1908 =====^====== JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST - -- 273
Protokoll
über die Verhandlungen des VIII. Verbandstages des Verbandes
Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede,
am 9., 10. und 11. August 1908, in Heidelberg, in der Stadthalle.
TAGESORDNUNG:
1. Geschäftsbericht und Erläuterungen desselben durch den
I. Vorsitzenden Fischer-Berlin;
2. Kassenbericht des Schatzmeisters Schmidt-Berlin;
3. Entlastung des Schatzmeisters;
4. Entlastung des Vorstandes und Ausschusses;
5. Satzungsänderung (Beitragserhöhung der Vereine);
6. Neuwahl des Vorstandes;
7. Ergänzungswahl des Ausschusses;
8. Wahl der Rechnungsprüfer;
9. Schädigung der Juwelenbranche;
10. Besprechung der zunehmenden Gefahr der Einbruchsdieb-
stahlsfälle (Referent: Fischer-Berlin);
11. Generalversammlung der Mitglieder der Einbruchskasse:
a) definitive Wahl des Ausschusses,
b) Vorlegung der vom Revisionsverband revid. Jahresrechnung,
c) Sonstiges. (Referent: Fischer-Berlin);
12. Schädigung durch fahrlässiges oder böswilliges Taxieren
neuer Gegenstände (Referent: Fischer-Berlin);
13. Besprechung der Geschäftsgebarung der Württembergischen
Metallwarenfabrik;
. 14. Schaffung eines praktischen Kassenbuches für mittlere und
kleine Juweliergeschäfte (Referent: Fischer-Berlin);
15. Wie hoch stellt sich der Reingewinn eines Juweliergeschäftes?
(Referent: Becker-Köln);
16. Besprechung der Entscheidungen in den geführten Uhrmacher-
prozessen (Referent: Fischer-Berlin);
17. Deutlichere Stempelung der Gold- und Silberwaren (Referent:
Oscar Müller-Berlin);
18. Bericht über die Umfrage im Verband über die in Kiel vor-
geschlagene Resolution betr. Zahlweise (Ref.: Menzel-Berlin);
19. Besprechung des Ortes für den nächsten Verbandstag;
20. Sonstiges.
/. Verhandlungstag.
Der I. Vorsitzende, Herr Fischer, eröffnet um 10 Uhr 5 Min.
den Verbandstag durch Ergänzung einiger Mitteilungen im Ge-
schäftsbericht: so ist die Zahl der Mitglieder der Einbruchskasse
auf 713 angewachsen. Eine Diskussion über den Geschäftsbericht
wird nicht gewünscht.
Hierauf erhält Herr Schmidt das Wort zu Punkt 2. Er weist
auf den Beginn des Geschäftsjahres am 1. Juli hin und betont
ferner, dass ihm eine Verpflichtung zur Mahnung nicht obliegt;
er weist den Vorwurf der „Bummelei“, der gemacht worden ist,
zurück und bittet, ihn durch ungemahnte Einsendung der Beiträge
zu unterstützen.
Herr Schlund bittet, dem Verbände, der eingetragener Verein
ist, Stiftungen durch Testament etc. zu machen.
Herr Becker erstattet den Bericht als Rechnungsprüfer zu
Punkt 3 der Tagesordnung und bittet nach anerkennenden Worten
zum sichtbaren Zeichen des Dankes um Erhebung von den Sitzen
und um Entlastung des Schatzmeisters Herrn Schmidt durch
Akklamation.
Zu Punkt 4, Entlastung des Vorstandes und Ausschusses,
nimmt Herr Kleefisch das Wort und beantragt Entlastung des
Vorstandes und Ausschusses, die einstimmig erteilt wird.
Zu Punkt 5 wird seitens der Verbandsleitung beantragt: „Bei
Auflösung einer Vereinigung bleiben die Vereinsmitglieder ohne
weiteres Mitglieder des Verbandes, und zwar Einzelmitglieder,
vorausgesetzt, dass sie den satzungsgemässen Jahresbeitrag als
Einzelmitglied entrichten; es sind dann die Jahresbeiträge an den
Herrn Schatzmeister zu zahlen, oder werden nach § 4 eingezogen.
