
zügliche ist. Besonders schön sind die beiden obersten Bestecke
auf der zweiten Tafel, sowie die untersten Bestecke links und
rechts auf dem Fächer-Arrangement. Die eigenartige Anbringung
eines linsenartigen Medaillons mit bescheiden plaziertem Linien-
und Blumenbeiwerk in diesen beiden Fällen zeugt von feinsinniger
Anwendung antiker Motive auf modernes Empfinden. Die Hoch-
Reliefarbeit an den beiden erst erwähnten Beispielen, wie auch
an den übrigen, mit Kurven, Voluten, Kannelierungen usw. ver-
sehenen Stücken ist von vortrefflicher Wirkung. Die Firma Franz
Bahner betreibt die Herstellung solch silberner Bestecke als ein-
zigen Spezialzweig und erzielt damit einen Jahresumsatz von etwa
P/2 Millionen Mark. Das 1855 von Herrn Franz Bahner gegründete
Etablissement, dessen kaufmännische und technische Leitung
Herrn Direktor Jos. Jansen unterstellt ist, hat von Jahr zu Jahr
weitere Ausdehnung genommen und exportiert jetzt nach fast
allen Ländern der Erde. Zum Betriebe der Fabrik dienen zwei
Dampfkessel und zwei Dampfmaschinen; ferner stehen zur Her-
stellung der Bestecke die besten Hilfsmaschinen und technisch
vollendete Vorrichtungen zur Verfügung, wie vier grosse Frik-
tionspressen, mehrere Excenterpressen, Walzwerke, Fräs-
maschinen usw. Es gibt wohl kaum eine deutsche Stadt, in der
nicht die Bahnerschen gediegenen echtsilbernen Bestecke von
Juwelieren geführt werden. Zur vollen Wirkung gelangen diese
erstklassigen Fabrikate natürlich erst dann, wenn sie mit stilvollen
Monogrammen versehen sind. Da verweisen wir auf das in der
Nummer 23 unseres „Journals“ Gesagte über die rationelle,
moderne Ausgestaltung besonders effektvoller Monogramme.
Stehen dann Material, Bearbeitung desselben und Monogramm-
Gravierung darauf ebenbürtig zusammen, so stellt ein solches
Besteck ein vollendetes Kunstwerk dar, mit dem die deutsche
Edelmetallindustrie einen vollgültigen Beweis ihrer technisch-
künstlerischen Leistungsfähigkeit geliefert hat. Dr. D.
Zu unseren
Die besonders stilvolle, künstlerisch ansprechende Ausgestal-
tung des Haarschmuckes, vor allem eine zierliche Gestaltung der
Kämme lässt sich die jüngste Mode angelegen sein. Es sind
denn auch in neuester Zeit nach dieser Richtung hin entzückende
Sachen auf den Markt gebracht worden, Arbeiten, bei denen
die Kostbarkeit des Materials mit der Schönheit und Originalität
der Formengebung in durchaus harmonischem Verhältnis steht,
Dessins von so reizvoller Eigenart, dass jedes dieser Stücke ein
kleines Kunstwerk bildet, dessen Bedeutung die jeweilige Mode
überdauern wird. Kämme, wie die auf den Seiten 165 und 167 abge-
bildeten, können zu allen Zeiten, namentlich bei festlichen Ver-
anstaltungen, getragen werden und stellen auf dem Toilettentisch,
Abbildungen.
