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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 33
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Wenzel Jamnitzer, Deutschlands grösster Goldschmied und seine Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0253

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1908 _- ■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST 221

Wenzel Jamnitzer, Deutschlands grössterGoldschmied und seine Werke.
(Zum 400 jährigen Geburtstage des Altmeisters.)

Unerlässlich für eine unbefangene, gründliche Beur-
teilung der Leistungen eines Künstlers ist vor allem eine
Kenntnis der Hauptmomente seines Lebens und der Eigen-

sie sich auf Wenzel und dessen Bruder Albrecht Jamnitzer
beziehen, in ihrem ganzen naiven, unbeholfenen Wortlaut
nachstehend wieder:

über

w

des Meisters.

Merk-
zeichen
Wenzel
Jam-
nitzers.

Wenzel Jamnitzer (1508 — 1585).
Nach dem im Besitz des Germanischen National-
museums befindlichen Gipsabguss eines in Wachs
als Hochrelief bossierten Porträts

erzeigen mö-
gen, vonWien
hieher haben
bringen las-
sen , darum
Gott auch
gleich ihre
Söhnlein, wie
man sieht, mit
Kunst und
Gnaden be-
gäbet. Diese
zwei Brüder

art seines Schaffens dann, wenn seine
Werke in der Hauptsache nur mehr hi-
storische Bedeutung haben, oder wenn
sie zum wesentlichen Teile wenigstens
neben ihrem rein künstlerischen, blei-
benden Charakter unverkennbar solche
oft zufällige, mit vorübergegangenen
Geschmacksrichtungen
zusammenhängende
Momente aufweisen
oder Techniken, die
in der Gegenwart nicht
mehr geübt werden.
Alle diese Kenn-
zeichen treffen auf
Wenzel Jamnitzer zu,
Deutschlands berühm-
testen Goldschmied,
dessen 400 jährige Ge-
burtstagsfeier in dieses
Jahr fällt.
Was sich bisher
Jamnitzer mit
Sicherheit er-
mitteln liess,
ist zunächst
folgendes: Wir wissen, wie er wenigstens in seinen
späteren Lebensjahren ausgesehen hat (vgl. das
Porträt auf dieser Seite, hergestellt nach einem Gips-
abguss eines 1568 in Wachs als Hochrelief aus-
geführten Porträts Jamnitzers und das Epitaph
S. 228). Weiter stehen Geburtsjahr und genaues
Todesdatum fest, sowie einige sonstige Jahre aus seinem
Leben. Hauptquelle hierfür sind Johann Neudörfers
(1497—1563), des berühmten Schreib- und Rechenmeisters
zu Nürnberg „Nachrichten von Künstlern und Werkleuten
daselbst“ aus dem Jahre 1547. Neudörfer hat Wenzeln
Jamnitzer persönlich gekannt. Der Originalität halber
geben wir die Neudörferschen Aufzeichnungen, soweit

„Nr. 38. Wenzel und Albrecht, die Jamnitzer,
Gebrüder, Goldschmide.
Es möchte gesagt werden, dieweil diese bede Brüder
meine Gefreunde sind, ich möcht derhalben des Lobens
bei ihnen zu mild seyn, derhalben ichs E.
E. Rath, meine günstige Herren und alle
andere Kunstner, so ihr gemachte Arbeit
und Werk täglich sehen, urtheilen will lassen,
darum ich das, so sie täglich brauchen, will
ein wenig unter die Hand nehmen. Das für-
nehmsteStück aber,das mirvon ihnen beden
am besten gefällt, ist, dass sie ihren Vater und
Mutter, damit sie ihnen Ehr und alles Gute



Zeitgenössische Darstellung Wenzel Jamnitzers mit einem befreundeten Mechaniker
bei der Arbeit.


Wenzel Jamnitzers .Wappen.
Phot. Verlag Paul Bette, Berlin.
sind auch in Erfindung der Kunst, auch
in Vertheilung ihrer gemachten Arbeit
also einig, dass keiner das Seine von
dem Andern fordert, noch viel weniger
das 'wenigst oder das meist vor dem
andern verbirgt. Sie arbeiten beide von
Silber und Gold, haben der Perspectiv
und Messwerk einen grossen Verstand,
schneiden beide Wappen und Siegel in
Silber, Stein und Eisen. Sie schmelzen
die schönsten Farben von Glas, und haben
das Silberätzen am höchsten gebracht,
was sie aber von Thierlein, Würmlein,
Kräutern und Schmecken von Silber
giessen, und die silbernen Gefässe damit
zieren, das ist vorhin nicht erhöret worden.
Wie sie mich dann mit einer ganzen
silbernen Schmecken (Provinzialismus für
Blumenstrauss.), von allerlei Blümlein
 
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