Dagegen soll gestrichen werden im § 6 der Absatz: „Scheidet
eine Körperschaft.“bis „Eintrittsgeldes bedarf“.
Dies wird angenommen.
Zu § 2 wird folgender Zusatz beantragt: „Ist die Aufnahme
als Mitglied erfolgt, so wird dem Betreffenden eine Urkunde (Mit-
gliedskarte) darüber ausgestellt, welche bei Ausscheiden aus dem
Verband an den Vorstand des Verbandes zurückzuliefern ist“.
Dies wird angenommen.
Herr Fischer regt hierbei die Erhöhung der Beiträge an; zu
diesem Thema nimmt Herr Stricker das Wort und stellt den An-
trag, den Beitrag auf 3 Mark pro Kopf zu normieren.
Herr Betz bringt zur Kenntnis das Ergebnis der gestrigen
Ausschusssitzung bezüglich des Voranschlages 1908/09, der einen
Fehlbetrag von 1000 Mark in Aussicht stellt. Redner bittet, dahin
zu wirken, dass die Beiträge erhöht werden; eine definitive Fest-
legung des Beitrages befürwortet er nicht, in Rücksicht auf die
freien Vereinigungen und Zwangsinnungen; erstere sollen 3 Mark,
letztere 2 Mark als Mindestbeitrag zahlen.
Herr Menzel wendet sich gegen die Schablonierung der Bei-
träge, und Herr Schmidt erläutert die Schwierigkeiten der Kassen-
führung durch die Säumigkeit im Einsenden der Beiträge.
Herr Nitzschmann-Dresden schliesst sich in seinen Ausfüh-
rungen Herrn Menzel an; er hat den Auftrag, den Höchstbetrag
auf 150 Mark für die Dresdener Zwangsinnung festzulegen.
Herr Stricker findet es beschämend, dass sich die Juweliere
sträuben, den Beitrag auf 3 Mark zu erhöhen; er ist für Fest-
legung des Beitrages auf 2 bezw. 3 Mark, je nach Zwangs- oder
freier Innung.
Herr Fischer ist nicht dafür, einen Zwang hinsichtlich Zahlung der
Beiträge auszuüben; er befürchtet in den Zwangsinnungen unter
Umständen eine Sprengung, er ist gegen eine Schablonierung der
Beiträge. Er empfiehlt, durch eine Resolution festzulegen, dass
ein durchschnittlicher Beitrag von 3 Mark wünschenswert ist.
Herr Betz stellt den Antrag, heute zum Ausdruck zu bringen,
die Vorstände wollen dafür Sorge tragen, den Beitrag bei freien
Vereinigungen auf 3 Mark, bei Zwangsinnungen auf 2 Mark
mindestens festzulegen.
Herr Stricker zieht seinen Antrag zurück; es stehen demnach
die Anträge Fischer und Betz zur Abstimmung. Der Antrag
Fischer wird angenommen, ebenso der Antrag Betz, letzterer
gegen eine Stimme.
Hierauf werden die Herren:
H. Roedelsperger, Colmar,
und Schatt, i. Fa. Gebr. Schatt, Hanau,'
als Mitglieder des Verbandes aufgenommen.
Herr Becker nimmt zu Punkt 6 das Wort und empfiehlt, den
Vorstand, der dieses mal ausscheidet, mit Ausnahme des Herrn
Walter-Halle, dessen Interesse erlahmt ist, also die Herren Fischer,
Menzel, Müller, Schmidt und Teige wiederzuwählen.
Herr Betz befürwortet in warmen Worten die Wahl durch
Akklamation; es erfolgt kein Widerspruch. Mithin sind die 5
Herren gewählt. Als Ersatz für Herrn Walter wird von Herrn
Fischer Herr Leonhardt, i. Fa. Leonhardt & Fiegel, vorgeschlagen.
Herr Leonhardt wird einstimmig gewählt.