im Schmuck-Necessaire einer schönen Frau Prunkstücke eines
erlesenen Geschmacks dar. Sie sind sämtlich französischen Ur-
sprungs. Der Kenner sieht ihnen dies auch auf den ersten Blick
an: nichts Aufdringliches, nicht Massivität in der Bearbeitung des
Materials: alles elegant, leicht und anmutig, und dabei doch bis
in die geringste Einzelheit von durchaus modernem Empfinden
durchweht. Die ersten beiden Kämme — der eine mit der
Frauengestalt unter dem Laubendach, der andere mit den Gera-
niumblüten — sind Arbeiten des hervorragenden Pariser Juwe-
liers A. Beaudouin (Paris, 153, rue St. Honore). Der dritte
Kamm (S. 167) ist von dem ebenfalls bestens bekannten Gold-
schmied Henri Dubret in Dijon ausgeführt. Jede dieser Arbeiten
Juwelier Jos. Goldschmidt, begleitete die Überreichung dieses
prächtigen Ehrengeschenkes an Herrn Becker mit tiefempfundenen
Worten der Anerkennung für dessen erspriessliches Wirken und
charakterisierte das Kunstwerk in seinen verschiedenen symbo-
lischen Beziehungen. „Mögen Sie auch für die Zukunft“ — so
schloss er — „gleich einem Leuchtturm den Mitgliedern des Vereins
den sichern Weg zeigen, den Hafen kollegialer Freundschaft
und gegenseitiger Hochachtung, einen der vornehmsten Zwecke
unserer Vereinigung, zu finden. Das walte Gott!“
Der Jubilar dankte in herzlicher Weise, zugleich namens seiner
Gattin, für die ihn in so hohem Masse ehrende kostbare Gabe
der Kollegen. Er hoffe, auch fernerhin seine Kraft in den Dienst
der Interessen des Vereins und des gesamten Goldschmiede-
berufes stellen zu können. — Viel zur Verschönerung der Feier
trugen eine Anzahl Lieder und Toaste bei, teils ernster teils heiterer
Art. Besondere Beachtung verdiente noch die Rede des Herrn
Steenaertz auf den stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn Jos.
Goldschmidt, und auf den Meister Josef Kleefisch.
Moderne echtsilberne Essbestecke.
Nicht nur Parade- und Dekorationsstücke, deren Bestimmung
es ist, meist nur bei festlichen Anlässen verwendet zu werden,
sollen künstlerische Formen aufweisen, sollen nach Material und
Gestaltung einem geläuterten Geschmack Rechnung tragen —
sondern auch die Gegenstände des täglichen Gebrauchs, die
Werkzeuge zu den notwendigsten Hantierungen, dürfen des künst-
lerischen Schmuckes nicht entbehren. In ihrer ganzen Ausführung
müssen sie anzeigen, dass sich auch die nüchternste Zweck-
bestimmung mit einer gefälligen Darstellung, mit vornehmer
Linienführung usw. vereinigen lässt. Das ist in Wirklichkeit „an-
gewandte“, im Leben erprobte und auf das praktische Leben zu-
gespitzte „moderne“ volkstümliche Kunst. Da darf man tat-
sächlich von echtem und nutzbringendem Kunstgewerbe reden,
das sich auf realem Untergrund in schöner Einkleidung erhebt.
Unter diesen Gesichtspunkten kann man es nur mit hoher Be-
friedigung aufnehmen, dass in neuerer Zeit auch die Verschönerung
der Essbestecke, wie dies früher, soweit die besser gestellten
Volksklassen in Frage kamen, die Regel bildete, wieder Platz
gegriffen hat. Es ist ein Verdienst vor allem der Silberwaren-
Fabrik Franz Bahner in Düsseldorf, hier den neueren Kunst-
anschauungen zur Geltung verhülfen, weite Kreise des vor-
nehmen Publikums erneut daran gewöhnt zu haben, echt silberne
Essbestecke In tadelloser Ausführung nach Material und Form
zu benutzen. Unsere beiden Kunsttafeln zeigen eine grössere
Anzahl solcher Bestecke in allerdings wesentlich verkleinerter
Wiedergabe. Aber auch in dem verjüngten Massstabe wirkt die
edle, dezente Linienführung, fesselt die bei aller Verschieden-
artigkeit der Muster im einzelnen durchgängig beobachtete Stil-
reinheit. Die Entwürfe zu diesen Bestecken sind teils von ersten
Künstlern — wir nennen nur Prof. Peter Behrens — entworfen,
teils in den eigenen Ateliers der Firma ebenfalls von Künstler-
hand vorgezeichnet. Die nötigen Stanzen werden desgleichen
