Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908
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DOI Heft:
Nr. 11
DOI Artikel:Das Märchen von einem Diamanten-Krach
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«a JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
79
EMPIRE-MONOGRAMM von ROBERT NEUBERT
in Anwendung auf einem Cigaretten-Etuis.
Das Märchen von einem
Diamanten-Krach.
Aus noch nicht festgestellter Quelle sind in der
jüngsten Zeit unsere Tageszeitungen mit beunruhigenden
Gerüchten über einen Tiefstand des Diamantenmarktes
versehen worden, die leicht dazu angetan sein könnten,
das deutsche Brillantengeschäft auf lange Zeit empfind-
lich zu schädigen. Uns liegt ausserdem der Artikel
eines Akademikers vor, der sich angesichts des mit dem
Cullinan begonnenen Schleifprozesses feuilletonistisch
mit Diamantschleiferei beschäftigt und eine ganz unge-
heuerliche Behauptung über die gegenwärtigen Preise
der Diamanten in die Welt hinausposaunt.
Der betreffende Verfasser beschäftigt sich
nämlich unter anderem mit der Berechnung
des Preises grosser Diamanten im Quadrat
und spricht dabei folgenden, jede Sachkennt-
nis ignorierenden Unsinn aus: „Ist also bei-
spielsweise ein Diamant reinsten Wassers von
ein Karat Gewicht 240 Mark (!) wert, so muss
man für einen gleichguten Diamanten von
drei Karat schon neunmal den Einheitspreis,
d. h. 2160 Mark, bezahlen“. Wir haben ge-
rade in letzter Zeit wiederholt derartige leicht-
sinnige, unser Gewerbe in unverantwortlicher
Weise gefährdende Behauptungen von Leuten
registrieren müssen, deren Auslassungen so-
wohl von den Tageszeitungen als auch ihren
Lesern schon deshalb für bare Münze ge-
nommen werden, weil sie sich auf einen
akademischen Grad stützen. Derartige nicht
zu entschuldigende Oberflächlichkeiten sind aber dazu
angetan, die Gelehrtenwelt oder die es sein will, gehörig
in den Augen der Leute geschäftlicher Praxis zu dis-
kreditieren.
Abgesehen von dem letztgenannten Fall, will es
scheinen, als ob der ungünstigen Beeinflussung oder
gar Bekämpfung des Diamanten- bezw. Brillanten-
geschäftes durch die Presse ein System zugrunde läge,
denn die Klagen darüber scheinen international zu sein.
Uns wird nämlich von der Pariser Syndikatskammer
ein Rundschreiben zugestellt, das einen Briefwechsel
zwischen dem Präsidenten des Londoner Diamanten-
syndikats, Herrn Abrahams und Herrn L. Gauthier, dem
Präsidenten der Pariser Syndikatskammer der Edelstein-
händler, sowie die Erklärungen der de Beers- und der
Premier-Mine-Kompagnien an die grösste amerikanische
Steinschleiferei Stern, Bros & Co. in New-York in betr.
der Diamantenpreise enthält. Die Erklärungen lauten
übereinstimmend, dass das Londoner Syndikat im Ein-
klänge mit den beiden Kompagnien fortfahren wird,
die Preise aufrecht zu erhalten.
Diese Erklärungen der einzig massgebenden Faktoren
in betr. der Diamantenpreise, in deren Händen der aus-
schliessliche Vertrieb des Rohstoffes liegt, dokumentieren,
dass alle gegenteiligen Ausstreuungen aus trüber Quelle
stammen, die entweder absichtlich oder unabsichtlich
Behauptungen verbreitet, die den tatsächlichen Verhält-
nissen keineswegs entsprechen.
Tatsache allerdings ist, dass auf dem Diamanten-
markte gegenwärtig infolge der amerikanischen Krisis
eine starke Depression herrscht, die indes nicht im
Stande ist, den Marktpreis grösserer Steine bester Qua-
litäten herabzudrücken. Händler und grössere Juweliere,
namentlich in Paris, halten fest auf Preis und hoffen
zuversichtlich, in Kürze die besonders auch durch
beunruhigende Gerüchte entstandene unsichere Markt-
lage überwunden zu haben.