Aus dem Ausschuss scheiden ordnungsmässig aus die Herren
Becker, Betz, Schlund, Stein und Steinheuer. Herr Fischer bittet,
die Herren wiederzuwählen oder andere Vorschläge zu machen.
Die Herren werden wiedergewählt.
Anstelle des Herrn Kiesel und Herrn Bruckmann wird Herr
Paul Jahr, Gera, vorgeschlagen; der Verein Württemberg hat an-
stelle des Herrn Kiesel einen Ersatzmann nicht vorgeschlagen;
wie Herr Menner, Stuttgart, bekundet.
Herr Fischer bittet, dem Vorstande freizugeben, eine Coop-
tation aus Württemberg vorzunehmen.
Herr Paul Jahr wird gewählt, und dem Vorstand die Ermäch-
tigung zur Cooptation erteilt.
Zu Rechnungsprüfern werden vorgeschlagen und gewählt die
Herren Becker und Steinheuer, als Ersatzmänner werden die Herren
Schlund und Emil Foehr gewählt.
Hierauf tritt um 11 Uhr 40 Minuten eine Frühstückspause ein.
Um 12 Uhr 20 Minuten eröffnet Herr Fischer wiederum die
Tagung und erteilt Herrn P. Löwenthal-Frankfurt a. M. zu Punkt 9
das Wort. Herr Löwenthal schildert in längerer Ausführung die
Mängel in unserer Fachpresse, die an unfachmännischen Aus-
lassungen Ausserordentliches leistet. Als Beweis greift Redner
einen Artikel heraus: „Können Perlen sterben?“ Die darin ge-
machten Angaben wurden zwar aus einer Wochenschrift über-
nommen, doch gerade die kritiklose Aufnahme beweist den Mangel
an Sachkenntnis in der Redaktion. Erhebungen ergaben, dass
die Behauptungen bezüglich der Perlen der Kaiserin Augusta und
des Colliers im Louvre sich als aus der Luft gegriffen erwiesen
haben. Privat eingeleitete Verhandlungen fanden die Redaktion
bereit, für die Zukunft vor der Veröffentlichung einen Vertrauens-
mann zu fragen; dies ist nur in einem Falle geschehen.
Inzwischen ist die Kalamität im Diamantgeschäft ausgebrochen
und von der Fachpresse nicht genügend beachtet. Als dann die
Krisis sich steigerte, sind schliesslich die gleichlautenden Briefe
der Minen verspätet gebracht, und zwar ungeschickterweise zu-
sammen mit einem Artikel, der ein Fallen der Rohpreise in Aus-
sicht stellte. 8 Tage später brachte die Redaktion einen erneuten
Bericht, der wieder Gegenteiliges meldete. Redner bezeichnet
diese Berichterstattung als leichtfertig.
Die umfangreichen, eingehenden Ausführungen gipfeln in fol-
gender Resolution:
Der am 9. August 1908 in Heidelberg tagende Verbandstag
der Deutschen Juweliere, Gold- und Silberschmiede bedauert und
missbilligt die Art der Berichterstattung, namentlich in dem ersten
Halbjahr 1908 über die Lage des Diamantenmarktes seitens der
Fachpresse, die, statt sachgemässe, objektive Nachrichten zu
bringen, vor einem Preissturz der Diamanten warnte, und zwar
erst zu einer Zeit, wo ein Festhalten an den Preisen schon lange
offiziell seitens der massgebenden Faktoren veröffentlicht war.
Dadurch werden aber leicht minder gut unterrichtete Fachgenossen
in ihrem Geschäftsbetrieb geschädigt, zumal die Tatsachen die
Berichte der Fachpresse vielfach überholen. Ausserdem erblickt
aber der Verbandstag eine Gefahr darin, dass die Tagespresse
Notizen aus der Fachpresse abdruckt und dadurch unrichtige und
das Fach schwer schädigende Nachrichten in einem weiteren Kreis
des Publikums verbreitet werden. Wenn auch der Abdruck irre-
führender Nachrichten nicht verhindert werden kann, so liegt es
doch in der Hand des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und
Silberschmiede entweder die Autorität solcher Notizen der Fach-
Protokoll
über die Verhandlungen des VIII. Verbandstages des Verbandes
Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede,
am 9., 10. und 11. August 1908, in Heidelberg, in der Stadthalle.