in einem besonderen, unter Leitung eines bewährten Meisters
stehenden Graveur-Atelier angefertigt. Uns haben die Originale
der abgebildeten Bestecke vorgelegen, und wir gestehen gern
zu, dass die Wirkung einer solchen reichhaltigen Kollektion
prächtiger Messer, Gabeln und Löffel aus schwerstem Silber in
feinster Polierung und sorgfältigster Ausführung eine ganz vor-
zügliche ist. Besonders schön sind die beiden obersten Bestecke
auf der zweiten Tafel, sowie die untersten Bestecke links und
rechts auf dem Fächer-Arrangement. Die eigenartige Anbringung
eines linsenartigen Medaillons mit bescheiden plaziertem Linien-
und Blumenbeiwerk in diesen beiden Fällen zeugt von feinsinniger
Anwendung antiker Motive auf modernes Empfinden. Die Hoch-
Reliefarbeit an den beiden erst erwähnten Beispielen, wie auch
an den übrigen, mit Kurven, Voluten, Kannelierungen usw. ver-
sehenen Stücken ist von vortrefflicher Wirkung. Die Firma Franz
Bahner betreibt die Herstellung solch silberner Bestecke als ein-
zigen Spezialzweig und erzielt damit einen Jahresumsatz von etwa
P/2 Millionen Mark. Das 1855 von Herrn Franz Bahner gegründete
Etablissement, dessen kaufmännische und technische Leitung
Herrn Direktor Jos. Jansen unterstellt ist, hat von Jahr zu Jahr
weitere Ausdehnung genommen und exportiert jetzt nach fast
allen Ländern der Erde. Zum Betriebe der Fabrik dienen zwei
Dampfkessel und zwei Dampfmaschinen; ferner stehen zur Her-
stellung der Bestecke die besten Hilfsmaschinen und technisch
vollendete Vorrichtungen zur Verfügung, wie vier grosse Frik-
tionspressen, mehrere Excenterpressen, Walzwerke, Fräs-
maschinen usw. Es gibt wohl kaum eine deutsche Stadt, in der
nicht die Bahnerschen gediegenen echtsilbernen Bestecke von
Juwelieren geführt werden. Zur vollen Wirkung gelangen diese
erstklassigen Fabrikate natürlich erst dann, wenn sie mit stilvollen
Monogrammen versehen sind. Da verweisen wir auf das in der
Nummer 23 unseres „Journals“ Gesagte über die rationelle,
moderne Ausgestaltung besonders effektvoller Monogramme.
Stehen dann Material, Bearbeitung desselben und Monogramm-
Gravierung darauf ebenbürtig zusammen, so stellt ein solches
Besteck ein vollendetes Kunstwerk dar, mit dem die deutsche
Edelmetallindustrie einen vollgültigen Beweis ihrer technisch-
künstlerischen Leistungsfähigkeit geliefert hat. Dr. D.
Zu unseren
Die besonders stilvolle, künstlerisch ansprechende Ausgestal-
tung des Haarschmuckes, vor allem eine zierliche Gestaltung der
Kämme lässt sich die jüngste Mode angelegen sein. Es sind
denn auch in neuester Zeit nach dieser Richtung hin entzückende
Sachen auf den Markt gebracht worden, Arbeiten, bei denen
die Kostbarkeit des Materials mit der Schönheit und Originalität
der Formengebung in durchaus harmonischem Verhältnis steht,
Dessins von so reizvoller Eigenart, dass jedes dieser Stücke ein
kleines Kunstwerk bildet, dessen Bedeutung die jeweilige Mode
überdauern wird. Kämme, wie die auf den Seiten 165 und 167 abge-
bildeten, können zu allen Zeiten, namentlich bei festlichen Ver-
anstaltungen, getragen werden und stellen auf dem Toilettentisch,
Abbildungen.
im Schmuck-Necessaire einer schönen Frau Prunkstücke eines
erlesenen Geschmacks dar. Sie sind sämtlich französischen Ur-
sprungs. Der Kenner sieht ihnen dies auch auf den ersten Blick
an: nichts Aufdringliches, nicht Massivität in der Bearbeitung des
Materials: alles elegant, leicht und anmutig, und dabei doch bis
in die geringste Einzelheit von durchaus modernem Empfinden
durchweht. Die ersten beiden Kämme — der eine mit der
Frauengestalt unter dem Laubendach, der andere mit den Gera-
niumblüten — sind Arbeiten des hervorragenden Pariser Juwe-
liers A. Beaudouin (Paris, 153, rue St. Honore). Der dritte
Kamm (S. 167) ist von dem ebenfalls bestens bekannten Gold-
schmied Henri Dubret in Dijon ausgeführt. Jede dieser Arbeiten