79
EMPIRE-MONOGRAMM von ROBERT NEUBERT
in Anwendung auf einem Cigaretten-Etuis.
Das Märchen von einem
Diamanten-Krach.
Aus noch nicht festgestellter Quelle sind in der
jüngsten Zeit unsere Tageszeitungen mit beunruhigenden
Gerüchten über einen Tiefstand des Diamantenmarktes
versehen worden, die leicht dazu angetan sein könnten,
das deutsche Brillantengeschäft auf lange Zeit empfind-
lich zu schädigen. Uns liegt ausserdem der Artikel
eines Akademikers vor, der sich angesichts des mit dem
Cullinan begonnenen Schleifprozesses feuilletonistisch
mit Diamantschleiferei beschäftigt und eine ganz unge-
heuerliche Behauptung über die gegenwärtigen Preise
der Diamanten in die Welt hinausposaunt.
Der betreffende Verfasser beschäftigt sich
nämlich unter anderem mit der Berechnung
des Preises grosser Diamanten im Quadrat
und spricht dabei folgenden, jede Sachkennt-
nis ignorierenden Unsinn aus: „Ist also bei-
spielsweise ein Diamant reinsten Wassers von
ein Karat Gewicht 240 Mark (!) wert, so muss
man für einen gleichguten Diamanten von
drei Karat schon neunmal den Einheitspreis,
d. h. 2160 Mark, bezahlen“. Wir haben ge-
rade in letzter Zeit wiederholt derartige leicht-
sinnige, unser Gewerbe in unverantwortlicher
Weise gefährdende Behauptungen von Leuten
registrieren müssen, deren Auslassungen so-
wohl von den Tageszeitungen als auch ihren
Lesern schon deshalb für bare Münze ge-
nommen werden, weil sie sich auf einen
akademischen Grad stützen. Derartige nicht
zu entschuldigende Oberflächlichkeiten sind aber dazu
angetan, die Gelehrtenwelt oder die es sein will, gehörig
in den Augen der Leute geschäftlicher Praxis zu dis-
kreditieren.
Abgesehen von dem letztgenannten Fall, will es
scheinen, als ob der ungünstigen Beeinflussung oder
gar Bekämpfung des Diamanten- bezw. Brillanten-
geschäftes durch die Presse ein System zugrunde läge,
denn die Klagen darüber scheinen international zu sein.
Uns wird nämlich von der Pariser Syndikatskammer
ein Rundschreiben zugestellt, das einen Briefwechsel
zwischen dem Präsidenten des Londoner Diamanten-
syndikats, Herrn Abrahams und Herrn L. Gauthier, dem
Präsidenten der Pariser Syndikatskammer der Edelstein-
händler, sowie die Erklärungen der de Beers- und der
Premier-Mine-Kompagnien an die grösste amerikanische
Steinschleiferei Stern, Bros & Co. in New-York in betr.
der Diamantenpreise enthält. Die Erklärungen lauten
übereinstimmend, dass das Londoner Syndikat im Ein-
klänge mit den beiden Kompagnien fortfahren wird,
die Preise aufrecht zu erhalten.
Diese Erklärungen der einzig massgebenden Faktoren
in betr. der Diamantenpreise, in deren Händen der aus-
schliessliche Vertrieb des Rohstoffes liegt, dokumentieren,
dass alle gegenteiligen Ausstreuungen aus trüber Quelle
stammen, die entweder absichtlich oder unabsichtlich
Behauptungen verbreitet, die den tatsächlichen Verhält-
nissen keineswegs entsprechen.
Tatsache allerdings ist, dass auf dem Diamanten-
markte gegenwärtig infolge der amerikanischen Krisis
eine starke Depression herrscht, die indes nicht im
Stande ist, den Marktpreis grösserer Steine bester Qua-
litäten herabzudrücken. Händler und grössere Juweliere,
namentlich in Paris, halten fest auf Preis und hoffen
zuversichtlich, in Kürze die besonders auch durch
beunruhigende Gerüchte entstandene unsichere Markt-
lage überwunden zu haben.