TAGESORDNUNG:
1. Geschäftsbericht und Erläuterungen desselben durch den
I. Vorsitzenden Fischer-Berlin;
2. Kassenbericht des Schatzmeisters Schmidt-Berlin;
3. Entlastung des Schatzmeisters;
4. Entlastung des Vorstandes und Ausschusses;
5. Satzungsänderung (Beitragserhöhung der Vereine);
6. Neuwahl des Vorstandes;
7. Ergänzungswahl des Ausschusses;
8. Wahl der Rechnungsprüfer;
9. Schädigung der Juwelenbranche;
10. Besprechung der zunehmenden Gefahr der Einbruchsdieb-
stahlsfälle (Referent: Fischer-Berlin);
11. Generalversammlung der Mitglieder der Einbruchskasse:
a) definitive Wahl des Ausschusses,
b) Vorlegung der vom Revisionsverband revid. Jahresrechnung,
c) Sonstiges. (Referent: Fischer-Berlin);
12. Schädigung durch fahrlässiges oder böswilliges Taxieren
neuer Gegenstände (Referent: Fischer-Berlin);
13. Besprechung der Geschäftsgebarung der Württembergischen
Metallwarenfabrik;
. 14. Schaffung eines praktischen Kassenbuches für mittlere und
kleine Juweliergeschäfte (Referent: Fischer-Berlin);
15. Wie hoch stellt sich der Reingewinn eines Juweliergeschäftes?
(Referent: Becker-Köln);
16. Besprechung der Entscheidungen in den geführten Uhrmacher-
prozessen (Referent: Fischer-Berlin);
17. Deutlichere Stempelung der Gold- und Silberwaren (Referent:
Oscar Müller-Berlin);
18. Bericht über die Umfrage im Verband über die in Kiel vor-
geschlagene Resolution betr. Zahlweise (Ref.: Menzel-Berlin);
19. Besprechung des Ortes für den nächsten Verbandstag;
20. Sonstiges.
/. Verhandlungstag.
Der I. Vorsitzende, Herr Fischer, eröffnet um 10 Uhr 5 Min.
den Verbandstag durch Ergänzung einiger Mitteilungen im Ge-
schäftsbericht: so ist die Zahl der Mitglieder der Einbruchskasse
auf 713 angewachsen. Eine Diskussion über den Geschäftsbericht
wird nicht gewünscht.
Hierauf erhält Herr Schmidt das Wort zu Punkt 2. Er weist
auf den Beginn des Geschäftsjahres am 1. Juli hin und betont
ferner, dass ihm eine Verpflichtung zur Mahnung nicht obliegt;
er weist den Vorwurf der „Bummelei“, der gemacht worden ist,
zurück und bittet, ihn durch ungemahnte Einsendung der Beiträge
zu unterstützen.
Herr Schlund bittet, dem Verbände, der eingetragener Verein
ist, Stiftungen durch Testament etc. zu machen.
Herr Becker erstattet den Bericht als Rechnungsprüfer zu
Punkt 3 der Tagesordnung und bittet nach anerkennenden Worten
zum sichtbaren Zeichen des Dankes um Erhebung von den Sitzen
und um Entlastung des Schatzmeisters Herrn Schmidt durch
Akklamation.
Zu Punkt 4, Entlastung des Vorstandes und Ausschusses,
nimmt Herr Kleefisch das Wort und beantragt Entlastung des
Vorstandes und Ausschusses, die einstimmig erteilt wird.
Zu Punkt 5 wird seitens der Verbandsleitung beantragt: „Bei
Auflösung einer Vereinigung bleiben die Vereinsmitglieder ohne
weiteres Mitglieder des Verbandes, und zwar Einzelmitglieder,
vorausgesetzt, dass sie den satzungsgemässen Jahresbeitrag als
Einzelmitglied entrichten; es sind dann die Jahresbeiträge an den
Herrn Schatzmeister zu zahlen, oder werden nach § 4 eingezogen.
Dagegen soll gestrichen werden im § 6 der Absatz: „Scheidet
eine Körperschaft.“bis „Eintrittsgeldes bedarf“.
Dies wird angenommen.
Zu § 2 wird folgender Zusatz beantragt: „Ist die Aufnahme
als Mitglied erfolgt, so wird dem Betreffenden eine Urkunde (Mit-
gliedskarte) darüber ausgestellt, welche bei Ausscheiden aus dem
Verband an den Vorstand des Verbandes zurückzuliefern ist“.
Dies wird angenommen.
Herr Fischer regt hierbei die Erhöhung der Beiträge an; zu
diesem Thema nimmt Herr Stricker das Wort und stellt den An-
trag, den Beitrag auf 3 Mark pro Kopf zu normieren.
Herr Betz bringt zur Kenntnis das Ergebnis der gestrigen
Ausschusssitzung bezüglich des Voranschlages 1908/09, der einen
Fehlbetrag von 1000 Mark in Aussicht stellt. Redner bittet, dahin
zu wirken, dass die Beiträge erhöht werden; eine definitive Fest-
legung des Beitrages befürwortet er nicht, in Rücksicht auf die
freien Vereinigungen und Zwangsinnungen; erstere sollen 3 Mark,
letztere 2 Mark als Mindestbeitrag zahlen.
Herr Menzel wendet sich gegen die Schablonierung der Bei-
träge, und Herr Schmidt erläutert die Schwierigkeiten der Kassen-
führung durch die Säumigkeit im Einsenden der Beiträge.
Herr Nitzschmann-Dresden schliesst sich in seinen Ausfüh-
rungen Herrn Menzel an; er hat den Auftrag, den Höchstbetrag
auf 150 Mark für die Dresdener Zwangsinnung festzulegen.
Herr Stricker findet es beschämend, dass sich die Juweliere
sträuben, den Beitrag auf 3 Mark zu erhöhen; er ist für Fest-
legung des Beitrages auf 2 bezw. 3 Mark, je nach Zwangs- oder
freier Innung.
Herr Fischer ist nicht dafür, einen Zwang hinsichtlich Zahlung der
Beiträge auszuüben; er befürchtet in den Zwangsinnungen unter
Umständen eine Sprengung, er ist gegen eine Schablonierung der
Beiträge. Er empfiehlt, durch eine Resolution festzulegen, dass
ein durchschnittlicher Beitrag von 3 Mark wünschenswert ist.
Herr Betz stellt den Antrag, heute zum Ausdruck zu bringen,
die Vorstände wollen dafür Sorge tragen, den Beitrag bei freien
Vereinigungen auf 3 Mark, bei Zwangsinnungen auf 2 Mark
mindestens festzulegen.
Herr Stricker zieht seinen Antrag zurück; es stehen demnach
die Anträge Fischer und Betz zur Abstimmung. Der Antrag
Fischer wird angenommen, ebenso der Antrag Betz, letzterer
gegen eine Stimme.
Hierauf werden die Herren:
H. Roedelsperger, Colmar,
und Schatt, i. Fa. Gebr. Schatt, Hanau,'
als Mitglieder des Verbandes aufgenommen.
Herr Becker nimmt zu Punkt 6 das Wort und empfiehlt, den
Vorstand, der dieses mal ausscheidet, mit Ausnahme des Herrn
Walter-Halle, dessen Interesse erlahmt ist, also die Herren Fischer,
Menzel, Müller, Schmidt und Teige wiederzuwählen.
Herr Betz befürwortet in warmen Worten die Wahl durch
Akklamation; es erfolgt kein Widerspruch. Mithin sind die 5
Herren gewählt. Als Ersatz für Herrn Walter wird von Herrn
Fischer Herr Leonhardt, i. Fa. Leonhardt & Fiegel, vorgeschlagen.
Herr Leonhardt wird einstimmig gewählt.
Aus dem Ausschuss scheiden ordnungsmässig aus die Herren
Becker, Betz, Schlund, Stein und Steinheuer. Herr Fischer bittet,
die Herren wiederzuwählen oder andere Vorschläge zu machen.
Die Herren werden wiedergewählt.
Anstelle des Herrn Kiesel und Herrn Bruckmann wird Herr
Paul Jahr, Gera, vorgeschlagen; der Verein Württemberg hat an-
stelle des Herrn Kiesel einen Ersatzmann nicht vorgeschlagen;
wie Herr Menner, Stuttgart, bekundet.
Herr Fischer bittet, dem Vorstande freizugeben, eine Coop-
tation aus Württemberg vorzunehmen.
Herr Paul Jahr wird gewählt, und dem Vorstand die Ermäch-
tigung zur Cooptation erteilt.
Zu Rechnungsprüfern werden vorgeschlagen und gewählt die
Herren Becker und Steinheuer, als Ersatzmänner werden die Herren
Schlund und Emil Foehr gewählt.
Hierauf tritt um 11 Uhr 40 Minuten eine Frühstückspause ein.
Um 12 Uhr 20 Minuten eröffnet Herr Fischer wiederum die
Tagung und erteilt Herrn P. Löwenthal-Frankfurt a. M. zu Punkt 9
das Wort. Herr Löwenthal schildert in längerer Ausführung die
Mängel in unserer Fachpresse, die an unfachmännischen Aus-
lassungen Ausserordentliches leistet. Als Beweis greift Redner
einen Artikel heraus: „Können Perlen sterben?“ Die darin ge-
machten Angaben wurden zwar aus einer Wochenschrift über-
nommen, doch gerade die kritiklose Aufnahme beweist den Mangel
an Sachkenntnis in der Redaktion. Erhebungen ergaben, dass
die Behauptungen bezüglich der Perlen der Kaiserin Augusta und
des Colliers im Louvre sich als aus der Luft gegriffen erwiesen
haben. Privat eingeleitete Verhandlungen fanden die Redaktion
bereit, für die Zukunft vor der Veröffentlichung einen Vertrauens-
mann zu fragen; dies ist nur in einem Falle geschehen.
Inzwischen ist die Kalamität im Diamantgeschäft ausgebrochen
und von der Fachpresse nicht genügend beachtet. Als dann die
Krisis sich steigerte, sind schliesslich die gleichlautenden Briefe
der Minen verspätet gebracht, und zwar ungeschickterweise zu-
sammen mit einem Artikel, der ein Fallen der Rohpreise in Aus-
sicht stellte. 8 Tage später brachte die Redaktion einen erneuten
Bericht, der wieder Gegenteiliges meldete. Redner bezeichnet
diese Berichterstattung als leichtfertig.
Die umfangreichen, eingehenden Ausführungen gipfeln in fol-
gender Resolution:
Der am 9. August 1908 in Heidelberg tagende Verbandstag
der Deutschen Juweliere, Gold- und Silberschmiede bedauert und
missbilligt die Art der Berichterstattung, namentlich in dem ersten
Halbjahr 1908 über die Lage des Diamantenmarktes seitens der
Fachpresse, die, statt sachgemässe, objektive Nachrichten zu
bringen, vor einem Preissturz der Diamanten warnte, und zwar
erst zu einer Zeit, wo ein Festhalten an den Preisen schon lange
offiziell seitens der massgebenden Faktoren veröffentlicht war.
Dadurch werden aber leicht minder gut unterrichtete Fachgenossen
in ihrem Geschäftsbetrieb geschädigt, zumal die Tatsachen die
Berichte der Fachpresse vielfach überholen. Ausserdem erblickt
aber der Verbandstag eine Gefahr darin, dass die Tagespresse
Notizen aus der Fachpresse abdruckt und dadurch unrichtige und
das Fach schwer schädigende Nachrichten in einem weiteren Kreis
des Publikums verbreitet werden. Wenn auch der Abdruck irre-
führender Nachrichten nicht verhindert werden kann, so liegt es
doch in der Hand des Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und
Silberschmiede entweder die Autorität solcher Notizen der Fach-